In Großbritannien zieht ein Trend, bei dem Privatleute an ihren Häusern die Union Jack oder die Georgskreuzflagge hissen, vermehrt Kritik auf sich. Kritiker stellen die vermehrte Flaggenzahl mit rassistischen Motiven in Zusammenhang. Mehrere örtliche Behörden haben als Reaktion inzwischen damit begonnen, die Flaggen von ihren Gebäuden zu entfernen, wie das britische Nachrichtenportal The Independent berichtet. Hintergrund ist eine Online-Kampagne namens „Operation Raise the Colours“. Auch Premierminister Keir Starmer äußerte sich am Montag in einem Radiointerview zu der Aktion.
Auf die Frage, ob das Aufhängen der Union-Jack-Flagge und der Georgskreuzflagge nach den Protesten gegen Asylhotels als rassistisch angesehen werden könne, sagte Starmer am Montag gegenüber BBC Radio 5 Live: „Ich bin ein Befürworter von Flaggen.“ Er fügte hinzu: „Ich bin der Vorsitzende der Labour Party, die den Union Jack auf unsere Labour-Mitgliedsausweise gesetzt hat. Ich sitze immer vor dem Union Jack. Das mache ich schon seit Jahren, und es hat viele Kommentare ausgelöst, als ich damit anfing.“
Seine Familie habe zudem „die Georgskreuzflagge in unserer Wohnung“ in der Downing Street. „Ich befürworte Flaggen sehr. Ich halte sie für patriotisch und ein großartiges Symbol unserer Nation.“
Starmer warnt vor Abwertung der britischen Flagge
Die Union Jack ist die Nationalflagge des Vereinigten Königreichs und vereint die Kreuze der drei Schutzheiligen: das rote Kreuz des heiligen Georg für England, das weiße Andreaskreuz für Schottland und das rote Diagonalkreuz des heiligen Patrick für Nordirland. Sie symbolisiert damit die Vereinigung der Nationen unter der britischen Krone. Die traditionelle Flagge Englands zeigt nur das Sankt-Georgs-Kreuz.
Die britischen Fahnen sollten Starmers Ansicht nach nicht herabgewürdigt werden. In dem BBC-Interview fügte er hinzu: „Ich denke, wenn sie manchmal nur zu spaltenden Zwecken eingesetzt werden, wertet das die Flagge ab“. Das wolle er jedoch nicht sehen, Starmer sei stolz auf die britische und englische Flagge. Später wiederholte er die Warnung in einem Post im Onlinedienst X.
I’m proud of our flag as a patriotic symbol of our nation, like lots of people I’ve proudly got one up at home.
Using our flag to divide devalues it.
— Keir Starmer (@Keir_Starmer) September 1, 2025
Zuletzt zahlreiche einwanderungskritische Proteste in Großbritannien
In den vergangenen Wochen hatte es in mehreren Städten in Großbritannien einwanderungskritische Proteste gegeben. Begonnen hatten die Proteste im Juli in Epping, rund 30 Kilometer nordöstlich des Londoner Stadtzentrums. Nachdem ein Asylsuchender wegen eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs auf ein 14-jähriges Mädchen angeklagt worden war, kam es dort zu Ausschreitungen. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe.
Die Regierung von Premierminister Keir Starmer steht unter dem Druck der in Umfragen aufstrebenden rechtspopulistischen Partei Reform UK. Starmer will die Zahl der in Großbritannien ankommenden Asylbewerber verringern und die Unterbringung in Hotels bis zu den nächsten Wahlen beenden.
In den zwölf Monaten bis Juni dieses Jahres registrierten die britischen Behörden nach Angaben des Innenministeriums 111.084 Asylanträge und damit mehr als in jedem anderen Einjahreszeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen 2001. (mit AFP)
Ein Demonstrant trägt eine Unionsflagge, als er zu einem Protest gegen die Einwanderung vor dem Sheraton Four Points Hotel kommt, in dem vermutlich Asylsuchende untergebracht sind.Ben Stansall/AFP