Transfersommer (fast) vorüber
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Wie die Hängepartie um Diogo Leite Union Berlin weiter beschäftigt
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Video: Der Tag | 02.09.2025 | Dennis Wiese | Bild: IMAGO / Matthias Koch
Die großen europäischen Fußballmärkte sind seit der Nacht von Montag auf Dienstag geschlossen und der wechselwillige Diogo Leite ist immer noch Spieler von Union Berlin. Beendet ist die Hängepartie damit aber noch nicht.
Innenverteidiger Diogo Leite war in der vergangenen Saison eine der wichtigsten Stützen von Union Berlin. Für das Sommertransferfenster hinterlegte er aber seinen Wechselwunsch beim Verein. An Angeboten soll es nicht gemangelt haben, bestätigte Union-Geschäftsführer Horst Heldt am Dienstag in einer Medienrunde. Eine Einigung konnte aber nicht erzielt werden – entweder für Leite selbst, für Union Berlin oder den interessierten Verein passte es jeweils nicht.
Der 26-jährige Portugiese trainiert nun bereits seit Wochen nur individuell, wurde gänzlich aus dem Trainings- und Spielbetrieb genommen, um Verletzungen zu vermeiden und einen Wechsel nicht zu gefährden. Das Transferfenster in Deutschland und den anderen vier europäischen Top-Ligen ist seit Montagabend aber geschlossen. Ist ein Abschied von Leite damit vom Tisch? Keinesfalls, erklärte Horst Heldt. „Es gibt noch Fenster, die offen sind“ und ein Wechsel sei weiterhin möglich.
Trainingsrückkehr von Leite: „Ein Prozess“
Aber wohin? In Frage kommen würden zum Beispiel die Türkei, Portugal, Saudi-Arabien, Österreich und die Schweiz: In all diesen Ländern sind die Transferfenster jedenfalls noch geöffnet.
Leite will weg und Union Berlin hätte nichts gegen die Ablöse, die wohl im zweistelligen Millionenbereich liegen würde. Doch die Tage und Angebote sind gezählt. Während es in den letzten Wochen Situationen gab, „in denen es heißer war“, wie Heldt die Verhandlungen um Diogo Leite beschreibt, dürfte die Auswahl nun kleiner werden.
Und auch ein Verbleib bei Union Berlin ist durchaus möglich. Zumindest wird Leite ab sofort wieder in den Trainingsbetrieb eingeführt, um den Rückstand der letzten Wochen aufzuholen. Leite müsse wieder aufgebaut werden und sich in eine Konkurrenzsituation bringen, erklärte Heldt. Ein „vollwertiges Mitglied der Mannschaft“ sei er aber noch nicht wieder, solange es die Möglichkeit eines Wechsels gebe.
Heldt fordert einheitlichen Deadline-Day
Falls er bleibt, heißt sein Konkurrent Tom Rothe. Trainer Steffen Baumgart machte den 20-Jährigen zum Teil der Dreierkette. Er ist der Spieler, mit dem sich Leite jetzt messen müsste.
Und trotzdem: Ein Störfaktor sei der Portugiese und die Hängepartie um seine Person nicht: „Er ist ein anständiger Junge. Er hat eine Idee und einen Wunsch, der bisher nicht zustande gekommen ist.“ Um eine solche Situation in Zukunft zu vermeiden, hätte der Union-Geschäftsführer übrigens eine Lösung parat. Und zwar keine Geringere als die Reform des Transfersystems: „Ich plädiere dafür, dass man irgendwann einen Weg findet, dass das Fenster schließt, wenn die Liga losgeht“, sagte er im Zuge der Medienrunde. Sonst bleibe es „hektisch und zieht sich rein in die Spielzeit. Wechselwillige Spieler, Aufgeregtheit, Kabinenthema – das ist nicht gesund in vielerlei Hinsicht.“
Heldt ist froh über die Ruhe, die jetzt langsam wieder einkehren kann, auch wenn es die Causa Leite noch zu klären gilt. Mit der restlichen Transferphase sei er zufrieden. Vor allem, da man sich nicht auf die Torgefahr eines einzelnen Spielers verlassen müsse. Eine Abhängigkeit, die Union Berlin mit Stürmer Benedict Hollerbach in der vergangenen Saison (wettbewerbsübergreifend 9 Tore, 4 Vorlagen) oft unterstellt wurde.
Hollerbach wechselte nach Mainz, Union zog die Kaufoption bei Andrej Ilic und verpflichtete Oliver Burke, Ilyas Ansah und Derrick Köhn für die Offensive. Vor allem der 20-jährige Ansah machte mit seinem Doppelpack gegen Stuttgart am ersten Spieltag bereits auf sich aufmerksam. Heldt erklärte im Gespräch mit rbb|24: „Wir haben versucht, eine Mannschaft zu kreieren, in der mehrere Spieler in der Lage sind, torgefährlich zu werden. Die Verantwortung, Tore zu erzielen, ist auf mehreren Schultern verteilt.“
Union Berlin als beliebter Karriereschritt
Dabei sei es übrigens nicht schwer, potentiellen Spielern einen Wechsel nach Köpenick schmackhaft zu machen. „Ich muss nicht lange Überzeugungsarbeit leisten“, verriet Heldt: „Die Spieler, mit denen wir uns beschäftigen und die wir zu uns holen wollen, sind sehr schnell davon überzeugt, dass das der richtige Schritt ist.“
Ob und durch welches Transferfenster Diogo Leite wiederum noch schreitet, wird sich in den nächsten Tagen klären. Und ganz ohne Hektik können Steffen Baumgart und die Mannschaft die Länderspielpause nutzen, um sich auf das kommende Bundesliga-Spiel gegen Hoffenheim vorzubereiten (13. September, 15:30 Uhr).
Sendung: DER TAG, 02.09.25, 18 Uhr