Die britische Regierung setzt vorübergehend ein Verfahren aus, dass es Flüchtlingen bisher ermöglicht hat, Familienangehörige nach Großbritannien zu holen. Die Regeln zum Familiennachzug seien „vor vielen Jahren geschaffen worden, um Familien zu helfen, die durch Krieg, Konflikte und Verfolgung getrennt wurden“, nun seien jedoch Einschränkungen erforderlich, verkündete Innenministerin Yvette Cooper am Montag.

Asylsuchende mit unbefristeter Aufenthaltsgenehmigung können nach der bisherigen Regelung ihre Partner mitbringen, solange nachgewiesen werden kann, dass seit mindestens zwei Jahren eine Beziehung besteht, sowie Kinder unter 18 Jahren, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Während die Regierung an strengeren Vorschriften arbeitet, sollen Flüchtlinge, die ihre Familien nachholen wollen, nun zunächst denselben Regeln unterliegen wie andere Migranten. Dazu gehören laut BBC das Vorweisen eines Einkommen von mindestens 29.000 Pfund im Jahr, die Bereitstellung einer angemessenen Unterkunft und gegebenenfalls auch ein Nachweis über grundlegende Englischkenntnisse der betroffenen Familienmitglieder.

Zahl der Bootsflüchtlinge steigt: Labour-Regierung unter Druck

Die Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer steht auch durch gute Umfrageergebnisse der populistischen Partei Reform UK des Brexit-Befürworters Nigel Farage unter wachsendem Druck, die Zahl der Flüchtlinge zu verringern, die von Frankreich aus in Booten nach Großbritannien kommen. Der Anteil von Migranten, die auf diesem Weg ankommen und dann einen Antrag auf Familiennachzug stellen, habe in den vergangenen Jahren zugenommen, so Cooper. Es gebe Anzeichen, „dass Schleuserbanden nun in der Lage sind, mit dem Versprechen der Familienzusammenführung für gefährliche Reisen nach Großbritannien zu werben“.

Cooper zufolge hätten Flüchtlinge in der Vergangenheit zudem im Durchschnitt ein bis zwei Jahre gewartet, um einen Antrag auf Familiennachzug zu stellen. Dieser Zeitraum sei „lange genug, damit sie Arbeit finden oder eine Wohnung suchen können“. Derzeit erfolgten Anträge jedoch bereits nach rund einen Monat nach Ankunft, sodass in einigen Kommunen mehr als ein Viertel der Anträge auf Hilfe bei Familienobdachlosigkeit mit der Zusammenführung von Flüchtlingsfamilien zusammenhänge.

„Das System muss auf der Grundlage fairer und ordnungsgemäß durchgesetzter Regeln kontrolliert und verwaltet werden, nicht auf der Grundlage von Chaos und Ausbeutung durch kriminelle Schleuserbanden“, sagte Cooper. Laut der Nachrichtenagentur Reuters kamen in diesem Jahr etwas mehr als 29.000 Menschen inoffiziell mit kleinen Booten nach Großbritannien, ein Anstieg von 38 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im vergangenen Jahr.