Medyka (Polen)/Kaufbeuren-Neugablonz (Bayern) – Es ist der dramatische Schlusspunkt einer tagelangen Fahndung. Ein 20-Jähriger ist tot, ein 21-Jähriger sitzt in Auslieferungshaft – gegen ihn wird wegen Mordverdachts ermittelt.

Am Montag nahmen polnische Grenzbeamte einen jungen Deutsch-Ukrainer fest, der versuchte, von Polen in die Ukraine einzureisen. Hierfür nutzte der Mann jedoch nicht seinen eigenen Pass, sondern den seines älteren Bruders. Der Täuschungsversuch flog auf, wie ein Sprecher des Grenzschutzes „Bieszczady“ am Dienstag mitteilte. Bei der Überprüfung seiner echten Personalien zeigte sich: Gegen den Mann liegt ein Europäischer Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Kempten (Bayern) vor.

Die Feuerwehr am Unfallort

Die Feuerwehr am Unfallort

Foto: Freiwillige Feuerwehr Kaufbeuren

Rotkreuz-Helfer (20) starb bei Frontal-Unfall

Was war passiert? Am frühen Morgen des 23. August war es in Kaufbeuren-Neugablonz (Bayern) zu einem tödlichen Unfall gekommen. Der mutmaßliche Verursacher: jener 21-Jährige. Nach bisherigen Ermittlungen flüchtete er zuvor vor einer Polizeikontrolle, war vermutlich alkoholisiert.

Kurz darauf verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug, geriet gegen 3.35 Uhr in den Gegenverkehr – und prallte frontal mit dem Auto von Jonas H. (20) zusammen. Der junge Helfer vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) starb noch am Unfallort. Mehrere Mitfahrer wurden verletzt. Der Unfallverursacher flüchtete zu Fuß.

Mit diesem Foto trauert das Bayerische Rote Kreuz um sein Mitglied Jonas H. (20)

Jonas H. wurde bei dem Unfall getötet. BILD bekam das Foto vom BRK mit Zustimmung der Eltern geschickt

Foto: BRK

Kameraden mussten Jonas bergen

Besonders tragisch: Seine Feuerwehr-Kameraden mussten Jonas aus dem Wrack befreien. Bei der öffentlichen Trauerfeier am Montag nahmen 350 Menschen Abschied von Jonas, viele in Einsatzkleidung, still und fassungslos.

Mehr zum Thema

BRK-Sprecher Sohrab Taheri-Sohi zu BILD: „Wir verlieren mit Jonas H. nicht nur einen engagierten, jungen Kameraden, sondern auch einen Menschen, dem das Bayerische Rote Kreuz und seine Grundsätze durch das Engagement seiner Familie in die Wiege gelegt wurden und ihm damit ein echtes Herzensanliegen waren.“

Die Retter waren stundenlang im Einsatz

Die Retter waren stundenlang im Einsatz

Foto: Freiwillige Feuerwehr Kaufbeuren

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordverdachts

Der 21-jährige Unfallfahrer befindet sich nun in Polen in Auslieferungshaft, bis über seine Übergabe an die deutschen Behörden entschieden wird. Die Staatsanwaltschaft Kempten und die Kriminalpolizei ermitteln gegen ihn unter anderem wegen Mordverdachts.

Oberstaatsanwalt Thomas Hörmann auf BILD-Anfrage: „Die Staatsanwaltschaft geht nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen vom Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht aus, da Anhaltspunkte den Verdacht begründen, dass sich der Beschuldigte der Feststellung einer möglichen Trunkenheitsfahrt entziehen wollte.“