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Borussia Mönchengladbach hat die Kaderplanung abgeschlossen. An manchen Stellen ist eine echte Gratwanderung entstanden.

Mönchengladbach – Am Deadline Day kam bei Borussia Mönchengladbach noch einmal Bewegung rein. Yannik Engelhardt verstärkt das zentrale Mittelfeld, in dem Julian Weigl ab sofort fehlt. Der 29-Jährige ist zu Al-Qadsiah in Saudi-Arabien gewechselt und hat damit einen Schritt vollzogen, der den Wendepunkt seiner Karriere widerspiegelt.

Der Kader von Borussia Mönchengladbach hat sich bis zum Deadline Day noch einmal verändert.Der Kader von Borussia Mönchengladbach hat sich bis zum Deadline Day noch einmal verändert. © IMAGO/Laci Perenyi

Auch Jonas Omlin hätte Borussia verlassen können, schlussendlich ist der Torhüter aber am Niederrhein geblieben. Absolut Fussball, das Fußball-Portal von Home of Sports, beleuchtet deshalb in einer Rückschau dieser Transferperiode nur die Abwehr, das Mittelfeld und den Angriff. In den Fokus rücken vor allem zwei Mannschaftsteile.

In der Gladbacher Viererkette gibt es eine personelle Schwachstelle

In der Defensive hat Borussia Innenverteidiger Ko Itakura und Rechtsverteidiger Stefan Lainer abgegeben. Im Gegenzug wechselte Kevin Diks an den Niederrhein, der in der Viererkette alle Positionen bekleiden kann. Primär ist Diks als Innenverteidiger eingeplant, zugleich ist er der Backup für Joe Scally hinten rechts.

Da Scally seit Jahren stagniert, hätte Borussia einen neuen Konkurrenten verpflichten können, vielleicht sogar sollen. Der US-Amerikaner ist nun gefordert, ohne Druck durch weitere Neuzugänge die nächsten Schritte zu vollziehen. Zugleich ist Diks‘ Hybridrolle ein Bekenntnis für Fabio Chiarodia, der in der Innenverteidigung mehr Spielpraxis sammeln soll.

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Dass der Sommerneuzugang des FC Kopenhagen auf dem Platz eine wichtige Rolle einnimmt, kann jedoch zu Problemen führen. Diks blieb in der Vergangenheit nicht von Verletzungen verschont, musste auch nach dem DFB-Pokal-Spiel gegen Atlas Delmenhorst kürzertreten. Es können personelle Engpässe drohen, parallele Ausfälle von Diks und Scally wären schmerzhaft. Da notfalls Jens Castrop rechts einspringen kann, bleibt Roland Virkus jedoch unbesorgt.

Castrop und Engelhardt sind zwei Neuzugänge für das Mittelfeld, das auch nach dem Weigl-Abgang prall gefüllt ist, weil Oscar Fraulo von der Leihstation FC Utrecht zurückgekehrt ist. Das Trio konkurriert mit Rocco Reitz und Philipp Sander um die Plätze in der Zentrale, auch Florian Neuhaus ist Teil des Konkurrenzkampfes.

Cheftrainer Gerardo Seoane steht eine bunte Mischung zur Verfügung, die ihm sowohl eine Doppelsechs als auch ein Dreigespann im Mittelfeld ermöglicht. Mit Weigl ist ein Taktgeber verloren gegangen, dafür bringen Sander und Engelhardt Robustheit. Castrop steht für Tempo und Aggressivität, Reitz kann in einem 4-3-3 seine Qualitäten mit dem Ball am Fuß stärker zur Geltung bringen.

Borussia drückt auf den Flügeln der Schuh

Seoane und sein Trainerteam haben im Mittelfeldzentrum die Qual der Wahl und damit ein absolutes Luxusproblem. In diesem Mannschaftsteil ist Borussia am besten aufgestellt. Darüber hinaus ist genügend Personal vorhanden, um auf Verletzungen reagieren zu können.

Anders sieht die Lage in der Offensive aus. Auf den beiden Außenbahnen stehen nominell nur Franck Honorat und Robin Hack zur Verfügung, weil sich Nathan Ngoumou noch von einem Achillessehnenriss erholt. Giovanni Reyna soll auf den Flügeln aushelfen, auch Wael Mohya kann perspektivisch eine Option werden. Yvandro Borges Sanches und Noah Pesch sind indes abgegeben worden, ihnen wurde die Backup-Rolle (noch) nicht zugetraut.

Ein zusätzlicher Flügelspieler, der primär auf links spielt und Qualitäten in Eins-gegen-eins-Duellen mitbringt, hätte dem Kader gut zu Gesicht gestanden. Allerdings sind Spieler dieses Profils auf dem Markt gefragt und entsprechend preiswert. Die Hoffnung lautet, mit Reyna trotzdem jemanden gefunden zu haben, der frischen Wind reinbringt.

Neues Gladbacher Sturm-Duo steht vor großer Aufgabe

Der Neuzugang von Borussia Dortmund ist aber in erster Linie im offensiven Mittelfeld eingeplant und ein Konkurrent von Kevin Stöger. Der Österreicher war nach dem Abgang von Alassane Pléa zeitweise der einzige Zehner. Zum Bundesliga-Auftakt ließ Stöger Klarheit in seinem Spiel vermissen. Der Reyna-Transfer ist ein kleines Warnsignal, auch wenn der Neuankömmling noch nicht bei 100 Prozent ist.

In der Spitze muss Gladbach noch einige Wochen auf Tim Kleindienst verzichten. Der glücklose Tomáš Čvančara hat sich zu Antalyaspor verleihen lassen, seine Lücke hat Haris Tabaković geschlossen. Zum Schweizer gesellt sich Shuto Machino. Solange Kleindienst fehlt, steht das Sturm-Duo vor einer großen Herausforderung.

Machino steht in der Pflicht, seine Torquote aus der vergangenen Saison bei Holstein Kiel (11 Treffer in 32 Spielen) aufrechtzuerhalten. Der Japaner bringt Tempo und Intensität gegen den Ball mit, während Tabaković ein Zielspieler ist, der das Zusammenspiel mit der Flügelzange allerdings noch deutlich verbessern muss. Seine Abschlussqualitäten kamen bisher kaum zum Tragen.

Virkus erklärt Verzicht auf weiteren Stürmer für Gladbach

Hinter dem Duo sind Optionen rar gesät. Shio Fukuda ist wegen mangelnder Perspektive an den Karlsruher SC ausgeliehen worden, Grant-Leon Ranos ist nur bedingt eine Alternative. Ein weiterer Angreifer hätte kurzfristig gutgetan, Virkus verwies am Deadline Day bei Sky Sport jedoch darauf, dass Kleindienst und Ngoumou früher oder später zurückkehren werden.

„Die Situation im Sturm drückt, aber da gilt es, Entscheidungen zu treffen. Wir haben entschieden, den Jungs zu vertrauen, wenn sie wiederkommen“, sagte Virkus und betonte: „Wir sind überzeugt davon, dass der Kader ausgewogen und sehr gut ist, wenn er komplett ist.“ Letztendlich werden die kommenden Spiele zeigen, ob die Bosse mit dieser Einschätzung richtig liegen.