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Die Ukraine übertrifft Russland bei der Bomberdrohnen-Entwicklung. Kiew enthüllt nun ein neues Modell, das für bestimmte Ziele eingesetzt werden soll.

Kiew/Moskau – Drohnen dominieren seit mehr als dreieinhalb Jahren den Krieg in der Ukraine. Sowohl das russische als auch das ukrainische Militär arbeiten kontinuierlich an ihren Drohnen-Konstruktionen, die alle paar Wochen optimiert und verbessert werden. Jetzt könnte Kiew Moskau wieder einmal zumindest einen kleinen Schritt voraus sein. Der Grund: Ukrainische Entwickler haben eine neue „Bomberdrohne“ vorgestellt.

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Wie Newsweek berichtet, soll diese die russischen Soldaten und Kriegsgerät wie Panzer angreifen können. Dies geht aus lokalen Berichten hervor. Der „Jet Max“ kann laut ukrainischen Medienberichten eine Nutzlast von bis zu 20 Kilogramm tragen und 40 Minuten in der Luft bleiben. Das bedeutet, dass die Drohne bis zu 20 Kilogramm Material transportieren kann, typischerweise Sprengstoff.

Für Angriffe auf Raffinerien: Neue ukrainische Bomberdrohne könnte Russlands Wirtschaft schaden

Der „Jet Max“ sei darauf ausgelegt, „feindliche Ausrüstung, Kommunikationsmittel und Personal“ in einer Entfernung von bis zu 15 Kilometern oder knapp zehn Meilen zu zerstören, berichtet die ukrainische Zeitung Ukrainska Pravda. Experten zufolge sind schwere Bomberdrohnen sehr nützlich gegen unbewegliche Ziele sowie gegen Soldatengruppen oder Bunker und werden typischerweise nachts eingesetzt. Mögliche Angriffsziele könnten aber auch Raffinerien sein.

Allein in den vergangenen Wochen hat die Ukraine ihre Drohnenangriffe auf russische Treibstoffanlagen drastisch erhöht. Inzwischen sind nach Einschätzung von Branchenexperten bis zu 17 Prozent der Verarbeitungskapazitäten außer Gefecht gesetzt worden. Kiew hofft darauf, damit die Treibstoffversorgung des russischen Militärs zu torpedieren. Auswirkungen haben die Angriffe aber auch auf die russische Wirtschaft und für die Autofahrer im Land.

Für Angriffe auf Russlands Wirtschaft? Ukraine enthüllt im Krieg gegen Russland unter Wladimir Putin eine neue Bomberdrohne. Für Angriffe auf Russlands Wirtschaft? Die Ukraine enthüllt im Krieg gegen Russland unter Wladimir Putin eine neue Bomberdrohne. © Anadolu Agency/SNA/IMAGO/MONTAGE

Erst Ende August hat die Ukraine mit Drohnen in der Nacht zwei Raffinerien in Russland getroffen: Eine im südrussischen Gebiet Krasnodar, eine im Wolgagebiet Samara. Angaben zum Ausmaß der Schäden gab es wie oft im Ukraine-Krieg seitens Russland nicht. Aber der Experte Samuel Bendett, erklärte gegenüber Newsweek, die erfolgreichen Angriffe der Ukrainer auf Russland mit Drohnen sei „ein Beweis dafür, wie die Ukrainer unsere Erwartungen an die Art und Weise, wie heute Schlachten geschlagen werden, verändert haben.“

Ukraine „Vorreiter“ bei Bomberdrohnen: Russland hinkt in Entwicklung hinterher

Denn die Ukrainer sind mit schweren Bomberdrohnen „Vorreiter“, während in Russland „die Dinge etwas langsamer vorangingen“, so Bendett gegenüber Newsweek. Bendett ist ein hochrangiger, nicht in Russland ansässiger Mitarbeiter des Europa-, Russland- und Eurasien-Programms der Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS).

Die neue Drohne kann Berichten zufolge mit voller Sprengladung bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnell fliegen, ohne Ladung sogar bis zu 80. Schwerere Drohnen seien langsamer und liefen ein höheres Risiko, abgeschossen zu werden, sagte Bendett. Und genau diesen Umstand macht sich Russland zunutze. Denn das russische Militär unter Wladimir Putin versuche eher, die schweren Bomberdrohnen der Ukraine abzuschießen, sagte Bendett. Dann würden diese repariert, um sie erneut auf dem Schlachtfeld gegen Kiew einzusetzen.

Die „Jet Max“-Bomberdrohne: Technische Daten und Fähigkeiten

Nutzlast Bis zu 20 Kilogramm Sprengstoff Flugzeit 40 Minuten Reichweite Bis zu 15 Kilometer Geschwindkeit (beladen) Bis zu 60 Kilometer pro Stunde Geschwindkeit (unbeladen) Bis zu 80 Kilometer pro Stunde

Wie sehr Drohnen mittlerweile den Verlauf im Ukraine-Krieg beeinflussen, zeigen die schweren Angriffswellen. Allein in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (2./3. September) hat die russische Armee die Ukraine laut Militärangaben aus Kiew massiv mit mehr als 500 Drohnen und Marschflugkörpern angegriffen. Wie die ukrainische Luftwaffe morgens mitteilte, konnten 430 Drohnen und 21 von 24 Marschflugkörpern abgefangen werden. An 14 Orten habe es aber Einschläge gegeben.

Kein Ende des Ukraine-Kriegs in Sicht: Selenskyj mahnt nach „weiteren massiven“ Drohnenangriff

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von „einem weiteren massiven Angriff“ und Dutzenden beschädigten Wohnhäusern in verschiedenen Regionen des Landes. „Jedem russischen Angriff muss mit einer echten Antwort begegnet werden“, schrieb er auf der Plattform X. In den kommenden Tagen werde die Ukraine mit ihren Partnern über die Notwendigkeit starker Druckmaßnahmen beraten.

Durch einen Drohnenangriff wurden im zentralukrainischen Gebiet Kirowohrad mindestens fünf Menschen verletzt, wie die regionale Militärverwaltung mitteilte. Getroffen wurden auch Bahnanlagen, sodass Verspätungen für mehr als 20 Züge gemeldet wurden. Russland hat Angriffe auf die Bahn zuletzt verstärkt.

Zugleich flog die Ukraine ihrerseits nachts größere Drohnenangriffe gegen Ziele im russischen Hinterland. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. 105 Drohnen seien abgefangen worden. Die russische Eisenbahn teilte mit, dass es durch eine herabgestürzte Drohne vorübergehend zu einem Stromausfall gekommen sei. Verspätung von teilweise mehreren Stunden haben demnach 26 Personenzüge. (bg)