„Ora et labora“ (bete und arbeite) dürften die bekanntesten Wörter aus der Ordensregel der Benediktiner sein. Und zumindest das mit der Arbeit passt bestens zu einem Vorhaben an der katholischen Kirche Heilige Familie: An der Südseite des Gotteshauses haben Dr. Peter Wolf und Klaus Reichwein begonnen, einen Kräutergarten anzulegen, der sich am Vorbild derartiger Anlagen in Benediktinerklöstern orientiert. Ein Vorhaben, das noch viel Arbeit erfordern wird.

Beeindruckt von einem Besuch im österreichischen Kloster Melk – „dort gab es alle Pflanzen in großer Zahl, alle genau beschriftet“ –, hat Peter Wolf einen Plan gezeichnet. Es ist nicht das erste Gartenprojekt auf dem Grundstück rings um die Kirche: Mit Geld aus dem Förderprogramm „Biodiversitäts-Check in Kirchengemeinden“ wurde schon seit 2022 das Gelände aufgewertet.

In Troisdorf wird das Areal um die Kirche Heilige Familie aufgewertet

In den Bäumen hängen Nistkästen für Vögel, gebastelt mit den Kommunionkindern, und für Fledermäuse, hergestellt in einer Werkstatt im südbadischen Kork. Hochbeete wurden bepflanzt, und eine Naschecke wurde angelegt. „Was nicht funktionierte, war, die Nachbarschaft zum Gießen zu motivieren“, sagt Engagementförderin Regina Flackskamp.

Zwei Hochbeete sind noch aus dem Vorgängerprojekt übrig und haben ihren Platz in dem Rechteck gefunden, das ein Staketenzaun umgibt. Diese können schnell befüllt und bepflanzt werden. „Totholz haben wir hier reichlich“, weiß Klaus Reichwein; Wolf hat bereits ausgerechnet, dass außerdem etwa 20 Säcke Erde für die Hochbeete nötig sind. Auch die Zaunlänge hat er bestimmt.

Uneinsichtige Hundebesitzer missbrauchten die Grünfläche

Festgetreten von Generationen junger Fußballspieler und missbraucht von den Vierbeinern aus der Nachbarschaft, sträubte sich das Gelände bislang gegen eine Bepflanzung. Harte Arbeit sei der Einsatz der motorbetriebenen Hacke gewesen, erinnern sich Wolf und Reichwein; das starke Gerät zog anfangs die Arbeitenden eher hinter sich her, als dass sie es führten. Dabei hatten sie das Gelände schon im vergangenen September einmal gerodet. Doch ein knappes Jahr später war es wieder zugewachsen.

Trockene Erde vor einem Staketenzaun.

An der katholischen Kirchen Heilige Familie in Oberlar soll ein Kräutergarten nach benediktinischem Vorbild entstehen. Einige wenige Pflanzen haben sich hier schon ausgesät.

Reichlich Humus müsse auch noch eingearbeitet werden, bevor hier wirklich gepflanzt werden kann. Immerhin: Vögel haben offenbar Samen für verschiedene Pflanzen wie Amaranth, Buchweizen, Senf und Dill hier ausgeschieden, die bereits aufgegangen sind. Eine Malve ist aus dem nahen Hochbeet herübergeweht worden.

Mit Ideen und Geschick machte Armin Ulrich Palzewski aus seinem Fiat Panda ein Micro-Wohnmobil, in dem auch seine Hündin Fee ihren Platz hat.

„In lockerer Folge“ werde man zu Aktionsnachmittagen einladen, der erste fand gerade am Montag statt. Immer so drei bis vier Stunden sollten diese Einsätze dauern, kündigen die Organisatoren an.  Dabei hoffen die ehrenamtlich Aktiven auf Unterstützung aus der Gemeinde: Beim Sommerfest des Café International haben sie geworben, außerdem mittwochs beim Projekt Mahlzeit Plus.

Und sie haben noch eine Menge Ideen: Bänke warten noch auf die Aufstellung, zwei 1000-Liter-Boxen sollen Regenwasser vom Kirchendach aufnehmen. Vielleicht könne ja an der Südwand des Querschiffs auch Wein ranken. 

Ein hölzerner Nistkasten hängt an einem Baum.

In den Bäumen rings um das große Areal der Kirche hängen Nistkästen für Fledermäuse (Bild) und Vögel.

„Es ist eine gesellschaftliche Sache, die wir hier machen“, sagt Reichwein. „Wir bringen Leute ins Gepräch.“ Und auch Regina Flackskamp ist überzeugt: „Wenn man einer Sache Zeit lässt, entwickelt es sich.“ Aber sie weiß auch: „Es braucht Leute, die Verantwortung übernehmen.“