Es klingt nach einer Niederlage für das Staatstheater Mainz: Nach Streitereien um die sogenannte Theater-Flatrate hat sich der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Uni Mainz jetzt mit Wiesbaden geeinigt.

Die Überraschung war groß im Januar dieses Jahres: Eine Vereinbarung zwischen dem Mainzer Staatstheater und der Studierendenvertretung der Johannes Gutenberg-Universität wurde gekündigt. Die hatte vorher mehr als zehn Jahre lang gegolten. Bis dahin konnten Studierende aus Mainz Restkarten für Theateraufführungen kostenlos erhalten. Dafür mussten sie lediglich einen Euro pro Kopf und Semester zahlen.

Nach der Vertragsauflösung schoben sich AStA und Staatstheater gegenseitig den schwarzen Peter zu. Jetzt scheint das Tischtuch endgültig zerschnitten. Der AStA hat nun eine Regelung mit dem Staatstheater Wiesbaden präsentiert.

Mainz

Junge Menschen stehen vor dem Staatstheater Mainz. Für Studierende der Mainzer Universität gibt es dort vorerst keine fast kostenlosen Tickets mehr

Für zwei Euro pro Semester umsonst ins Theater – Wein und Snacks inklusive. Das klingt nach einem unschlagbaren Angebot. Doch für die Studierenden der Uni Mainz wird daraus (erst einmal) nichts.

Di.21.1.2025
10:00 Uhr

SWR4 am Dienstag

SWR4

Staatstheater Wiesbaden bietet AStA gleiche Konditionen

Und die sieht im Prinzip genauso aus, wie die mit dem Mainzer Staatstheater. Auch in Wiesbaden zahlen Studierende einen Euro pro Semester. Dafür gibt es auch hier dann Restkarten für Theatervorstellungen kostenlos. Drei Tage vor den jeweiligen Vorstellungen können die verfügbaren Restkarten gebucht werden.

Ein großer Vorteil der neuen Kooperation sei, dass für die Studierenden keine zusätzlichen Kosten anfallen würden. Das sagt der Anwalt des AStA. Dank des sogenannten „Studitickets“ könnten die Studierenden problemlos zu den Veranstaltungen in Wiesbaden fahren. Das ÖPNV-Ticket decke nämlich sowohl Mainz als auch Wiesbaden ab.

Freude beim Wiesbadener Staatstheater

Beim Staatstheater in der hessischen Landeshauptstadt freut man sich. Der Vertrag mit dem Mainzer AStA seien frisch unterzeichnet worden, bestätigt Anke Scheller, Leiterin der Pressestelle am Staatstheater Wiesbaden. Man habe im Frühjahr erste Gespräche geführt. „Wir sind froh, dass das alles geklappt hat.“

Das Ganze gelte ab dem kommenden Wintersemster 2025/26. Der Vertrag gelte erstmal testweise für zwei Jahre, so Scheller. „Wir wollen den Studierenden aus Mainz weiterhin die Möglichkeit geben, am Theaterleben teilzuhaben.“

Gespräche zwischen AStA und Staatstheater Mainz gescheitert

Man habe nicht den Eindruck gehabt, dass neue Gespräche mit dem Staatstheater Mainz auf Augenhöhe stattgefunden und zu einer Einigung geführt hätten, so der Anwalt des AStA. Deswegen hätten sie in diesem Sommer eine Alternative gesucht und mit dem Staatstheater Wiesbaden auch eine sehr gute gefunden. Mit dem neuen Vertrag bleibe dem AStA außerdem noch ausreichendes Budget für andere kulturelle Veranstaltungen.

Staatstheater Mainz äußerte sich bislang nicht

Vom Mainzer Staatstheater gab es bislang keine Stellungnahme. Intendant Markus Müller hatte sich früher zu den Gründen der Vertragskündigung mit dem AStA geäußert. Er hatte eine Erhöhung von einem auf zwei Euro pro Semester gefordert.

Nötig mache das die sogenannte Gastro-Pauschale, die es im Mainzer Theater gibt. Die Ticketpreise wurden wegen dieser Pauschale um sieben Euro angehoben. Dafür gibt es in der Pause Getränke und Brezeln mit Spundekäs sowie das Programmheft und die Garderobe kostenlos dazu.

AStA lehnte Erhöhung der Preise ab

Da die Studierenden davon auch profitieren würden, hatte Intendant Müller die Erhöhung gefordert. „Wir würden uns strafbar machen, wenn wir dieses Geld nicht erheben“, so Müller damals im Gespräch mit dem SWR. Der Gastrobetrieb des Theaters dürfe aus steuer- und wettbewerbsrechtlichen Gründen keine Rabatte bekommen.

Eine entsprechende Vertragsänderung mit dem AStA der Uni Mainz kam aber nicht zustande. Der AStA lehnt die Erhöhung ab. Es würde ansonsten zu viel Geld aus dem eigenen Kulturetat an das Theater fließen. Dieses Geld fließt jetzt nach Wiesbaden.