Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat im August mit neuen Bohrungen begonnen, um die Beschaffenheit des Untergrunds der Stadt im nördlichen Abschnitt der potenziellen U-Bahn-Linie U9 zu erkunden. Bis Ende September finden Bohrungen in der Heßstraße, der Karlstraße, der Schellingstraße, der Rottmannstraße, der Theresienstraße und dann noch einmal in der Karlstraße statt. Bis Ende November folgen weitere Bohrungen, die genauen Standorte will die MVG noch bekannt geben. Insgesamt sind dieses Jahr elf Bohrungen geplant.

Gestartet war das Bohrprogramm für die geplante U9 vor gut zwei Jahren. Damals war der südliche Abschnitt der geplanten Trasse dran, und die damalige Zweite Bürgermeisterin Münchens, Katrin Habenschaden, meinte über die Arbeiten, jede lange Reise beginne mit einem ersten Schritt.

Nun also folgt Schritt zwei. Dabei bohren die Arbeiter im Durchschnitt 50 Meter und maximal bis zu 75 Meter in die Tiefe und befördern Erdreich nach oben. Das wird im Anschluss von geotechnischen Sachverständigen untersucht. Die Beschaffenheit des Erdreichs ist wichtig für die weitere Planung. Sie hat zum Beispiel Einfluss auf das künftige Bauverfahren oder auf die Dicke der Tunnelwände. Faktoren wie diese wirken sich nach Angaben der MVG auf die Baukosten und die Dauer der Bauarbeiten aus.

Die Erkundungsbohrungen sind noch eine sehr frühe Phase in der Genese der U9. Denn wann sie kommt und ob sie überhaupt bezahlbar sein wird, ist noch offen. Die MVG geht davon aus, dass der Bau in den 2030er-Jahren starten könnte, und dass die zehneinhalb Kilometer lange Trasse bis Anfang der 2040er-Jahre fertig sein könnte. Könnte wohlgemerkt. Denn laut einer Schätzung aus dem Jahr 2022 soll die U9 vier Milliarden Euro kosten. Bei den stetig steigenden Baukosten wird sich diese Summe voraussichtlich nicht halten lassen. Die Münchner Stadtkämmerei hat bereits von einem zweistelligen Milliardenbetrag gesprochen.

Fest steht dabei: Ohne Fördergeld wird die Stadt sich die neue U-Bahn nicht leisten können. Trotzdem hat sie bei der Deutschen Bahn den Bau eines Vorhaltebauwerks im Münchner Hauptbahnhof in Auftrag gegeben, das rund 660 Millionen Euro kosten soll. In dieser Summe sind auch 100 Millionen Euro Planungskosten enthalten. Dass der Rohbau schon jetzt entstehen soll, hängt mit dem Umbau des Hauptbahnhofs und dem Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke zusammen, die Mitte der 2030er-Jahre fertig werden soll. Zu einem späteren Zeitpunkt ließe sich ein neuer U-Bahnhof nachträglich nicht mehr in den Hauptbahnhof integrieren.

Nach derzeitigem Stand soll die U9 zwischen der Implerstraße und der Münchner Freiheit verlaufen. Die U-Bahn-Stationen Impler- und Poccistraße sollen zusammengelegt und durch einen Neubau ersetzt werden. Am Esperantoplatz könnte ein zweiter Wiesnbahnhof entstehen, danach käme der Hauptbahnhof, gefolgt von einer Station bei den Pinakotheken und einer weiteren am Elisabethplatz in Schwabing. Auch an der Münchner Freiheit soll ein weiteres Bahnhofsbauwerk entstehen. Nördlich des Hauptbahnhofs ist zudem ein Abzweig Richtung Theresienstraße geplant, eine mögliche Linie U29 würde dann auf der Trasse der heutigen U2 verkehren.

Bis es irgendwann vielleicht so weit ist, haben die MVG und die Stadt noch andere Großbaustellen zu bewältigen, etwa die Verlängerung der U5 nach Pasing und die weitere Fortführung dieser Linie ins Neubaugebiet Freiham, wo derzeit ebenfalls ein Vorhaltebauwerk für einen späteren U-Bahnhof entsteht. Die Verlängerung nach Pasing, an der bereits seit 2022 gebaut wird, soll nach aktuellen Prognosen erst im Jahr 2034 abgeschlossen sein. Das sind zwölf Jahre Bauzeit für 3,8 Kilometer.

Ob das Baureferat, das für den Bau der U-Bahn-Tunnel verantwortlich ist, für die U9 eine fast dreimal so lange Strecke binnen zehn Jahren bauen kann, wird sich zeigen. Jetzt laufen die Vorarbeiten, wie genau es weitergeht, hängt dann auch davon ab, was tief unter der Stadt verborgen ist.