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Ob am See, im Park oder im Café – Hundebegegnungen gehören zu unserem Alltag. Woran man erkennt, ob der Hund freundliche Absichten hat, und wann es besser ist weiter zu gehen, erklärt Hundetrainerin Sandra Bruns. Außerdem können Menschen, die Angst vor Hunden haben, viel dafür tun, dass Hundebegegnungen angenehmer werden.

Hannover. Die Stellung der Ohren, die Muskelspannung – ein Hund sendet viele kleine Signale. Wer seinen Liebling und auch fremde Hunde besser verstehen möchte, sollte auf die Körpersprache achten. Und oft sind auch klare Zeichen von Frauchen und Herrchen besser als viele Worte, sagt die Hundetrainerin und promovierte Tierärztin Sandra Bruns, die in Hannover eine Hundeschule und Praxis für Verhaltensmedizin hat. Profis wie sie raten außerdem zu Zurückhaltung, insbesondere gegenüber fremden Hunden. Über die „Vier-F-Regel“ und weitere hilfreiche Tipps.

Welche Kommandos sollte mein Hund kennen?

Wenn der Hund etwas richtig oder falsch macht, sollte das kommentiert werden, sagt Bruns. „Ich sollte ihn loben oder auch ihm etwas verbieten, fördernde und hemmende Signale geben können. In den Prüfungen und auch im Alltag ist es wichtig, dass ein Hund verweilen und auch mal warten kann.“ Er sollte im Kontakt zu seinem Halter bleiben, auch wenn zum Beispiel ein Reiter vorbeikommt. „Und ich sollte ihn zurückrufen können, wenn er mal ausbüxt. Wichtiger als Worte ist dabei oft die Körpersprache.“

Wie setze ich denn die Körpersprache ein?

„Ich bringe mich in die richtige Position, trete vor den Hund und hebe die Hand hoch, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.“ Dann fällt es ihm leichter, sich von anderen Dingen abzuwenden und auf mich zu achten. „Unsere Sprache ist ja für den Hund eine Fremdsprache“, sagt die Expertin. „Er muss die Kommandos lernen, wie wir Vokabeln. Da hilft ihm die Körpersprache, die seiner eigenen Ausdrucksweise näher ist.“

Wie lerne ich denn, die Körpersprache des Hundes zu lesen?

„Durch Aufmerksamkeit, durch Hinsehen, nicht indem ich mit dem Handy vor der Nase Gassi gehe“, erklärt Bruns. Wichtig ist es, zu sehen, wenn der Hund Angst hat. „Das erkenne ich in der Regel an zurückgelegten Ohren, einer geduckten Haltung, einer tief gehaltenen Rute und dadurch, dass der Hund ausweicht. Wenn ich das wahrnehme, kann ich meinem Hund dabei helfen, mit den für ihn bedrohlichen Situationen besser umzugehen.“

Bruns nimmt auch Wesensprüfungen bei Hunden ab, die durch Beißvorfälle auffällig geworden sind. Sie weiß, es muss nicht erst so weit kommen, dass ein Hund sich angriffsbereit macht. Denn es gibt Botschaften, die vorangehen. Der Hund spannt die Muskeln an, fixiert sein Gegenüber. „Ich sollte so etwas schon im Vorfeld erkennen, um gegenzusteuern“, sagt die Tierärztin. „Das ist das A und O beim Führen von Hunden.“

Ein kleiner weißer Hund mit gelbem Halstuch schaut in die Kamera. Hundebegegnungen gehören zu unserem Alltag. Menschen, die Angst vor Hunden haben, viel dafür tun, dass Hundebegegnungen angenehmer werden.So lesen Sie die Körpersprache von Hunden. © Lea Drabent

Schwanzwedeln versteht aber ja wohl jeder, der Hund freut sich, oder?

Das einzelne Signal hat noch nicht viel zu sagen, erläutert die Expertin. Es hängt von der Situation ab. Will ein Hund beschwichtigen, wedelt er zum Beispiel mit tief gehaltener Rute. Manches Mal schwingt der Schwanz nicht nur vor Freude, sondern auch aus Aufgeregtheit. Beim Bedrohen ist dann die angespannt wedelnde Rute im Spiel, waagerecht oder hochgehalten.

Darf ich denn einen fremden Hund überhaupt streicheln?

Das sollte man nicht tun. Zu einem vernünftigen Umgang gehört es, dass man zumindest den Halter erst einmal fragt, ob der Hund gestreichelt werden darf. „Wenn das möglich ist, sollte ich aber nicht einfach von oben auf den Kopf des Hundes fassen.“ Das Risiko, dass der Hund das als Bedrohung empfindet und nach der Hand schnappt, ist zu groß.

„Ich sollte mich vielmehr auf Augenhöhe begeben und den Hund keinesfalls anstarren“, sagt Sandra Bruns. „Ich sollte warten, dass der Hund von selbst kommt, dass auch er Interesse an der Kontaktaufnahme zeigt. “Dann erst sollten die Hände ins Spiel kommen.“ Die meisten Hunde reagieren positiv, wenn man sie dann an der Vorderbrust unterm Hals streichelt. Ein Leckerli kann zusätzlich das Eis brechen.

Wenn ich aber gar keinen Kontakt will und Angst vor Hunden habe?

Instinktiv reagieren viele Menschen falsch, wenn sie ängstlich an Hunden vorbeigehen. Sie sind selbst angespannt und gucken den Hund direkt an, um ihn im Blick zu behalten. „Das interpretieren die Hunde jedoch auf ihre Art als einen möglichen Angriff“, sagt Bruns. „Der Passant hat damit zumindest ihre volle Aufmerksamkeit.“ Besser ist es, Ruhe zu bewahren. Auch wenn ein Hund plötzlich um die Ecke kommt, ist es keine gute Idee, dann hektisch zur Seite zu springen und die Arme hochzureißen.

Die Halter sollten dazu beitragen, die Situation zu lösen, indem sie den Hund an der abgewandten Seite vorbeiführen. „Sie nehmen dann dem Hund ein vermeintliches Beschützer-Amt ab“, erläutert die Tierärztin. „Und es ist natürlich gut, wenn der Hund so trainiert ist, dass er auf mich und mein Kommando achtet und alles andere unwichtig findet.“

Was hat es mit der Vier-F-Regel zum Verhalten von Hunden auf sich?

Hunde haben in aller Regel vier mögliche Strategien, mit Konflikten umzugehen, erläutert Sandra Bruns. Abgeleitet aus dem Englischen, lässt sich das mit vier Begriffen beschreiben. Sie erstarren (freeze), flüchten (flight), drohen oder kämpfen (fight) oder versuchen zu beschwichtigen, indem sie zum Beispiel die Hände ablecken und ihren Charme spielen lassen (flirt). Dabei kann die Strategie auch schnell wechseln, ein Hund flirtet und erstarrt dann. Manchmal schlägt ein Flirt gar in einen Angriff um. „Das verstehen viele Menschen nicht“, sagt Bruns. Und erläutert: „Der Hund versucht dann, eine für ihn schwierige Situation auf eine andere Art zu bewältigen.“