Am Landgericht Stuttgart hat am Mittwoch der Prozess gegen einen Mann begonnen, der seine Ehefrau mit einem Messer getötet haben soll. Foto: dpa
Ein 73-Jähriger soll seine Ehefrau in einer Wohnung in Esslingen getötet haben. Am Mittwoch hat der Prozess vor dem Landgericht Stuttgart begonnen.
Es hatte offenbar Streit gegeben an jenem Tag im Februar dieses Jahres. Einen Streit, der für eine 72-Jährige tödlich endete. Jetzt muss sich ihr 73 Jahre alter Ehemann wegen Totschlags vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten: Ihm wird vorgeworfen, seine Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung in Esslingen getötet zu haben. Am ersten Verhandlungstag schweigt der Angeklagte zu den Vorwürfen.
Zum Prozessauftakt vor der ersten Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts wird der Angeklagte am Mittwochnachmittag in Handschellen in den Verhandlungssaal gebracht. Er trägt einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd. Der große schlanke Mann wirkt gefasst, versteckt sich nicht und schaut sich mit ruhigem Blick im Saal um. Als der Staatsanwalt die Anklage verliest, scheint er aufmerksam zuzuhören.
Senior ist wegen Totschlags an seiner Ehefrau angeklagt
Die Staatsanwaltschaft legt dem 73-Jährigen zur Last, „einen Menschen getötet zu haben, ohne Mörder zu sein“, wie es der Staatsanwalt formuliert. Die Anklage lautet auf Totschlag. Demnach soll es am 24. Februar, einem Montag, zwischen dem Angeklagten und seiner Ehefrau in ihrer gemeinsamen Wohnung in Esslingen zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sein, die dann offenbar eskalierte.
Am ersten Prozesstag vor dem Stuttgarter Landgericht hat sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen geäußert. Foto: picture alliance/dpa
So soll der Angeklagte seine Frau im Zuge des Streits mit mit Schlägen und Tritten gegen Brust und Kopf traktiert haben. Anschließend soll er ihr mit einem sogenannten Cuttermesser, das üblicherweise zum Zerteilen von Papier, Karton oder Stoff genutzt wird, vier Schnitte am Hals zugefügt haben und sie dabei so schwer an der Halsschlagader verletzt haben, dass sie verblutete.
Angeklagter hat offenbar versucht, sich selbst zu töten
Kurz darauf habe sich der Angeklagte ins Badezimmer begeben und sich in der Absicht, sich selbst zu töten, Schnitte an Hals und Handgelenken zugefügt, heißt es in der Anklageschrift. Die Einsatzkräfte, die von Angehörigen alarmiert worden waren, konnten dem damals 72-Jährigen noch das Leben retten. Er wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik gebracht. Bei seiner Ehefrau konnte ein Notarzt nur noch den Tod feststellen.
Bereits unmittelbar nach der Tat war die Polizei davon ausgegangen, dass der Senior seine Ehefrau getötet hatte – Hinweise auf eine Beteiligung Dritter hatten demnach nicht vorgelegen. Das Cuttermesser war als mutmaßliche Tatwaffe sichergestellt worden. Vor dem Landgericht Stuttgart gilt es nun herauszufinden, ob der Angeklagte tatsächlich schuld am Tod seiner Frau ist.
Angeklagter schweigt bei Prozessauftakt vor Landgericht Stuttgart
Beim Prozessauftakt am Mittwoch wurde jedoch lediglich die Anklage verlesen. Zeugen waren nicht geladen und der Angeklagte selbst äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Sein Verteidiger erklärte, dass sein Mandant gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe sei und er ihn deshalb soweit wie möglich schonen wolle. Aber der Angeklagte habe sich ausführlich mit einem Gutachter unterhalten und werde dessen Aussagen vor Gericht bestätigen sowie bei Bedarf ergänzen.
Der Prozess wird am 12. September um 9.30 Uhr fortgesetzt. Voraussichtlich soll an diesem Tag der Gutachter aussagen. Bis Ende Oktober sind weitere vier Verhandlungstage angesetzt.