Die Premier League gibt im Sommer mehr Geld für Ablösesummen aus als die vier anderen großen Ligen zusammen. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Wie sehr die Premier League den anderen Fußball-Ligen Europas finanziell enteilt ist, war auch im abgelaufenen Transferfester bestens zu beobachten. Englands höchste Liga hat im Sommer laut dem Portal transfermarkt.de mehr als 3,55 Milliarden Euro für Zugänge ausgegeben und damit den eigenen Rekord deutlich gebrochen. Alleine der FC Liverpool investierte 483 Millionen Euro für neue Spieler, zuletzt 144 Millionen für Alexander Isak von Newcastle United.
Der bisherige Liga-Höchstwert datierte aus dem Sommer 2023, als die 20 Klubs 2,94 Milliarden Euro ausgegeben hatten. Weit hinter der Premier League liegen die italienische Serie A (1,19 Milliarden), die Bundesliga (856 Millionen), die spanische La Liga (682 Millionen) und die Ligue 1 aus Frankreich (636 Millionen). Diese vier Ligen erreichten selbst in Summe nicht die Ausgaben der Premier League.
Premier League auch mit Rekord-Minus
Bereits auf Rang neun folgt ebenfalls aus England die zweitklassige Championship (309 Millionen), deren Klubs mehr als 100 Millionen Euro mehr ausgaben als beispielsweise die Vereine der niederländischen Eredivisie.
Englands teuerste Sommer-Transfers
Aufnehmender Verein
Ablöse*
*Quelle: transfermarkt.de
Gleichzeitig machte die Premier League aber auch ein Rekord-Minus: Den Ausgaben stehen Einnahmen von „nur“ 2,04 Milliarden Euro gegenüber. Zum Vergleich: Die Bundesliga verbuchte Einnahmen von 1,03 Milliarden Euro und somit sogar ein Plus – vor allem dank vieler Verkäufe nach England. Vier der fünf teuersten Transfers kommen von Bundesligisten: Florian Wirtz (Bayer Leverkusen), Hugo Ekitiké (Eintracht Frankfurt), Nick Woltemade (VfB Stuttgart) und Benjamin Sesko (RB Leipzig).
Investoren und Vermarktung
Englands Reichtum hat mehrere Gründe. Zum einen sorgen meist ausländische Investoren wie der saudische Staatsfonds bei Newcastle United für Kaufkraft, auch wenn sie ihre Ausgaben mit gewissen Einnahmen rechtfertigen müssen. Noch wichtiger ist die Vermarktung: Die Premier League ist die einzige Liga, die mehr Geld durch die Auslandsvermarktung einnimmt als durch das Inlandsgeschäft. Im Ausland nimmt sie etwa zehn Mal so viel ein wie die Bundesliga.
Laut dpa: Bundesliga-Einnahmen stagnieren
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) müht sich seit Jahren auch auf Druck der Vereine, die internationalen Einnahmen zu steigern, doch aktuell stagnieren die Zahlen. Aus den TV-Verträgen erwirtschaftet die Liga nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur für die Saison 2025/2026 rund 218 Millionen Euro – so viel wie in der abgelaufenen Saison. Die letzten TV-Verträge waren kurz vor dem Start in die neue Saison abgeschlossen worden, unter anderem in Großbritannien und in Japan.
Die gesamten Einnahmen aus dem internationalen Geschäft einschließlich der kommerziellen Rechte wie Sponsoring belaufen sich auf knapp 302 Millionen Euro für die laufende Saison.
Die teuersten Sommer-Transfers der Bundesliga
Aufnehmender Verein
Ablöse*
*Quelle: transfermarkt.de
DFL mancherorts in „Rolle des Herausforderers“
Die DFL will sich aktuell zu dem Thema nicht äußern. Geschäftsführer Steffen Merkel hatte kürzlich bei einem Medientermin gesagt: „In vielen internationalen Märkten verschärft sich der Wettbewerb darum, welche Medienrechte als zwingend angesehen werden, und in einigen dieser Märkte sind wir eher in einer Rolle des Herausforderers.“
Zwischenzeitlich hatten die Einnahmen aus der Auslandsvermarktung schon einmal bei rund 275 Millionen gelegen, ehe es während der Corona-Pandemie einen Einbruch um rund 100 Millionen gab. Seitdem verzeichnete die DFL bis zur vergangenen Spielzeit Steigerungen.
Der „Wachstumskurs“, den Merkel zuletzt konstatiert hatte, ist jedoch zumindest vorerst vorbei. Bei den nationalen TV-Einnahmen gibt es durch die seit dieser Spielzeit gültigen Verträge einen Zuwachs von etwa zwei Prozent auf 1,121 Milliarden Euro pro Saison. Im internationalen Vergleich steht die Bundesliga beim Auslandsgeschäft auf Platz drei.