– Ist es das Aus für „zusammen oder getrennt“? In einem Restaurant in Schwaben wird durchgegriffen gegen Gäste, die ihre Rechnung teilen wollen. Die Entscheidung stößt auf Zuspruch, aber auch Kritik. Und was halten Nürnbergs Gastronomen davon?
Ein Tisch, eine gemeinsame Rechnung, so heißt es seit neuestem in einem italienischen Restaurant in Esslingen. Ein grundsätzliches Verbot für getrennte Rechnungen hat der Wirt eigentlich nicht eingeführt. Gäste müssen aber vorab schon Bescheid geben, dass sie nach dem Essen getrennt bezahlen möchten. In allen anderen Fällen muss eine einzige Person für die gesamte Rechnung aufkommen, nach dem Bezahlen könne die Gäste dann untereinander klären, wer wem und wie viel schuldig ist.
Der Grund für diese Entscheidung: Der Wirt hatte bereits negative Erfahrungen mit Gästen, die vor allem bei gemeinsamen Getränken, beispielsweise einer Wasser- oder Weinflasche ausrechnen wollten, wer wie viel getrunken hat, um entsprechend viel oder wenig zu bezahlen. Zudem blieben bei großen Gruppen am Schluss oft ein Kaffee oder ein anderes Getränk offen, für das niemand aufkommen wolle. Solche Diskussionen halten die Kellner auf, was andere Gäste ungeduldig macht.
Der Wirt aus Esslingen erklärt, er habe von einigen seiner Kollegen Zuspruch für seine Entscheidung erhalten, doch wie steht es um die Nürnberger Gastronomen? Finden sie eine solche Regelung sinnvoll oder ist es doch ein zu radikaler Schritt?
Verbot für getrennte Rechnung im Restaurant – das sagen Gastronomen aus Nürnberg
In Nürnberg scheinen die Stimmen eindeutig zu sein. Gastronomen können das Problem zwar nachempfinden, denn auch hier kann es lästig werden, große Rechnungen auf viele kleine aufzuteilen. Aber es gäbe immer eine Lösung. Eine Regelung für das Zusammenzahlen sei „ein bisschen überzogen“, erklärte Stefanie Panzner, Geschäftsführerin von Eglantine in der Nürnberger Innenstadt in einem Gespräch mit der Redaktion.
Auch Alexandra Palazzotto, die unter anderem das Hexenhäusle in Nürnberg leitet, kennt das. Gerade im Biergarten, wo viele größere Gruppen sitzen, würde es viel Zeit in Anspruch nehmen jeden einzeln abzukassieren. „Noch ist es für uns aber machbar“, erklärt sie, daher sehe sie aktuell keine Notwendigkeit einer solchen Regelung.
Sie erklärt, dass auch im Hexenhäusle am Ende ab und zu das ein oder andere Getränk übrig bleiben kann. In der Regel reagieren die Gäste aber verständnisvoll und bezahlen den Rest. Wem dieser tatsächlich gehört hat, klären sie im Anschluss untereinander.
Dieselbe Erfahrung machte Abel Gebredingl, Inhaber und Betriebsleiter des Speiselokals Sebald. „So richtig ideal ist das mit dem Getrenntzahlen nicht“, erklärt er. Vor allem ab einer Gruppengröße von etwa zehn Personen soll es kritisch werden, „weil viele gar nicht mehr so genau wissen, was sie hatten“, sagt Gebredingl . In solchen Fällen soll der Bezahlvorgang „gefühlt ewig“ dauern. In der Hinsicht überschneiden sich die Meinungen von Gebredingl und dem Wirt aus Esslingen.
Gleichzeitig sei im Speiselokal Sebald bereits aufgefallen, dass beim getrennten Zahlen etwas mehr Trinkgeld zusammenkommt, als wenn eine Person die ganze Rechnung übernimmt.
Alexandra Palazzotto vom Hexenhäusle sieht das hingegen sehr relativ. Selbst wenn eine getrennte Rechnung mehr Trinkgeld bringt, bedeutet sie meist auch einen höheren Zeitaufwand. Dieser führt wiederum zu längeren Wartezeiten bei anderen Gästen und im Anschluss möglicherweise wieder zu weniger Trinkgeld.
Getrennte Rechnungen ein Problem? Kartenzahlung sei eigentliches Übel
In der heutigen Zeit seien getrennte Rechnungen völlig normal, findet Panzner, daher würde sie weiterhin jede Rechnung trennen, bei der das nötig sei. Dabei erklärt die Betreiberin, dass das eigentliche Übel für Gastronomen die Kartenzahlungen wären. Mit jeder Kartenzahlung müsste der Betreiber eine Gebühr an die Bank zahlen. Karten- und Barzahler würden somit zwar dieselbe Summe bezahlen, beim Wirt würde vom Kartenzahler aber weniger ankommen. Wenn eine Gruppe kommt, in der allesamt nur ein bis zwei Getränke nehmen und dann getrennt und mit Karte bezahlen wollen, müsse der Betreiber für jeden einzelnen eine Gebühr bezahlen. Bei größeren Rechnungen sei das auch kein Problem, bei kleinen Bestellungen wie einem Kaffee oder einem Wasser aber deutlich spürbar.
Die Stimmen aus dem Eglantine und dem Hexenhäusle sind also ziemlich eindeutig – über ein Verbot wird hier nicht nachgedacht.
Abel Gebredingl, findet, dass letztendlich jeder Wirt für sich selber entscheiden sollte. Er selbst würde es aber nicht strikt verbieten. „Höchstens nett drauf hinweisen, dass es für alle einfacher wäre, wenn man in großen Runden gesammelt zahlt“, erklärt er.
Im Zweifelsfall müsse man das Gespräch mit den Gästen suchen, findet auch Palazzotto. Ist im Moment viel los, könne man das der Gruppe erklären. Eine getrennte Rechnung wäre in dem Fall möglich, würde aber etwas Zeit in Anspruch nehmen, weil noch andere Gäste bedient werden müssten.
Zudem denkt Palazzotto , dass Betreiber sich mit solch radikalen Schritten die Gäste vergraulen könnten. „Je mehr wir reglementieren, desto weniger haben die Gäste am Ende Lust, in ein Lokal zu gehen“, sagt sie.
Und auch Panzner findet klare Worte. Demnach hätten Gastronomen in der heutigen Zeit viele Probleme, aber ob Gäste zusammen oder getrennt zahlen, gehöre nicht dazu.