Steckt Betrug dahinter?
Amt warnt vor diesen rätselhaften Päckchen in der Post
03.09.2025 – 17:14 UhrLesedauer: 2 Min.
Beschlagnahmte Saatguttüten in der Post (Symbolfoto): Vor allem in Hessen werden diese Tüten verschickt. (Quelle: JKI/AG)
Mysteriöse Post aus Fernost: 65.000 Päckchen mit gefährlichem Inhalt in Frankfurt abgefangen. Was die Absender damit bezwecken, ist unklar. Doch es gibt eine Vermutung.
Frankfurt am Main steht im Zentrum einer Welle unbestellter Saatgut-Sendungen aus China – offenbar stecken dahinter Betrugsversuche von unbekannten Kriminellen.
Die Pflanzengesundheitsinspektion am Frankfurter Flughafen hat bis Anfang Juni dieses Jahres etwa 65.000 verdächtige Sendungen abgefangen – eine deutliche Häufung gegenüber den Vorjahren.
Das zuständige Regierungspräsidium Gießen registrierte bereits 2020 mehr als 126.000 solcher Sendungen im gesamten Jahr. Während andere Bundesländer von diesem Phänomen kaum betroffen sind, konzentriert sich das Problem auf Hessen: Am Frankfurter Flughafen befindet sich das zentrale DHL-Postzentrum, über das Päckchen aus China nach ganz Deutschland weiterverschickt werden.
„Von solchem unbekannten Saatgut geht eine Gefahr für unsere Natur, das urbane Grün mit Gärten und Parks und sogar die Landwirtschaft aus“, warnt Bernhard Schäfer vom Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig. Die Samen könnten invasive Arten enthalten, die heimische Pflanzen verdrängen, oder von Krankheiten und Schädlingen befallen sein.
Die hessischen Behörden sehen sich einem besonderen Problem gegenüber: Wegen der zentralen Rolle des Frankfurter Flughafens als Logistikdrehscheibe landen hier die meisten der problematischen Sendungen aus China. Die Päckchen fallen oft durch falsche Inhaltsangaben auf – statt Saatgut wird etwa „Ohrschmuck“ oder „Grußkarten“ deklariert.
Alle entdeckten Sendungen kamen ohne die erforderlichen Pflanzengesundheitszeugnisse nach Deutschland und wurden von den hessischen Kontrollbehörden zurückgeschickt. Überwiegend handelte es sich um nicht bestelltes Saatgut.
Die Absichten hinter den massenhaften Sendungen sind bislang nicht eindeutig geklärt. Experten des Regierungspräsidiums Gießen vermuten sogenanntes „Brushing“ – betrügerische Methoden zur künstlichen Steigerung von Verkaufszahlen oder zum Erhalt gefälschter Bewertungen. Möglich sei auch das systematische Austesten von Schwachstellen im EU-Grenzschutz.
Die Behörden empfehlen Verbrauchern dringend, unbestellte Samen nicht auszusäen, sondern über den Hausmüll zu entsorgen – nicht über Kompost oder Biotonne. Generell wird davon abgeraten, Saatgut aus Nicht-EU-Ländern über das Internet zu bestellen.
Nach Angaben der hessischen Behörden sind ähnliche Fälle auch in anderen EU-Ländern bekannt. China solle aufgefordert werden, zoll- und pflanzengesundheitliche Bestimmungen einzuhalten.