– Wo Menschen sind, passieren Missgeschicke: Immer wieder müssen Freibäder nach Fäkalien-Unfällen gesperrt werden. Doch wie sieht die Lage in Nürnberg aus – und wie reagieren Bäder auf solche Ekel-Momente?

Wer an Freibäder denkt, denkt an Sommer, Sonnencreme und Eis oder Pommes am Beckenrand. Doch die Realität sieht manchmal anders aus: Fäkalien, Urin oder sogar Erbrochenes landen regelmäßig im Wasser – und lösen nicht nur bei Bademeisterinnen und Bademeistern Ekel aus. Die Folge: Becken müssen gesperrt, das Wasser aufwendig gereinigt und aufbereitet werden.

Dass das keine Ausnahme ist, zeigt ein aktueller Fall aus Ludwigsburg. Dort wurde das Nichtschwimmerbecken eines Freibads kürzlich wegen Fäkalien im Wasser geschlossen, wie unter anderem der Südwestrundfunk SWR berichtete. Wie die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim dem Sender bestätigten, sei es in diesem Jahr bereits zweimal zu solchen Vorfällen gekommen – einmal durch Kot, einmal durch Erbrochenes. Im Vorjahr waren es sogar dreimal so viele Fälle. Laut Stadtwerken liege der finanzielle Schaden bei jeweils rund 300 Euro pro Reinigung. Die Verursachenden selbst müssen für den Schaden nicht aufkommen. Die Kosten trägt der Badbetreiber – und damit letztlich alle Gäste.

Fäkalien im Freibad: Wie ist die Lage in Nürnberg?

Die gute Nachricht vorweg: In Nürnbergs Freibädern komme es kaum zu solchen Vorfällen. Auf Nachfrage bestätigt NürnbergBad, dass weder in diesem Jahr noch in den vergangenen Jahren Fälle von Erbrochenem oder Fäkalien im Becken registriert wurden.

„Unsere Gäste im Kleinkindalter tragen in der Regel Schwimmwindeln, die eine sehr gute Sicherheit bieten“, so ein Sprecher. Dass sich jemand ins Wasser übergeben hat? „Ist nicht vorgekommen – auch in den letzten Jahren nicht.“

Einzige Ausnahme – wenn man sie so nennen möchte – sei ein Vorfall „vor einigen Jahren, als ein Biber vor Saisonbeginn im Naturgartenbad auftauchte.“ Heute schwimme das Tier wieder glücklich in der Pegnitz, so der örtliche Badbetreiber.

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Wie reagieren Bäder im Ernstfall?

Wenn doch einmal etwas passiert, greifen in Nürnbergs Bädern automatisierte Reinigungs- und Desinfektionssysteme. Sichtbare Verunreinigungen – ob durch Menschen oder Tiere – werden zunächst mechanisch entfernt, anschließend übernehmen Technik und Chemie.

„Die Gefahr einer bakteriellen Belastung wird über einen kontinuierlich gemessenen Hygiene-Parameter (Redoxspannung) angezeigt“, erklärt NürnbergBad. Bei Bedarf schaltet das System hoch: Flockungsmittel binden die Bakterien, die Filteranlage entfernt sie aus dem Kreislauf. Zeitgleich werde die Chlormenge automatisch reguliert, um Krankheitskeime zuverlässig abzutöten.

Die Wasserqualität werde rund um die Uhr kontrolliert, ergänzt der Sprecher.„Zusätzlich erfolgt eine 24-stündige Aufbereitung des Badewassers.“ Ergänzt werde das durch tägliche händische Kontrollmessungen durch das Personal sowie monatliche Labortests durch externe Stellen. So sei gewährleistet, dass die Bäder auch bei hohem Besucherandrang stets den hygienischen Anforderungen entsprechen.

„Unsere Gäste können daher unbeschwert und sicher baden“, so NürnbergBad. Pro Badegast stünden rechnerisch bis zu 15 Badewannen voll gereinigtem und desinfiziertem Wasser zur Verfügung.“

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Was kostet die Reinigung – und wer zahlt?

Während in Ludwigsburg die Reinigung nach einem Fäkalien-Vorfall mit etwa 300 Euro pro Einsatz zu Buche schlägt, nennt NürnbergBad keine Einzelbeträge – allerdings: „Die Gesamtkosten für Flockung und Desinfektion pro Badegast liegen deutlich unter 10 Cent pro Jahr“, heißt es.

Einzelne Verursacherinnen oder Verursacher werden in der Regel nicht zur Kasse gebeten, obwohl das rechtlich möglich wäre. In der Praxis ist es meist schwer, jemanden eindeutig zu identifizieren.

Und was ist mit Urin?

Auch das Thema Urin im Wasser kommt regelmäßig auf. Anders als viele denken, stellt das zwar kein akutes Gesundheitsrisiko dar – aber es ist dennoch unangenehm. Denn genau daraus entsteht der „typische Schwimmbadgeruch“.

„Chlor reagiert mit Verunreinigungen wie abgestorbenen Hautschuppen, Schweiß oder Urin zu gebundenem Chlor“, erklärt NürnbergBad. „Bestimmte Bestandteile davon verursachen den typischen Schwimmbadgeruch – sie sind der Preis für ein hygienisch einwandfreies Badeerlebnis.“

Was viele nicht wissen: Chlor allein reizt die Augen nicht. Erst in Verbindung mit Harnstoff oder Keimen entstehen Stoffe, die Brennen, Rötung und im schlimmsten Fall eine Bindehautentzündung auslösen können, wie unter anderem der Bayerische Rundfunk erklärt. Halten Beschwerden trotz Augentropfen länger als einen Tag an, sollte ein Augenarzt aufgesucht werden.