Junge Männer zwischen 18 und 22 Jahren dürfen wieder aus der Ukraine ausreisen. Auch am Bodensee warten jetzt einige Familien auf Angehörige.

Die ukrainische Regierung erlaubt seit vergangener Woche jungen Männern, die zwischen 18 und 22 Jahre alt sind, die Ausreise. Am Bodensee, etwa in Konstanz und in Friedrichshafen, hoffen einige ukrainische Familien, dass dadurch ihre jungen Angehörigen bald zu ihnen ziehen.

In den vergangenen Tagen habe es viele Fragen dazu gegeben, sagt Mariia Sydorchuk, die sich in Friedrichshafen unter anderem im ukrainischen Kulturzentrum engagiert. Unter den ungefähr 1.000 in Friedrichshafen lebenden Ukrainerinnen und Ukrainern gebe es ihrer Einschätzung nach etwa 20 Familien, die darauf warten, dass ihre jungen Angehörigen nach Deutschland kommen können, um hier zu arbeiten oder zu studieren.

Viele junge Männer bleiben lieber in der Ukraine

Die Mehrheit der jungen Männer unter 25 bleibe aber freiwillig in der Ukraine, weil sie ihr Leben in der Heimat nicht aufgeben wollen und sich langfristig bessere Zukunftschancen ausrechnen als in Deutschland. Die Hoffnung der hier lebenden Angehörigen sei, dass der Krieg zu Ende ist, bis die jungen Männer 25 Jahre alt sind, denn dann werden sie zur Armee eingezogen. 

Auch bei den ukrainischen Geflüchteten in Konstanz spiele die neue Ausreiseregelung eine Rolle, teilt Stanislav Karnatsevych von der Ukrainehilfe Konstanz auf SWR-Nachfrage mit. Es seien bereits einige Anfragen von ukrainischen Frauen eingegangen. Sie hätten sich unter anderem erkundigt, ob ihre Söhne zu ihnen kommen dürften oder erst in eine Landeserstaufnahmestelle müssten.

In Konstanz erkundigen sich Mütter nach Regelungen für Söhne

Außerdem kämen Fragen dazu, ob sie von Deutschland aus für ukrainische IT-Firmen arbeiten könnten und nach Sprachkursen. Karnatsevych hat außerdem in einer Telegram-Gruppe mit rund 2.500 ukrainischen Mitgliedern eine Umfrage zu dem Thema gemacht. Demnach gaben etwa zehn Prozent an, dass Familienangehörige oder Bekannte von der neuen Ausreiseregelung betroffen seien.

In der Flüchtlingsbetreuung des Kreises Biberach sind laut einer Sprecherin des Landratsamtes bisher keine Anfragen zu der neuen Ausreiseregelung eingegangen. Die Zugangszahlen von ukrainischen Geflüchteten befänden sich weiterhin auf niedrigem Niveau. Daran habe sich bisher nichts geändert, so die Sprecherin weiter.