Auch in Frankreich wünscht man sich gerne mehr Transparenz von den Streamingdiensten. Auf einem Podium des Unifrance Rendez-Vous in Le Havre wurde aber diagnostiziert, dass durch den Werbe-Aspekt innerhalb der Abos eine neue Dynamik in die Zusammenarbeit mit Netflix & Co. gekommen ist.

Der Unifrance-Präsident Gilles Pélisson, der vor gar nicht allzu langer Zeit auch deswegen bei der Organisation für die Auslandsvermarktung von französischen Filmen und Serien angetreten ist, um mehr Transparenz bei Streaming-Daten im eigenen Land zu schaffen, hat am Dienstag eine Podiumsdiskussion mit Yannick Carriou in Le Havre geführt. Carriou ist Chef des Datenmessungs-Unternehmens Médiamétrie und wusste dahingehend Genaueres über den aktuellen Stand der Dinge zu berichten.
„Médiamétrie hat dafür gekämpft, die Menschen mit transparenten Daten zu versorgen“, führte Pélisson den Gründer Yannick Carriou ein. „Es gibt Fortschritt bei den Messungen“, befand darauf Carriou, es gebe aber weiter Herausforderungen. „Die Publikumsmessung wurde in jedem einzelnen Land entwickelt. Es gibt damit große Unterschiede.“
So sei das Gesamtbild für europäische Inhalte, die zum Beispiel Unifrance interessieren, fragmentiert. Dieses Problem gelte auch zum Beispiel für Werbefirmen, die ihre globalen Kampagnen messen. „In Frankreich arbeiten wir mit Wassermarken in den Tonspuren, die Menschen nicht, aber Maschinen sehr wohl wahrnehmen“, erklärte Carriou.
Aufwendige Arbeit mit Wassermarken auf Sound-Ebene
„Dafür müssen aber auch die Plattformen die Wassermarken akzeptieren. Manche Plattformen wie Netflix haben das in Frankreich getan. So können wir dort messen. Aber die meisten internationalen Plattformen können nicht von allen Ländern Wassermarken einbauen“, führte Carriou weiter aus.
So könne Médiamétrie ziemlich genau sagen, wie viel Zeit ein Haushalt auf einem Streamingdienst verbringe. Für größere Inhalte gebe es extra eine Sound-Bibliothek, mit der das Unternehmen Shazam-ähnlich über den Sound weiß, was geschaut wird. „Das ist sehr aufwendig“, befand Carriou.
Werbeunterstützte Abos erhöhen Bereitschaft zur Kooperation
Aber es hätte sich viel verändert, seitdem die Streamingdienste auch Werbung in ihre Abos integriert haben. „Langsam bauen wir die Verbindungen mit den Streamern aus. Jetzt wollen alle bei den Messungen mitmachen“, sagte Carriou.
Inzwischen kann Médiamétrie so belastbare Zahlen für eine Top-Ten-Rangfolge der erfolgreichsten Streaming-Formate aufstellen, so wie es zum Beispiel auch die Marktforscher von Nielsen in den USA tun. Wobei Carriou sagte, dass der US-amerikanische Markt nochmal deutlich komplexer als der französische sei und dort die Streamingdienste die Nutzung schon viel mehr dominierten.
Das traditionelle Fernsehen mit seinen Mediatheken und Plattformen sei in den USA noch bei 42 Prozent der monatlichen Nutzung gegenüber Streamingdiensten wie Netflix oder YouTube. In Frankreich stehe das Fernsehen inklusive der Streaming-Aktivitäten noch bei 68 Prozent. Durch die europäische Gesetzgebung erwartet sich Carriou in der Zukunft noch deutlich mehr Transparenz von Seiten der Streamer.
Unifrance-Präsident Gilles Pélisson pflichtete ihm abschließend bei: „Wir brauchen mehr Transparenz nicht nur für die Werbetreibenden, sondern auch die Kreativen, die Formate herstellen.“