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Compleo gehört seit 2023 zum Kostal-Konzern. © Cornelius Popovici
Die Kostal-Tochter Compleo bestätigt harte Einschnitte für die Belegschaft, unter anderem sind Stellenabbau und Werksschließungen geplant.
Lüdenscheid/Dortmund – Zwei Jahre nach der Insolvenz und der Übernahme durch den Lüdenscheider Weltkonzern Kostal befindet sich der Dortmunder Ladesäulen-Hersteller Compleo Charging Solutions GmbH & Co. KG erneut in der Krise. Die beschlossene strategische Neuausrichtung bedeutet harte Einschnitte für die Belegschaft, unter anderem Stellenabbau und Produktionsverlagerungen ins Ausland. Das Unternehmen bestätigte nun in weiten Teilen einen Bericht unserer Zeitung aus der vorvergangenen Woche.
Aus gut unterrichteten Kreisen war zu hören, dass rund 20 Prozent der Jobs gestrichen werden sollen, überwiegend in der Produktion. Die Rede war von bis zu 60 Stellen, die wegfallen. Compleo-Sprecherin Katrin Osburg bestätigte „einen notwendigen Stellenabbau“, nannte jedoch keine Details. Osburg schreibt: „Wie jedes Unternehmen, das verantwortungsbewusst und nachhaltig wirtschaftet, überprüft Compleo regelmäßig seine Kostenstrukturen mit dem Ziel, wettbewerbsfähig zu bleiben und sich zukunftssicher aufzustellen.
Compleo plant Stellenabbau und Standortschließungen
Angesichts der aktuellen Marktsituation führen wir derzeitig Gespräche mit unserem Betriebsrat über einen notwendigen Stellenabbau. Die Fortschritte dieser Beratungen werden wir stets zuerst mit unseren Mitarbeitern teilen. Unser Ziel ist es, den Prozess so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Unser Kerngeschäft und die Betreuung unserer Kunden bleiben auch in dieser Phase weiterhin unser zentraler Fokus.“
In Anbetracht der aktuellen strategischen Neuausrichtung bei Compleo sei es demnach „korrekt, dass die Produktionsstandorte in Dortmund Wickede und Wambel geschlossen werden“. Die Produktion werde künftig „vollständig an bestehende Standorte der Kostal-Gruppe ausgelagert“. Nach Informationen unserer Zeitung soll die Produktion der Ladesäulen überwiegend auf den Kostal-Standort in Polen übertragen werden. Osburg wollte das weder bestätigen noch dementieren: „Sobald konkrete Entscheidungen über die zukünftige Produktionsstruktur getroffen sind, werden wir diese selbstverständlich kommunizieren.“
Neuausrichtung als Reaktion auf die geänderten Marktbedingungen
Grund für die harten Einschnitte für die Belegschaft ist die strategische Neuausrichtung als Reaktion auf die geänderten Marktbedingungen. Einem kompletten Abgesang auf die Entwicklung und den Bau von Ladesäulen, die Compleo einst groß gemacht haben, widersprach Osburg und erklärte: „Wie auf der diesjährigen Power2Drive angekündigt, setzt Compleo einen klaren Fokus auf die Zukunftstechnologie AC-bidirektionales Laden. Diese Innovation ermöglicht es, Elektrofahrzeuge als aktive Energiespeicher in das Stromnetz zu integrieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Der Fokus auf bidirektionales Laden ergänzt unsere umfassende Expertise im Bereich moderner Ladetechnologie. Compleo bleibt ein Pionier von Ladeinfrastrukturlösungen und wird auch zukünftig auf bewährte Ladestationen setzen. Mit dieser breiten Ausrichtung bedienen wir die Anforderungen der Elektromobilität von heute und morgen gleichermaßen.“
Angesichts der strategischen Neuausrichtung nimmt man am Firmensitz in Dortmund-Dorstfeld die Sorgen von Kunden, die in der Vergangenheit Compleo-Ladesäulen gekauft haben, darunter viele Städte und Stadtwerke in ganz Deutschland, ernst. „Unser Fokus auf bidirektionales Laden beeinflusst nicht die Nutzbarkeit und den Support für aktuelle Produkte. Vielmehr bleibt Compleo ein verlässlicher Partner, der seine Kunden bei der Gestaltung einer zukunftsfähigen Ladeinfrastruktur unterstützt“, heißt es aus der Unternehmenskommunikation. Compleo biete auch künftig Ladetechnologie an und gewährleiste den Support sowie die Verfügbarkeit von Ersatzteilen „wie vertraglich vereinbart“, schreibt Katrin Osburg.
Wartezeiten im Support nicht direkt bestätigt
Die angeblich langen Wartezeiten im Support wollte die Sprecherin nicht direkt bestätigen. Osburg schreibt: „Compleo hat eine vielfältige Kundenbasis mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen, und wir sind stolz darauf, zahlreiche zufriedene Kunden zu haben, die unseren Service schätzen. Gleichzeitig ist es unser Anspruch, auch in Fällen, in denen Unzufriedenheit entsteht, schnelle und fundierte Lösungen zu bieten.“ Die Frage, wie viele offene Service-Tickets es gibt, beantwortet die Sprecherin dagegen nicht. Dem Vernehmen nach sollen mehr als 10 000 Tickets noch nicht abgearbeitet sein.