Ukrainische Drohnenabwehr
Jetzt nutzt die Ukraine Taktiken aus dem 2. Weltkrieg
Aktualisiert am 02.09.2025 – 07:52 UhrLesedauer: 3 Min.
Jak-52 in der Ukraine: Das Militär setzt die Flieger zur Drohnenabwehr ein. (Archivfoto) (Quelle: Kirill Gorlov/imago-images-bilder)
Die ukrainische Armee zeigt sich im Kampf gegen russische Drohnen erfinderisch. Dabei soll auch ein Flugzeug aus Sowjetzeiten zum Einsatz kommen.
Vor dem Krieg waren sie ein Hobbypilot und ein Automechaniker, heute ist es die Aufgabe der beiden Männer, die die Kampfnamen „Maestro“ und „Ninja“ tragen, russische Drohnen vom Himmel zu holen. Dabei sitzen die beiden ukrainischen Soldaten allerdings nicht in einem modernen Kampfflugzeug, sondern in einer Jakowlew Jak-52. Einer Propellermaschine aus der Sowjetära, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut wird.
Dem „Wall Street Journal“ gaben die Soldaten, die zur 11. Armeefliegerbrigade der Ukraine gehören, jüngst Einblicke in ihre Arbeit: Die Ziele von „Maestro“ und „Ninja“ sind dabei hauptsächlich russische Drohnen der Typen Shahed, Orlan und Zala. Während es sich bei der ersten um eine Kampfdrohne handelt, werden die anderen beiden Typen von Russland hauptsächlich zur Aufklärung genutzt.
Sobald die ukrainischen Soldaten einen der Flugkörper entdecken, kann die Jak-52 innerhalb von 15 Minuten in der Luft sein. Der Flieger kann Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometer pro Stunde erreichen, was deutlich über dem Tempo der Drohnen liegt. Aufgrund der simplen Bauweise der Jak-52 besitzt das Flugzeug allerdings kein Radar. Deshalb fliegen die beiden nur tagsüber und sind in der Luft auf Funksprüche vom Boden angewiesen, um die genaue Position der Drohnen zu ermitteln.
Ist der Flieger nur noch 60 bis 90 Meter von der Drohne entfernt, versucht „Ninja“, die Drohne mit einem Maschinengewehr oder einer Schrotflinte abzuschießen. Dafür muss er sich aus dem Flieger lehnen. Für den Soldaten sei das vergleichbar mit dem Schießen, während man auf einem Pferd reite: „Es gibt jetzt so großartige neue Technologien, aber ich hänge immer noch aus dem Cockpit und schieße mit einer Schrotflinte auf Drohnen.“
Allerdings greift die Jak-Einheit auch auf eine andere Taktik zurück: Neben dem Abschießen versuchen sie auch, die Drohnen mit ihrem Flügel umzudrehen, sodass diese im Flug die Kontrolle verlieren. Ähnlich war auch die britische Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg gegen die V1-Marschflugkörper der Wehrmacht vorgegangen.
Die ungewöhnlichen Taktiken sind Teil eines mehrstufigen Systems, mit dem die Ukraine sich mittlerweile gegen die russischen Luftangriffe verteidigt. Zum einen nutzt das Land moderne Waffen, zu denen unter anderem Kampfjets des Typs F-16 zählen. Daneben nutzt die Ukraine vor allem Boden-Luft-Raketen, die etwa mithilfe des Systems Patriot abgefeuert werden.
Da allerdings weder die Kampfjets noch die Flugabwehrsysteme in großen Mengen vorhanden sind, wird eben auch auf Taktiken wie den Einsatz der alten Sowjetmaschinen gesetzt. Daneben sind auch mobile Teams im Einsatz, die vom Boden aus mit Handfeuerwaffen und Suchscheinwerfern auf Drohnenjagd gehen. Teilweise nutzen die Soldaten dafür Maschinengewehre, die auf Pick-up-Fahrzeugen montiert sind.