Es wird ernst für die SGS Essen: Nach elf Wochen der Vorbereitung eröffnet der Frauenfußball-Bundesligist die neue Saison an diesem Freitag (18.30 Uhr) unter Flutlicht bei Eintracht Frankfurt.

Und das mit großer Vorfreude, denn unter dem neuen Gespann mit Teamchef Robert Augustin, dem Sportlichen Leiter Thomas Gerstner und der ganz frisch zum Team gestoßenen Co-Trainerin Jessica Wissmann scheinen die Essenerinnen bereits gefestigt zu sein. Acht Siege in acht Spielen gelangen in der Vorbereitung. Und der von Augustin versprochene Offensivfußball ist bei 29 Treffern bereits erkennbar. Als Abstiegskandidat geht die SGS jedenfalls nicht in ihr 22. Erstliga-Jahr.

SGS Essen möchte an offensiver Spielweise festhalten

„Ich spüre vollkommene Vorfreude und gar keine Anspannung“, sagt Augustin. „Wir hatten herausfordernde Gegner in der Vorbereitung und haben mutig und offensiv gespielt. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass wir mit dem Elan und der neuen Ausrichtung in die Saison starten können.“ Immerhin testete sich die SGS durch die halbe niederländische Eredivisie und schlug dabei selbst den Meister Twente Enschede (2:0). Den neuentdeckten Essener Offensivfußball soll nun auch gleich Frankfurt zu spüren bekommen, auch wenn die Eintracht hinter Bayern München und dem VfL Wolfsburg erneut zu den Favoriten um die Meisterschaft zählt.

Frauenfussball in Essen

Rückkehrerin Jana Feldkamp soll eine der Stützen im Team der SGS Essen sein.
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Aber auch die SGS startet mit ambitionierten Zielen in die neue Saison. Definiert wurden diese gemeinsam von Trainerteam und Mannschaft im Trainingslager. „Wir wollen an unserer Spielweise festhalten, attraktiven Offensivfußball zeigen, Nationalspielerinnen ausbilden und in der oberen Tabellenhälfte landen“, frohlockt Augustin. Es wäre eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur enttäuschenden Vorsaison, in der Schönebeck noch als Neunter ins Ziel kam. Aber der Teamchef ist von seiner Mannschaft überzeugt. „Deshalb haben wir uns auf dem Transfermarkt bewusst zurückgehalten. Es war nicht nötig, den Kader rundzuerneuern.“

Drei Neuzugänge präsentierten sich in der Vorbereitung als Bereicherung

Während Auftaktgegner Frankfurt gleich elf Zugänge, darunter die noch verletzte Sophia Winkler von der SGS, präsentierte, waren es in Essen lediglich drei. Jana Feldkamp ragte dabei als ehemalige Essenerin und frühere Nationalspielerin heraus. Die 27-Jährige soll der neue Ankerpunkt im zentralen Mittelfeld sein und sich zudem mit ihren Führungsqualitäten einbringen. Ihr dürfte ein Stammplatz sicher sein. Aber auch Torfrau Luisa Palmen und Shari van Belle präsentierten sich in der Vorbereitung als Bereicherung im Kader. Palmen lieferte sich ein Duell mit Kim Sindermann um den Platz zwischen den Pfosten. Die Entscheidung sei zwar gefallen, wird aber zunächst den Torfrauen selbst mitgeteilt.

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„Beide sind auf einem ähnlich hohen Niveau“, lobt Augustin, der auch von den Leistungen von van Belle angetan ist. „Wir haben Qualität hinzugewonnen“, bestätigt der Teamchef, der dabei aber nicht nur auf die Neuzugänge schaut: „Wir haben sie auch bei den vorhandenen Spielerinnen hervorgeholt. Jede hat einen Schritt nach vorne gemacht, sodass unser Leistungsniveau zugenommen hat.“ Das Ergebnis ist eine erhöhte Konkurrenzsituation, die Augustin für fundamental wichtig hält. Denn durch die Aufstockung der Liga auf 14 Teams sieht er in dieser Saison eine besondere Herausforderung: „Es spricht alles für einen extrem spannenden und hochattraktiven Wettbewerb.“

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Essens Trainer steht vor schweren Entscheidungen

Die alte Weisheit, dass es Aufsteiger in der Eliteliga schwerhaben, dürfte auf den 1. FC Nürnberg, Union Berlin und den Hamburger SV nicht unbedingt zutreffen. „Ich freue mich auf diese Vereine, weil sie viel für den Frauenfußball tun“, sagt Augustin, der ohnehin keine Prognosen über den Abstiegskampf treffen möchte.

Er beschäftigt sich lieber mit der eigenen Mannschaft. Und da sind Kopfschmerzen in diesen Tagen vorprogrammiert. Denn neben dem Niveau ist auch die Leistungsdichte gestiegen, was ihn vor ein Luxusproblem stellt. „Es ist eine Herausforderung, richtig aufzustellen. Denn wir müssen genau überlegen: Wer passt gegen wen am besten?“