Darauf hat die Welt gewartet, oder zumindest Deutschland. Der TV-Sender ProSieben will mit einem neuen Format ermitteln, wer der dümmste, hier lebende Promi ist. Soweit so unspektakulär. Mehr oder weniger brisant allerdings; im Ensemble der ersten Staffel, die am Montagabend startete, sind zwei Gesichter, die das Attribut „prominent“, weniger wegen persönlicher oder beruflicher Leistungen, sondern aufgrund ihrer bekannten Väter tragen.
Zum einen Joe Laschet, der sich als „Mode-Influencer für klassische Herrenkleidung“ vorstellt, eigentlich aber – der Name verrät es – Sohn des CDU-Politikers, Bundestagsabgeordneten und ehemaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet ist.
Außerdem Gloria-Sophie Burkandt, Model (hust, hust) beziehungsweise Tochter des CSU-Chefs und Instagram-Foodies Markus Söder. Immerhin, so erklärt sie noch vor den familiären Privilegien, schreibe sie gerade an einer Doktorarbeit in New York.
Die Idee der Sendung ist denkbar einfach: Das klassische Quizkonzept wird umgedreht – wer am meisten weiß und kann, fliegt raus. Ein Schelm, wer da ans Mogeln denkt – wobei es im Sinne des Titels tatsächlich erstrebenswert ist, nicht allzu lange durchzuhalten.
Der schnelle Abgang ist erstrebenswert
Dieser Umstand dürfte wenigstens für einen Teil der weiteren Kandidaten nicht besonders logisch sein. Reality-TV-Größen wie Calvin Kleinen oder Alessia Herren, Ex-Fußballer Mario Basler, Ex-Pornodarstellerin Dolly Buster, Nachrichtensprecher Marc Bator oder Moderatorin Gülcan Kamps sind Karriere-halber eigentlich daran gewöhnt, möglichst lange die sogenannte „Sendezeit“ zu halten.
Das Format ist clever und unterhaltsam, und mein Vater vertraut darauf, dass ich das souverän mache.
Joe Laschet hat den Segen seines Vaters Armin Laschet
Als recht uncharmantes Moderatoren-Duo fungieren Amira Aly (Ex-Frau von Komiker Oliver Pocher) und Christian Düren. Klatschzeitung-Leser wissen: Die beiden sind auch privat ein Paar.
Bereits seit längerem war die Besetzung für das Spektakel bekannt und sorgte für Schlagzeilen. Erst vor wenigen Tagen zum Beispiel kursierte die Meldung, dass Söder nichts vom neuen Engagement seiner Tochter wusste.
Warum sie das vor Papa geheim hielt, erklärte sie auf Nachfrage der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa) so: „Er hat so viel um die Ohren und trägt eine große Verantwortung. Da finde ich, sollte man respektieren, dass politische Angelegenheiten wichtiger sind als eine Fernsehsendung“.
Ein Teil ihrer Strategie, nicht Deutschlands dümmste Prominente zu werden, habe dennoch auch mit der Erziehung zu tun: „Mein Vater hat mir beigebracht, geduldig zu sein und vor allem mitfühlend. Wenn er lächelt, dann kommt das von Herzen, genau wie bei mir. Wir lachen nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen.“
Joe Laschet schafft es, eine Kerze an eine Wand zu pinnen und sie anzuzünden.
© dpa/ProSieben
Laschet derweil habe seine Teilnahme vorher mit dem Vater abgesprochen: „Wenn ich ein Format annehme, spreche ich natürlich vorher mit ihm darüber“, zitierte ihn die „dpa“ und weiter: „Die Entscheidung liegt aber letztlich bei mir. In diesem Fall handelt es sich um eine Show, die Allgemeinbildung, Geschicklichkeit und Logik miteinander verbindet – also ein seriöses Konzept. Klar, der Titel klingt etwas reißerisch, aber genau das macht es spannend und unterhaltsam. Im Grunde ist es auch eine kleine Wette mit sich selbst.“
Der Rat seines Vaters für die Sendung: „Er hat nur lachend gesagt: ‚Sieh zu, dass du schnell rausfliegst.‘“ Was die Reaktion des Seniors angehe, mache er sich aber keine Sorgen: „Das Format ist clever und unterhaltsam, und mein Vater vertraut darauf, dass ich das souverän mache. Es ist ja schließlich nicht meine erste Show.“
Also gut, los geht es. Zunächst muss eine Kerze mithilfe von Streichhölzern an eine Wand gepinnt und angezündet werden. Joe ist der einzige, der das hinbekommt und kommt so seinem Ziel, schnell wieder zu gehen, bereits in den ersten 15 Minuten ein bisschen näher. Unterhaltsamer wird es über folgende knapp 60 Minuten trotzdem nicht. Politisch dafür schon. Irgendwie.
Wer war länger im Amt, Kohl oder Merkel?
So müssen Kamps und Basler etwa in einer sogenannten Nachprüfung – sie konnten „Bäckereifiliale“ beziehungsweise „Schiedsrichter“ nicht buchstabieren – ein Bild von Frank-Walter Steinmeier deuten. Leider erkennen sie ihn nicht, oder verfehlen seine Berufung. Glück für den Bundespräsidenten: Auch Sophia Thomalla, Ludwig van Beethoven und Alice Schwarzer werden nur teilweise erkannt.
Ich weiß nicht, ob der so viel weiß.
Gloria-Sophie Burkand über ihren Vater Markus Söder
„War Angela Merkel (CDU) länger als Helmut Kohl (CDU) im Kanzleramt?“, lautet eine Frage, bei einem weiteren Spiel in der Kategorie „Wissen“. Ausgerechnet „Fast-CDU-Kanzler-Sohn“ Laschet versagt hier als Berater, wofür wiederum Basler büßen muss – weil die Prominenten zeitweise in zwei Gruppen eingeteilt werden. Fürs Protokoll: Kohl war nur zehn Tage länger im Amt.
Söder-Tochter Gloria-Sophie Burkandt vermutet, dass der neue Papst Domenico heißt.
© dpa/ProSieben
Ausgleichende Gerechtigkeit aus Unions-Perspektive: Burkandt weiß direkt im Anschluss nicht, dass der neue Papst Leo heißt. Ihre Vermutung: Domenico. Aber auch das möchte man ihr gerne verzeihen. Das „C“ im Namen von Vaters Partei wird ja heutzutage eher im übertragenen Sinne verstanden und wird, höchstwahrscheinlich, nicht bei den familiären Grillpartys besprochen. Oder so ähnlich. Außerdem ist Söder Protestant.
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Nach knapp einer Stunde ist dann klar: Ex-Tagesschau-Sprecher Marc Bator ist der Einzige, bei dem jetzt schon klar ist, dass er nicht ganz so dumm ist. Alle anderen dürfen am kommenden Montag weiter um den Titel zittern. War noch was? Ach ja, es kam die Frage an Burkandt, ob sie bei einigen Fragen gerne ihren Vater um Rat gefragt hätte. Ihre unbeeindruckte Antwort: „Ich weiß nicht, ob der so viel weiß“.