Staus direkt nach Eröffnung
Experte empfiehlt Sperrung von A100-Abschnitt in Berlin

01.09.2025, 16:24 Uhr

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Die Hoffnung auf Entlastung ist in Teilen der Berliner Politik und unter Autofahrern groß, als die Verlängerung der A100 in Berlin eröffnet wird. Die Enttäuschung folgt jedoch auf dem Fuße. Staus und Sperrungen prägen die ersten Tage. Ein Verkehrsexperte fordert schon die Rolle rückwärts.

Kurz nach der Eröffnung der Verlängerung der A100 herrscht bereits Chaos in der Hauptstadt. Zudem werden erste Rufe nach einer Teilschließung laut. Bereits am Freitag ging teilweise nichts mehr auf dem neuen Streckenabschnitt, wie unter anderem rbb24 berichtete. Nach Angaben der Verkehrsinformationszentrale wurde ein Tunnelabschnitt in Richtung Treptow zeitweise gesperrt.

Der Grund: In dem Tunnel kam es zu einem Stau. Aus Sicherheitsgründen darf das in Tunneln nicht passieren. Tags darauf ein ähnliches Bild: Autos stehen, der Verkehr fließt kaum. Diesmal war ein defektes Auto auf dem Standstreifen die Ursache. Autofahrer berichten der Deutschen Presse-Agentur zufolge, dass sie für eine drei Kilometer lange Strecke rund zwanzig Minuten brauchten. Zum Wochenstart ist das Bild identisch. Autos stehen Stoßstange an Stoßstange.

Der Verkehrsexperte Andreas Knie fordert bereits eine Schließung des 16. Bauabschnitts, also des zuletzt fertiggestellten. „Die Schließung des 16. Bauabschnitts bis zur vollständigen Wiedereröffnung der Elsenbrücke muss ins Denkbare rücken und von der zuständigen Autobahn GmbH erwogen werden“, sagte der Verkehrsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin, dem „Tagesspiegel „. Er befürchtet, dass sich die Situation mit dem Ende der Sommerferien in der Bundeshauptstadt weiter verschärfen würde. Seiner Meinung nach wären Sperrungen und Stau die Konsequenz.

Genau das hatte Verkehrssenatorin Ute Bonde von der CDU aber bereits eingeplant, wie rbb24 berichtet. „Die Ampeln werden so angepasst, dass der A100-Verkehr nur dosiert eingespeist wird“, sagte sie demnach bei einer Debatte im Mobilitätsausschuss im Juni. Staus auf der A100 würden ausdrücklich in Kauf genommen und sollen so den Verkehr rund um die Elsenbrücke nicht weiter belasten.

Mammutprojekt mit zwölf Jahren Bauzeit

Die Grünen im betroffenen Bezirk Treptow-Köpenick sehen das anders. „Die Eröffnung des neuen Abschnitts der A100 ohne die Elsenbrücke ist unverantwortlich“, sagte Bezirksstadträtin Claudia Leistner im Juni. Auf Landesebene argumentiert die verkehrspolitische Sprecherin Antje Kapek im „Tagesspiegel“, Autobahnausbau mache in einer modernen Stadt „keinen Sinn“.

Das Mammutprojekt hat zwölf Jahre Bauzeit benötigt und Hunderte Millionen Euro gekostet. Damit ist der 3,2 kilometerlange Abschnitt das teuerste Stück Autobahn, das in Deutschland jemals errichtet wurde. Die Idee, unter anderem auch vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, war es, den „Verkehr aus den Wohngebieten“ herauszuziehen. Dass die Elsenbrücke Ende des Jahres wieder dreispurig funktionieren soll, würde zu einer Entlastung führen, verteidigte Wegner die Eröffnung gegen Kritiker. Die Brücke stellt ein Nadelöhr für Autos dar, da sie derzeit nur auf einer Spur in beiden Richtungen befahrbar ist.