Dass der Bau der überschaubar langen Stadtbahnstrecke ins Frankfurter Europaviertel zu einer Daueraufgabe und ihre Eröffnung neuerlich verschoben wird, liegt nicht allein an fehlenden Bauunternehmen. Die Züge könnten längst fahren, hätte man die Trasse in schon weiter zurückliegenden Jahren nicht wieder und wieder umgeplant. Nach wie vor wäre es gut, wenn die Infrastruktur gleichzeitig mit der Bebauung eines neuen Stadtteils fertiggestellt würde oder sogar zuvor. Dass das Europaviertel seit Jahren und noch für lange Zeit nur mit einer schlichten Omnibuslinie erschlossen wird, deren Pünktlichkeit im dichten Stadtverkehr überdies zu wünschen übrig lässt, ist ein Ärgernis.
Wäre die Stadt schneller und das Bauvorhaben längst abgeschlossen gewesen, so wäre es auch nicht in Konkurrenz getreten zu den neuen, milliardenschweren Investitionen der Deutschen Bahn, wegen der auf einmal in der Bauwirtschaft ganz Deutschlands Kapazitätsengpässe für den Gleisbau und verwandte Aufgaben offenbar werden. Der ersten Generalsanierung einer Hauptachse, der zwischen Frankfurt und Mannheim, sollen viele weitere folgen, derzeit wird die Strecke zwischen Hamburg und Berlin instand gesetzt.
Zur Ausweitung ihrer Kapazitäten, also der Einstellung weiterer Mitarbeiter und der Ausweitung der Maschinenparks, wird die Bauindustrie aber nur bereit sein, wenn die Politik signalisiert, dass die Investitionen in Schienenwege dauerhaft höher ausfallen als in den vergangenen Jahrzehnten. Das angekündigte Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz in Höhe von 500 Milliarden Euro geht in diese Richtung – doch werden damit womöglich dermaßen viele unterschiedliche Begehrlichkeiten erfüllt, dass dieser irrsinnig hohe Betrag zumindest zum Teil irgendwo versandet.
Es ist jedenfalls irritierend, wenn ausgerechnet jetzt nicht etwa von einem beschleunigten Bau der geplanten Schnellfahrstrecke von Frankfurt nach Mannheim die Rede ist, sondern von deren Scheitern. Den Bewohnern des Europaviertels und den Unternehmen dort, zu denen auch die F.A.Z. zählt, helfen noch so viele Milliarden aber so oder so nicht. Sie werden sich noch länger in Geduld üben müssen. Und sich weiterhin bang fragen, ob denn wenigstens der neueste Termin der Inbetriebnahme der Stadtbahnstrecke im Jahr 2029 eingehalten wird.
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