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US-Diplomat äußert sich zweideutig – eindeutig missfällt dem US-Präsidenten aber der schleppende Verlauf der Verhandlungen zum Frieden in der Ukraine.

Washington D.C. – „Präsident Trump stellt sicher, dass die Ukraine sich weiterhin verteidigen kann, indem er ihr verstärkte Angriffskapazitäten verleiht, die ihr in der Offensive offensichtlich helfen könnten“, sagt Matt Whitaker im US-Fernsehen, wie ihn die Kiyv Post zitiert. Gegenüber dem US-Sender Fox News hatte der Gesandte der USA bei der Nato die Vermutung genährt, dass US-Präsident Donald Trump der Ukraine möglicherweise demnächst genehmigen könnte, mit West-Waffen in den Rücken von Wladimir Putins Invasionstruppen zu schießen. Eventuell hängt von dieser Entscheidung gegen russische Interessen eine Wende im Ukraine-Krieg ab.

Wende im Ukraine-Krieg: „Wir verleihen den Ukrainern umfassendere Angriffsmöglichkeiten“

Gegenüber Fox News stellt Whitaker die Politik seiner Regierung als Abkehr von der unter dem 46. Präsidenten, Joe Biden, geübten Praxis dar: „Wir verleihen den Ukrainern umfassendere Angriffsmöglichkeiten, und höchstwahrscheinlich werden sie diese auch nutzen“, so der Diplomat.

US-Diplomat spekuliert: Trump könnte Angriffe mit ERAM-Raketen auf Russland genehmigen

Der Hintergrund dieser Äußerung liegt möglicherweise weniger in der kürzlich beschlossenen Lieferung von Tausenden ERAM (Extended Range Attack Munition)-Marschflugkörpern, sondern vielmehr darin, dass Donald Trump offenbar der Kragen platzt wegen des Stillstands in den Verhandlungen über Frieden in Osteuropa. Nachdem der US-Präsident zwischendurch mehrmals der Linie Wladimir Putins gefolgt war, schenkt er seine Gunst offenbar wieder der Ukraine – und macht erneut seinen Verbündeten Vorhaltungen.

Handshake, Chaos, große Gesten: Das Trump-Putin-Treffen in BildernDonald Trump und Wladimir Putin trafen sich in Alaska zum Gipfel. Das Treffen wurde zur medialen Inszenierung. Fotostrecke ansehen

Sie sollen Schuld sein an dem ausbleibenden Friedensschluss – weil sie offenbar zu wenig Druck ausübten auf den russischen Potentaten, wie das Medium Axios aktuell berichtet: „Offizielle des Weißen Hauses verlieren die Geduld mit den europäischen Staats- und Regierungschefs, die ihrer Meinung nach die Ukraine dazu drängen, auf unrealistische territoriale Zugeständnisse Russlands zu warten“, schreiben die Axios-Autoren Mike Allen und Barak Ravid. Die Ukraine könne Russland nicht besiegen, wenn sie in dem Krieg, der seit der Invasion Moskaus bereits mehr als drei Jahre andauert, nicht „in die Offensive gehen“ könne, zitiert das Wall Street Journal (WSJ) einen Beitrag, den Donald Trump auf Social Media veröffentlicht haben soll, bevor der Deal über die ERAM abgeschlossen war.

„Wir werden unsere aktiven Maßnahmen zum Schutz der Ukraine genau so fortsetzen, wie es nötig ist.“

„Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das einfallende Land anzugreifen“, schrieb er. „Es gibt keine Chance, zu gewinnen!“ Laut Aussagen von Trump-Mitarbeitern gegenüber dem WSJ habe dessen Aussage in den Sozialen Medien keinen Politikwechsel signalisiert; weder hätte der Präsident Überprüfungsmechanismen des Pentagons ausgehebelt noch die Ukraine zum Einsatz von ATACMS (Army Tactical Missile System) oder anderen westlichen Langstreckensystemen ermutigt, so das WSJ. „Ein hochrangiger Offizieller des Weißen Hauses sagte jedoch, Trump könne seine Meinung hinsichtlich der Unterstützung erweiterter Offensivoperationen gegen Russland ändern“, schreibt das Blatt.

Donald Trump und Wladimir Putin gemeinsam auf einer Pressekonferenz nach dem Gipfeltreffen in Alaska.Aktionen hinter dem Rücken von Wladimir Putin? Für US-Präsident Donald Trump war das bisher ein Tabu. Äußerungen von einem seiner Diplomaten lässt Interpretationsspielraum, dass die Ukraine die gelieferten ERAM doch für Schläge ins russische Hinterland wird nutzen können. Auf dem US-Russland-Gipfel zur Ukraine Mitte August in Alaska waren beide Machthaber noch um eine friedliche Lösung bemüht (Archivfoto). © Drew Angerer/AFPEnde vom Ukraine-Krieg: Trump vielleicht zu Kehrtwende bereit

Was jetzt möglicherweise erfolgt sein könnte. Trump kenne die Karten, die er noch spielen könne, um den Ukraine-Krieg zu beenden, äußerte Diplomat Whitaker jetzt gegenüber Fox News. Wie Axios berichtet, seien das vor allem Zölle. Dem Nachrichtenportal zufolge verlange Trump schärfere Sanktionen gegenüber Russland und deren strikte Durchsetzung. Trump scheinen beide Kriegsparteien zu wenig Flexibilität zu zeigen. Möglicherweise bedeuten Whitakers Aussagen, dass Trump diese Flexibilität auf Biegen und Brechen herstellen will – oder wie Axios von einem hochrangigen Offiziellen gehört hat: „Die Europäer können diesen Krieg nicht verlängern und unrealistische Erwartungen wecken, während sie gleichzeitig von Amerika erwarten, die Kosten zu tragen.“

Wie die ukrainische Presseagentur Unian aktuell meldet, bereite die Ukraine tatsächlich gerade Schläge tief ins Hinterland vor. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte dies auf Facebook bekanntgegeben, wie ihn Unian zitiert: „Wir haben die Lage in Richtung Saporischschja und die Absichten der Besatzer im Detail analysiert. Auch die Lage im Grenzgebiet der Region Sumy und in der Region Charkiw. Wir werden unsere aktiven Maßnahmen zum Schutz der Ukraine genau so fortsetzen, wie es nötig ist.“