Nächste Woche soll die Entscheidung über die Verlängerung der Treuhandverwaltung der Rosneft-Anteile an der PCK-Raffinerie in Schwedt fallen. Auf einer Tagung stellte sich erneut die Frage: Welche alternativen Industrien könnten sich ansiedeln?
Die Zukunft Schwedts (Uckermark) ist weiterhin eng mit der PCK-Raffinerie verknüpft. Der russische Mehrheitseigentümer Rosneft steht nunter Treuhandverwaltung des Bundes, die Anlagen laufen nicht mehr unter Volllast, Investitionen sind auf unbestimmte Zeit gestoppt. Mehr als 3.000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt an dem Werk.
Im Zuge der bevorstehenden Entscheidung über eine mögliche Verlängerung der Treuhandverwaltung über den 10. September hinaus rückt die Diskussion um den Strukturwandel in Schwedt stärker in den Fokus. Der Ausschuss für Strukturwandel und Transformation des Brandenburger Landtags tagte vergangene Woche vor Ort. Im Zentrum stand dabei die Idee eines Reallabors für Start-ups in einer leerstehenden Produktionshalle. Projektleiter Sascha Lademann erklärte: „Wir haben aus dem Bundesgebiet, europaweit bis nach Israel mit Start-ups gesprochen – es sind inzwischen weit über 90 Kontakte.“
Die Stadt will mit dem Reallabor gezielt Unternehmen aus den Bereichen Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft anziehen. Vier Hallen im Industriegebiet des Papierherstellers Leipa stehen bereits bereit. Noch in diesem Jahr sollen dort erste Start-ups einziehen, um unter realen Bedingungen zu testen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
Laut Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe (SPD) muss sich Schwedt überregional positionieren, um zukunftsfähige Industrien anzuziehen. „Wir wollen uns interessant machen für Technologien, die sich rund um unsere bestehenden Ansätze ranken“, sagte sie auf der Strukturwandel-Tagung.
Neben dem Reallabor ist auf einer Freifläche der PCK auch ein sogenannter DemoHub geplant – ein Entwicklungszentrum für Unternehmen, die an der Transformation chemischer Verfahren arbeiten. Stadtverordneter und Unternehmer Steffen Knauthe (BVB/Freie Wähler) betonte: „Wenn wir wollen, dass Schwedt wieder Fuß fasst, kommen wir um Ausweichindustrien nicht herum.“ Der Aufbau neuer Sektoren ist ihm zufolge dafür unerlässlich.
Laut Projektleiter des Reallabors Lademann darf der Fokus nicht allein auf der Umgestaltung der Raffinerie liegen: „Wir müssen uns mehr fragen, wie wir den Standort transformieren. Wie schaffen wir es, Themen aufzubauen, die neue Geschäftsmodelle ermöglichen und Kapital nach Schwedt holen?“
Ob Reallabor und DemoHub zu echten Trägern eines neuen Wirtschaftsprofils werden, bleibt offen. Doch die Diskussion in Schwedt zeigt: Die Stadt will den Möglichkeitsrahmen für Transformation ausloten.
Mit Material von Riccardo Wittig
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.09.2025, 14 Uhr