Im Hamburger Prozess um die Entführung der Block-Kinder aus der Obhut ihres Vaters in Dänemark hat an diesem Dienstag Christina Blocks Lebensgefährte Gerhard Delling (66) vor dem Landgericht in Hamburg eine Erklärung abgegeben.

Es habe nie zur Debatte gestanden, etwas Unrechtes zu tun oder gar Gewalt anzuwenden, betonte der frühere Sportmoderator und Lebensgefährte von Christina Block (52). „Ich hätte niemals gedacht, dass ich als absolut rechtstreuer Bürger jemals vor Gericht stehen würde.“ 

Delling ist wegen Beihilfe angeklagt. Er soll das Zusammentreffen der Hamburger Unternehmerin mit ihren beiden jüngsten Kindern am 1. Januar 2024 in Baden-Württemberg organisiert und ihre gemeinsame Rückkehr nach Hamburg koordiniert haben. Der damals zehnjährige Sohn und die 13-jährige Tochter waren in der Silvesternacht 2023/24 in Süddänemark entführt worden. Delling wird außerdem verdächtigt, gegenüber Kriminalbeamten falsche Angaben gemacht zu haben.

Zu Beginn übte sich der frühere Sportmoderator Prozessbeobachtern zufolge in Humor. „Normalerweise spreche ich zweimal 45 Minuten. Heute soll es schneller gehen“, sagte er laut „Bild“ im Gerichtssaal.

Unmittelbar darauf habe Delling allerdings ernstere Töne angeschlagen. „Die Kinder liebten ihre Mutter, sie wurden nie geschlagen oder aggressiv behandelt. Das hätte ich niemals akzeptiert“, zitiert die „Hamburger Morgenpost“ den 66-Jährigen. Ohnehin habe er zu den Kindern seiner Lebensgefährtin ein inniges Verhältnis gepflegt. Die einst entführte Tochter habe ihn „Gernhard“ genannt – „weil sie mich so gern hatte“, wie Delling erklärt.

Der ehemalige Sportmoderator Gerhard Delling mit seiner Lebensgefährtin Christina Block im Landgericht Hamburg. Dahinter geht Anwalt Ingo Bott, Verteidiger von Block.

© dpa/Marcus Brandt

Seine Erklärung nutzte Delling den Berichten zufolge auch, um sich als fairer und hingebungsvoller Partner zu präsentieren. „Was ich für Christina Block getan habe, hätte ich für jeden Freund getan“, soll er gesagt haben. Er habe Christina Block Mut zugesprochen und versucht, ihre Lage zu verstehen, erklärte der Angeklagte weiter.

Unzählige Menschen hätten Christina Block gesagt, sie würden in einer solchen Lage jedes Mittel in die Hand nehmen, um ihre Kinder wiederzusehen. Die Mutter habe aber auf den beschwerlichen Weg der Gerichte gesetzt. Er habe sie beruhigt, getröstet und aufgebaut. Auf die konkreten Vorwürfe der Anklage ging er nicht ein und wollte auch keine Nachfragen beantworten.

Zugleich betonte er, in seinem Leben „nie etwas Strafbares getan“ zu haben. Er habe sich „immer aus tiefer Überzeugung gegen Gewalt positioniert“.

Delling greift Blocks Ex-Mann an

Danach sei Delling zum Angriff gegen Blocks Ex-Mann Stephan Hensel übergegangen. „Mit der Entziehung der Kinder durch den Vater war das fröhliche Familienleben auf einen Schlag vorbei“, wird Delling zitiert. Demnach habe sich der Kindsvater „einmal mehr nicht an das Gesetz gehalten“, als er das digitale Tagebuch seiner Lebensgefährtin an die Presse durchgestochen habe.

„Welcher Vater tut so etwas?“, sagte Delling den Berichten zum Ende seiner Aussage. „Es tut mir leid, was den Kindern vor anderthalb Jahren widerfahren ist. Hätte ich davon Kenntnis gehabt, hätte ich mich aktiv dagegen gestellt.“

Richterin Isabel Hildebrandt, Vorsitzende der Strafkammer.

© dpa/Marcus Brandt

Nachdem Delling seine Aussage beendet hatte, soll im Prozesssaal vereinzelter Applaus aufgebrandet sein. Die Vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt habe das Publikum deshalb ermahnt.

Angeklagte Block-Verwandte: Habe mit Entführung nichts zu tun

Nach Delling hat auch eine angeklagte Verwandte der Unternehmerin ihre Sicht der Geschehnisse geschildert. Die Staatsanwaltschaft wirft der 49-Jährigen Beihilfe vor. Sie habe nichts mit der Entführung zu tun und erst am 1. Januar 2024 erfahren, dass die Kinder wieder zurück in Deutschland seien, berichtete sie unter Tränen im Gerichtssaal.

Sie habe lediglich der Bitte entsprochen, Christina Block und ihre Kinder am 2. Januar abends mit dem Auto am Rande von Hamburg abzuholen und nach Hause zu bringen, berichtete die Verwandte weiter. Die Kinder sollten in dieser Situation jemanden sehen, „dem sie vertrauen“.

Sie habe bis August 2021 ein sehr enges Verhältnis zu den Kindern gehabt. Damals hatte Blocks Ex-Mann den Jungen und das Mädchen nach einem Wochenendbesuch bei sich behalten. Die Kinder seien der Familie „von heute auf morgen entrissen worden“. Es sei kein Kontakt mehr möglich gewesen.

Für sie sei Anfang 2024 klar gewesen, dass die Mutter in diesem Moment das Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte, sagte die Angeklagte weiter. Die mutmaßlich für die Entführung verantwortliche Sicherheitsfirma hatte die Kinder nach Süddeutschland gebracht. Die Mutter fuhr nach eigenen Angaben mit der Bahn dorthin, um sie abzuholen. Die mutmaßlichen Entführer sorgten dafür, dass Block und die Kinder zurückgefahren wurden – aber nicht die ganze Strecke, außerhalb von Hamburg wurden sie abgesetzt.

Ein Geständnis im Entführungsfall gibt es schon

Christina Block, Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette „Block House“, Eugen Block, soll laut Anklage die Entführung in Auftrag gegeben haben. Das hat die 52-Jährige in einer Erklärung vor Gericht bestritten.

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Hauptangeklagter ist neben ihr und einem Anwalt der Block-Gruppe auch ein 36-jähriger Israeli, der als Einziger in Untersuchungshaft sitzt.

Er hatte vor der Strafkammer am Landgericht gestanden, in der Silvesternacht 2023/24 gemeinsam mit weiteren Beteiligten den damals zehn Jahre alten Jungen und das 13-jährige Mädchen gewaltsam aus der Obhut des Vaters in Dänemark entführt zu haben. (Tsp/dpa)