Olympisches Dorf wird saniert
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Ruinen werden in Elstal zu Wohnungen
Di 02.09.25 | 17:51 Uhr | Von Heike Schüler und Philipp Rother
rbb
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 01.09.2025 | Heike Schüler | Bild: rbb
Die Gemeinde Wustermark wächst und wächst – vor allem im Olympischen Dorf im Ortsteil Elstal entstehen viele neue Wohnungen. Das wird aufwendig saniert. Die Gemeinde will dort Platz für 3.000 neue Einwohner schaffen. Von Heike Schüler und Philipp Rother
Innerhalb von 15 Jahren ist die Einwohnerzahl Wustermarks im östlichen Havelland um 60 Prozent angewachsen. Aktuell leben in der Gemeinde rund 11.400 Menschen. Und es werden immer mehr, denn trotz hoher Baukosten werden weiter Wohnungen gebaut – vor allem im Ortsteil Elstal. Dort wird das ehemalige Olympische Dorf aufwendig saniert.
Es diente als Unterkunft für rund 3.600 männliche Athleten aus 50 Nationen während der Spiele 1936. Direkt nach den Sommerspielen wurde das Areal für militärische Zwecke umgebaut und von der Wehrmacht als Infanterieschule und Lazarett genutzt.
„Speisehaus der Nationen“ als Vorzeigeobjekt
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die sowjetische Armee auf das Gelände und nutzte es bis zum Abzug 1992. Danach stand das Dorf größtenteils leer, die Gebäude verfielen. Seit 2019 werden die ersten von ihnen im großen Stil saniert. „Dieses besondere Wohnungsbauprojekt ist schon etwas Sensationelles für die Gemeinde und für die gesamte Region“, erklärte Wustermarks Bürgermeister Holger Schreiber (parteilos) im Gespräch mit dem rbb.
Das Vorzeigeobjekt sei das sogenannte „Speisehaus der Nationen“, wo einst die Olympia-Mannschaften ihre Mahlzeiten einnahmen. Die Sanierung dieses Denkmals ist bereits vor drei Jahren abgeschlossen worden – entstanden sind Eigentumswohnungen und eine Ausstellung zur Geschichte des Gebäudes. Zusätzlich wurden im Rahmen des ersten Bauabschnitts 20 Neubauten mit Jugendklub, Tagespflege und Wohngemeinschaften für Senioren gebaut. Insgesamt sind 365 Wohnungen entstanden.
Weitere 300 Wohnungen entstehen
Aktuell läuft der zweite Bauabschnitt. Die terraplan Baudenkmalsanierungsgesellschaft saniert diesmal acht sogenannte Blockbauten der Sowjetarmee und wandelt sie in Eigentumswohnungen um – fast alle seien schon verkauft, zu 90 Prozent an Kapitalanleger, teilte terraplan mit. Insgesamt werden weitere 300 Wohnungen in Alt- und Neubauten entstehen.
Die Mieten werden zwischen 12,50 und 14 Euro pro Quadratmeter liegen. Das schreckt Zuzügler etwa aus dem nahen Berlin wohl kaum ab, ärgert aber die Einheimischen. Durch die vielen neu gebauten Wohnungen in der Gemeinde steigen die Mieten, beklagte die Mieterinitiative Elstal. „Wir wünschen uns natürlich, dass auch bezahlbare Wohnungen gebaut werden und Sozialwohnungen, die auch auf Dauer günstig bleiben, so dass sich nicht nur reiche Leute leisten können, hierher zu ziehen“, erläuterte Petra Rosenfeld im Gespräch mit dem rbb.
Die Gemeinde Wustermark habe in den vergangenen vier Jahren etwa 200 Wohnungen mit Sozialmieten bei verschiedenen Wohnungsgesellschaften ausgehandelt, entgegnete der parteilose Bürgermeister: „Für die Größe unserer Gemeinde und den Bedarf ist das eine tolles Ergebnis, weil wir jeden Bedarf damit decken können“, so Schreiber.
44 barrierefreie Sozialwohnungen
„Wir haben auch hart verhandelt, haben gesagt, dass wir mindestens zehn bis zwölf Prozent sozialen Wohnungsbau im Olympischen Dorf haben wollen“, erläuterte der Bürgermeister weiter. Im ersten Quartal des kommenden Jahres werden in zwei der drei Neubauten, die zwischen die Blockbauten gesetzt werden, nun auch 44 barrierefreie Sozialwohnungen fertig. Sie können für 6,00 Euro bis zu 7,50 Euro pro Quadratmeter gemietet werden. Das Land Brandenburg fördert das dortige Wohnen über die Investitionsbank Brandenburg.
Ziel der Gemeinde Wustermark sei es, auf dem 55 Hektar großen Gelände in Elstal Wohnungen für 3.000 neue Einwohnerinnen und Einwohner zu bauen, so Schreiber. Auch die Infrastruktur werde angepasst: Zuletzt wurde eine neue Grundschule eröffnet, der Bau eines Gymnasiums ist bereits in Planung. Darüber hinaus will die Gemeinde die Einkaufsmöglichkeiten erweitern. Auch der Ortskern, die „Elstaler Mitte“, soll aufwendig hergerichtet werden. Heute ist an dem Ort noch eine Wiese, Baubeginn könnte aber bereits in diesem Jahr sein.
Das „Speisehaus der Nationen“ wurde bereits saniert.
Sendung: rbb Brandenburg aktuell, 01.09.2025, 19:30 Uhr
Beitrag von Heike Schüler und Philipp Rother