Deutschlands Basketballer lassen sich auch nicht von Finnland und 13.000 aufgedrehten Fans in Tampere beirren und sichern sich mit einem Sieg im abschließenden EM-Vorrundenspiel den Gruppensieg.
Von Christian Mixa, Tampere
Das DBB-Team gewann auch das fünfte und abschließende Vorrundenspiel in Tampere mit 91:61 und erreichte damit die bestmögliche Ausgangsposition für die anstehende K.o.-Runde, die im lettischen Riga ausgetragen wird.
Im Achtelfinale am kommenden Samstag trifft das DBB-Team etwas überraschend auf Portugal. Die Portugiesen sicherten sich nach einem 68:65-Sieg gegen Estland Platz vier in der Gruppe A und erreichten erstmals die K.o.-Runde bei einer EM. Das deutsche Team ging als Gruppensieger auch einem Duell mit Gastgeber Lettland aus dem Weg.
Ob dann Alex Mumbru wieder an der Seitenlinie stehen wird, ist weiterhin offen. Der Spanier, der wegen eines Krankenhausaufenthalts während der kompletten Vorrunde von Assistenzcoach Alan Ibrahimagic vertreten wurde, verfolgte das Spiel im Teamhotel.
Bester Werfer beim deutschen Team war Franz Wagner mit 23 Punkten. In der Defensive überragte Isaac Bonga, der Finnlands NBA-Star Lauri Markkanen erfolgreich aus dem Spiel nahm.
„Wir haben fünf sehr gute Spiele gemacht. Es war auch heute nicht einfach, gegen die Heimmannschaft“, sagte Topscorer Wagner am Sportschau-Mikrofon, richtete den Blick auch schon auf die K.o.-Runde: „Wir müssen alles vergessen, was bis hierhin war. Ab jetzt heißt es Do-or-die.“
Endspiel um Platz eins gegen Gastgeber Finnland
Die Spielplaner hatten sich das Highlight bis zum Ende der Vorrunde aufgehoben – und für das letzte EM-Spiel in Tampere das Duell von Gastgeber Finnland gegen Weltmeister Deutschland angesetzt. Zufällig war es auch das Spiel, in dem die Entscheidung um Platz eins in der Vorrundengruppe B fallen sollte.
Zum Abschied aus Tampere gab es noch eine klare Botschaft gegen Rassismus: Auf allen Plätzen lagen rote Karten mit der Aufschrift „Stop Racism“ bereit, die vor dem Tip-off kollektiv hochgehalten wurden. DBB-Kapitän Dennis Schröder war im Spiel gegen Litauen rassistisch beleidigt worden.
Die Fans in der ausverkauften Arena setzten auch sonst den richtigen Ton: Nachdem Außenministerin Elina Valtonen die Sirene zur Vorstellung der Teams eingeläutet hatte, wurde die finnische Hymne kollektiv mitgesungen, ohne Musik-Unterstützung von Band.
Dem DBB-Team dürfte ein bisschen Spektakel gerade recht gewesen sein, nach extrem souveränen Siegen in den ersten vier EM-Spielen, die zum Teil vor einer Geisterkulisse stattfanden. Gegen Finnland durfte das deutsche Team endlich auch einmal zur Prime-time aufs Parkett. Das Spiel gegen den Gastgeber und seine 13.000 Fans bot noch einmal eine echte Herausforderung, und den womöglich dringend benötigten Crash-Test, bevor in den K.o.-Spielen die ganz großen Aufgaben anstehen.
DBB-Team nur im ersten Viertel mit Problemen
Das Team begann auch entschlossen: Dennis Schröder erzielte die ersten vier Punkte für das DBB-Team, das sich eine schnelle 14:6-Führung erspielte. Dennoch wurde es ein Duell auf Augenhöhe im ersten Viertel. Das deutsche Team hatte anfangs mit dem aggressiven Spiel der Finnen zu kämpfen, ließ am eigenen Brett zu viele Rebounds und zweite Chancen zu.
Nach vorne hakte das bislang so flüssige Offensivspiel, die Finnen konnten Schröder und Co. immer wieder erfolgreich und früh im Spielaufbau stoppen: Sechs Ballverluste waren es allein im ersten Viertel, gegen Litauen waren es im ganzen Spiel nur sieben.
Bonga bremst Finnlands Star Markkanen
Dass das deutsche Team auch im fünften Vorrundenspiel bei dieser EM nie ernsthaft in Bedrängnis geriet, lag auch an Isaac Bonga: Bonga nahm Finnlands Star Markkanen von Beginn an erfolgreich an die Kette. Der wurfstarke 2,13-Meter-Mann bekam kaum gute Abschlüsse, hatte zur Halbzeit nur 8 Punkte.
Wagner dreht auf – 13 Punkte im zweiten Viertel
Im zweiten Viertel zeigte das deutsche Team mehr Biss. Auch die Offensive, bislang die stärkste aller Teams bei dieser EM, kam ins Rollen. Franz Wagner drehte auf, erzielte allein im zweiten Viertel 13 Punkte. Bonga hatte seine Hände weiter überall, verbuchte schon bis zur Pause drei Steals. Das deutsche Team schraubte die Führung bis zur Halbzeit auf 14 Punkte – und hatte alles im Griff.
Markkanen, im Spiel gegen Großbritannien noch mit einer 43-Punkte-Gala, war weiter kein Faktor. Das deutsche Team hatte auch das finnische Publikum aus dem Spiel genommen, das ihre Mannschaft dennoch am Ende mit Sprechchören feierte – und in Richtung K.o.-Runde in Riga verabschiedete.
Das DBB-Team blieb aber hochkonzentriert – und zeigte einmal mehr ihre beeindruckende Vielseitigkeit in der Offensive: Maodo Lo übernahm für Schröder und versenkte einen Dreier zur 69:49-Führung zum Ende des dritten Viertels – die Partie war entschieden.
Tristan da Silva mit Statement-Block gegen Markkanen
Tristan da Silva setzte im Schlussviertel trotzdem noch einmal ein Statement gegen Finnlands Anführer Markkanen, stoppte ihn auf dem Weg zum Korb mit einem spektakulären Block. Am Ende stand der nächste hohe Sieg für das deutsche Team, auch wenn es erstmals bei der EM nicht für die 100 Punkte reichte.