Torsten Mattuschka im Interview
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„Wenn Union am Ende 15. wird, ist alles cool“
Bild: imago images/Matthias Koch
Sportlicher Leiter bei Altglienicke, Legende bei Union und regelmäßig als TV-Experte bei Hertha-Spielen. Es gibt also Gründe genug, um mit Torsten Mattuschka zu sprechen. Zumal er wie immer eine klare Meinung hat.
rbb|24: Herr Mattuschka, neun Jahre haben sie einst für Union Berlin gespielt, inzwischen betreiben Sie eine Union-Fankneipe. Gleichzeitig sind Sie aber auch sportlicher Leiter bei der VSG Altglienicke, gegen die Union am kommenden Mittwoch (3. September, 18:30 Uhr) ein Testspiel absolviert. Wenn es nach Ihnen geht, endet das vermutlich Unentschieden, oder?
Torsten Mattuschka: Ach, das ist eigentlich egal. Ich finde es mega, dass Union und „Baumi“ (Union-Trainer Steffen Baumgart, Anm. d. Red.) zugesagt haben. Und jetzt genießen wir das, mal gegen einen Bundesligisten zu spielen. Das Wetter wird geil, wir hoffen, dass 3.000 oder mehr Zuschauer kommen und dann ist das für uns alle eine coole Geschichte. Von daher ist mir das Ergebnis tatsächlich egal, wenn wir nicht zu hoch verlieren – was ich aber nicht glaube.
Sie sind Union weiterhin eng verbunden. Wie kurz war der Dienstweg, um dieses Freundschaftsspiel zu verabreden?
Ich habe „Baumi“ angerufen und gefragt: Machst Du was in der Länderspielpause? Und dass wir ein bisschen Hilfe brauchen. Dass wir so das Stadion voll kriegen und ein bisschen Geld generieren können. Wir haben ja das leidige Stadion-Thema und in Brandenburg unsere neue Heimat finden müssen – weil Berlin es nicht geschissen kriegt. Aber Fürstenwalde hat uns mit offenen Armen empfangen. Das habe ich „Baumi“ alles erklärt und dann hat er zugesagt. Auf dem ganz kurzen Dienstweg.
Altglienicke ist ziemlich gut in die Saison gestartet, liegt auf Rang vier in der Regionalliga Nordost. Union hat sich zuletzt in der Offensive eher schwer getan. Viele Treffer wird es wohl nicht zu sehen geben?
Ich weiß nicht, mit welcher Band „Baumi“ aufschlägt. Wenn die volle Kapelle dabei ist, kann es schonmal eklig werden. Aber wir halten dagegen, das ist uns wichtig. Und ich gehe mal davon aus, dass wir nicht mit sechs oder sieben Toren verlieren.
Wie sehen Sie Union jetzt vor der Länderspielpause? Was läuft gut, was sollte besser werden?
Der Sieg zum Auftakt gegen Stuttgart war mal wieder typisch Union. So wie in den erfolgreichen Jahren unter Urs (Fischer; Anm. d. Red.). Gut gestanden, gut umgeschaltet, sehr, sehr schöne Tore. Und dann haben sie super, super geil verteidigt. Und mehr darf man nicht erwarten. Es ist wichtig, dass man die Klasse hält. Ob es ein fußballerischer Leckerbissen ist oder nicht. In Dortmund kann man auch mal 0:3 verlieren. Und drei Punkte nach zwei Spielen und eine Runde weiter im Pokal hätte, glaube ich, jeder vorher unterschrieben.
Torsten Mattuschka über Union Berlin
Raum für Verbesserung gibt es aber bekanntlich immer. Also: Was könnte besser klappen?
Das Übergangsspiel. Dafür braucht man aber auch die richtigen Spieler. Es gibt zum Beispiel keinen Box-to-Box-Spieler. Das Mittelfeld ist zu wenig torgefährlich. Aber am Ende geht es darum, die Klasse zu halten. Und wenn sie 15. werden, ist alles cool.
Also gegen den Transfer eines Mittelfeld-Spielers hätten Sie sich nicht verwehrt?
Natürlich nicht. Einen Zehner gibt es ja im aktuellen System nicht. Aber einer, der ein Stück weit kreativ ist, würde der Mannschaft gut tun. Haberer, Khedira, Kral – das sind ja gefühlt alles die gleichen Spielertypen.
Nun sind Sie für den TV-Sender Sky auch als Zweitliga-Experte unterwegs, waren zuletzt wieder im Olympiastadion beim Hertha-Debakel gegen Elversberg. Was läuft schief beim Team von Stefan Leitl?
Es fehlen wichtige Spieler. Das gehört zur Wahrheit dazu. Aber der Auftritt gegen Elversberg war schon sehr blutarm, leblos. Wenn sie irgendwann mal wieder gewinnen und die Verletzten zurückkehren, haben sie eine sehr gute Mannschaft. Aber im Moment sieht es natürlich maximal scheiße aus.
Aber wie erklärt sich das? Die Rückrunde unter Stefan Leitl war ok, die Transfers schienen ok.
Der Trainer hat halt selten alle Spieler da. So ein Diego Demme macht viele Spieler besser auf dem Platz. Auch ein Paul Seguin, wenn er da wäre. Und oft sind es eben diese ein, zwei Spieler, die einer Mannschaft direkt mehr Leben einhauchen können. Weil sie immer den Ball haben wollen. Gerade wenn es mal nicht so gut läuft. Aktuell hat gefühlt jeder mit sich selbst zu tun auf dem Platz. Aber ich bin mir sicher, dass Stefan Leitl und die Hertha noch die Kurve kriegen.
Torsten Mattuschka über die Ambitionen der VSG Altglienicke
Und Altglienicke? Vier Siege aus sechs Spielen – zufrieden mit dem Saisonstart?
Maximal zufrieden. Zwölf von 18 möglichen Punkten finde ich richtig, richtig gut. Man darf nicht vergessen, dass wir wieder einen Umbruch hatten. Wir haben viele Spieler über die letzten zweieinhalb Jahre getauscht. Dazu jetzt das neue Trainerteam um Ersan Parlatan, das es überragend macht. Ich glaube, wir haben da eine coole Gang gebaut, mit vielen jungen Spielern. Und dann gucken wir mal. Wir wollen das Maximale erreichen. Ohne dass wir sagen, wir wollen hochgehen. Aber wir wollen diese Saison nutzen, uns zu finden und dann in der kommenden Saison nur noch zwei, drei Spieler dazu holen, die uns nochmal verstärken und dann gucken wir, was geht.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview wurde geführt von Ilja Behnisch.
Sendung: rbb24 Inforadio, 02.09.2025, 09:15 Uhr