Mit seiner bislang größten Militärparade hat China am Mittwoch seine wachsende geopolitische Macht demonstriert. „Die Menschheit steht heute vor der Wahl zwischen Frieden oder Krieg, Dialog oder Konfrontation“, warnte Chinas Präsident Xi Jinping am Mittwoch während seiner Rede auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking.
Es ist der gleiche Ort, an dem am 4. Juni 1989 chinesische Soldaten die friedlichen Proteste gegen die Kommunistische Partei mit Schusswaffen und Panzern beendet hatten. Von der prodemokratischen Bewegung ist heute nichts mehr übrig, die Restriktionen in der Volksrepublik gegen Kritiker und Oppositionelle sind härter denn je.
Eine Haltung, die Gastgeber Xi Jinping mit seinen Ehrengästen teilt: An seiner Seite verfolgten der russische Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die aufwendig inszenierte Militärveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg.
Bei der Militärparade auf dem Platz des Himmlischen Friedens am Mittwoch handelte es sich offiziellen Angaben zufolge um die größte in der Geschichte des Landes.
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Mitglieder der Cyberspace Force, die erst im April 2024 gegründet wurde.
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Trump wirft Xi, Putin und Kim eine Verschwörung vor
Die als „Tag des Sieges“ bezeichnete Machtdemonstration erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen zwischen China und den USA. US-Präsident Donald Trump kommentierte die Parade auf Truth Social süffisant: „Mögen Präsident Xi und das wunderbare Volk Chinas einen großartigen und unvergesslichen Festtag erleben. Bitte richten Sie Wladimir Putin und (Nordkoreas Staatschef) Kim Jong Un meine herzlichsten Grüße aus, während Sie sich gegen die Vereinigten Staaten von Amerika verschwören.“
Xi Jinpings Ehrengäste waren der russische Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un.
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Bei einem Radio-Interview am Dienstag (Ortszeit) wurde Trump gefragt, ob er über die Bildung einer Achse zwischen China und Russland gegen die USA besorgt sei. „Ich bin überhaupt nicht besorgt. Wir haben mit Abstand die stärkste Armee der Welt. Sie würden niemals ihr Militär gegen uns einsetzen. Glauben Sie mir“, antwortete Trump. Der US-Präsident hatte zuvor erklärt, er sehe die Parade nicht als Herausforderung und betonte seine „sehr gute Beziehung“ zu Xi.
Nice to meet you. Welcome to China.
Xi Jinping, Chinas Partei- und Staatschef, in seiner Begrüßungsrede an die ausländischen Staatsgäste
Dieser erklärte am Mittwoch vor mehr als 50.000 Zuschauern, das chinesische Volk stehe „fest auf der richtigen Seite der Geschichte“. In einer offenen Limousine inspizierte Xi, der auch Oberbefehlshaber der Volksbefreiungsarmee ist, anschließend Truppen und modernste Waffensysteme wie Raketen, Panzer und Drohnen.
Chinas Armee wird immer größer, schlagkräftiger: Das Bild zeigt Hyperschallraketen des Typs YJ-20 zur Bekämpfung von Schiffen.
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Das Raketenabwehrsystem HQ-22A wird vom Staatskonzern China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC) produziert.
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Hubschrauber mit großen Bannern flogen während der 70-minütigen, von Symbolik und Propaganda geprägten Zeremonie in Formation über den Platz. Xi trug einen Anzug im Stil des früheren Staatsführers Mao Zedong und begrüßte die mehr als 20 anwesenden Staatsführer auf Englisch mit den Worten: „Nice to meet you. Welcome to China.“
Mehr als 10.000 Soldaten nahmen an der Parade teil.
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Auch Laser-Waffen wurden am Mittwoch präsentiert.
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Westliche Staatsführer blieben der Veranstaltung weitgehend fern. Für Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un war es der erste Auftritt bei einem großen multilateralen Ereignis und die erste Teilnahme eines nordkoreanischen Führers an einer chinesischen Militärparade seit 66 Jahren.
Kampfjets des Typs Chengdu J-10 Vigorous Dragon überflogen den Platz des Himmlischen Friedens.
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50.000 Zuschauer versammelten sich vor dem Porträt von Mao Zedong, um die Volksbefreiungsarmee zu feiern. Xi Jinping sieht sich mit Mao in einer Linie, versucht um seine eigene Person einen ähnlichen Personenkult aufzubauen.
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Zu Wochenbeginn hatte Partei- und Staatschef Xi bereits gemeinsam mit Kremlchef Putin bei einem regionalen Sicherheitsgipfel seine Vision einer neuen Weltordnung vorgestellt und zur Einheit gegen „Hegemonie und Machtpolitik“ aufgerufen.
Japan sieht sich als Friedensmacht
Japan bekräftigte unterdessen sein Nachkriegsbekenntnis zum Frieden als Reaktion auf die Militärparade in Peking. Die Kriegsgräuel, die das Land in Asien anrichtete, haben tiefe Spuren in der Region hinterlassen und beeinträchtigen die Beziehungen zu vielen Nachbarländern bis heute.
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Kabinettschef Yoshimasa Hayashi erklärte am Mittwoch, Japan habe „konsequent den Weg einer friedlichen Nation beschritten“, basierend auf seiner Entschlossenheit, die Tragödie des Krieges niemals zu wiederholen. (Tsp, Reuters)