Die Stadt Halle geht einen sichtbaren Schritt in Richtung praktizierten Klimaschutz: Mit dem Second-Hand-Container „Fundgrube für gebrauchte Schätze“ schafft die Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft GmbH (HWS) ein niedrigschwelliges Angebot zur Müllvermeidung, Ressourcenschonung und Wiederverwertung – nun an neuem, prominenterem Standort.
Ein nachhaltiges Projekt rückt ins Zentrum
Wer den Wertstoffmarkt in der Äußeren Hordorfer Straße besucht, wird seit Kurzem von einem neuen Blickfang empfangen: Direkt an der Einfahrt, unmittelbar neben der Anmeldung, steht nun der Second-Hand-Container der HWS – die „Fundgrube für gebrauchte Schätze“. Was bislang eher am Rande des Geschehens platziert war, ist nach dem jüngsten Umbau des Eingangsbereichs nun unübersehbar. Damit rückt das Projekt nicht nur räumlich, sondern auch symbolisch ins Zentrum des öffentlichen Bewusstseins.
Bereits seit November des vergangenen Jahres war der Container auf dem Gelände des Wertstoffhofs zu finden. Doch vielen Besucherinnen und Besuchern blieb er schlicht verborgen – zu unauffällig war die damalige Platzierung. Nun aber ist er nicht mehr zu übersehen: Begehbar, beleuchtet und wettergeschützt lädt er dazu ein, in gebrauchten Gegenständen nach neuen Schätzen zu stöbern. Wer gut erhaltene Dinge nicht mehr benötigt, kann sie direkt an der Anmeldung abgeben – ohne Umwege, ohne Bürokratie.
Die Idee dahinter ist einfach, aber wirkungsvoll. Viel zu häufig landen auf Wertstoffhöfen Dinge im Sperrmüll, die noch voll funktionstüchtig sind: Kinderroller, Kleinmöbel, intakte Fahrräder, Geschirr oder Spielsachen. Diese Wegwerfmentalität steht im direkten Widerspruch zur ökologischen Verantwortung, die sich viele Kommunen mittlerweile auf die Fahnen schreiben. Mit der „Fundgrube“ will die HWS dieser Entwicklung aktiv etwas entgegensetzen.
Wiederverwendung statt Wegwerfen
Falko Kietzmann, Abteilungsleiter Stoffstrommanagement bei der HWS, bringt es auf den Punkt: Viele Gegenstände seien viel zu schade zum Wegwerfen. Mit dem Container werde ein niederschwelliges Angebot geschaffen, das sowohl Müll vermeidet als auch Ressourcen schont. Ziel sei es, Dingen ein zweites Leben zu ermöglichen und dabei gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die neue Platzierung des Containers sei dabei mehr als eine logistische Entscheidung – sie mache das Projekt sichtbar, einladend und zugänglich für alle. “Wir freuen uns, dass wir den Second-Hand-Container nach dem Umbau noch sichtbarer und einladender platzieren können. So fördern wir aktiv die Wiederverwendung und unterstützen den Klimaschutz in Halle.”
Die Fundgrube ist Teil der Energieinitiative Halle und damit eingebettet in die Klimaschutzstrategie der Stadtwerke Halle. Sie erfüllt konkrete ökologische Ziele im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes – insbesondere die sogenannte „Vorbereitung zur Wiederverwendung“, die in der Abfallhierarchie noch vor dem Recycling steht. Der Container verfolgt keine kommerziellen Interessen. Eine Gewinnerzielung ist ausdrücklich nicht vorgesehen. Vielmehr soll sich das Projekt selbst tragen, durch kleine Beiträge der Käuferinnen und Käufer, die symbolischen Charakter haben und gleichzeitig helfen, Betrieb und Instandhaltung zu finanzieren.
Die Bedingungen zur Abgabe sind klar geregelt. Entgegengenommen werden ausschließlich saubere, vollständige und voll funktionsfähige Gegenstände. Elektrogeräte sind aus Haftungsgründen ausgeschlossen. Wer etwa ein gebrauchtes Fahrrad, ein gut erhaltenes Regal, Kinderspielzeug oder Küchenutensilien abgeben möchte, kann dies nicht nur an der Äußeren Hordorfer Straße tun, sondern auch auf den Wertstoffmärkten in Radewell und in der Schieferstraße. Damit wird die Fundgrube auch räumlich möglichst vielen Hallenserinnen und Hallensern zugänglich gemacht.
Ein Ort voller Geschichten – für kleines Geld
Das Sortiment des Containers ist so bunt wie das Leben: Fahrräder und Roller, kleine Schränke, Bobbycars, Accessoires, Vasen, Spielzeug, manchmal auch kuriose Fundstücke. Besonders beliebt sind Kinderartikel und Freizeitgeräte. Die Preise sind bewusst niedrig angesetzt – nicht nur, um möglichst vielen Menschen den Zugang zu ermöglichen, sondern auch, um die Idee der Kreislaufwirtschaft greifbar zu machen. Ein Fahrrad kostet in der Regel zwischen fünf und zehn Euro, Kleinmöbel liegen oft bei etwa fünf Euro, kleinere Gegenstände oder Dekorationen sind schon für einen Euro erhältlich. Seltener finden sich auch hochwertigere oder sammelwürdige Stücke – wie eine Porzellanpuppe, die mit 25 Euro noch immer weit unter dem Neupreis lag.
Immer wieder wird das Projekt auch durch Menschen mit einem ausgeprägten Nachhaltigkeitsbewusstsein getragen. So wie Francisco aus Halle, der am Dienstag eigentlich nur Kies auf dem Wertstoffmarkt abholen wollte. Zufällig entdeckte er den Container – und ein gerade frisch abgegebenes Fahrrad. Noch am einen Tag später kehrte er zurück, kaufte das Rad für zehn Euro und plante, es aufzubereiten und einem gemeinnützigen Verein zu spenden. Solche Geschichten zeigen, wie niedrigschwellige Angebote wie die Fundgrube nicht nur materielle Ressourcen retten, sondern auch soziale Wirkung entfalten können.
Der Container wird täglich neu bestückt – abhängig von dem, was Bürgerinnen und Bürger abgeben. Immer wieder zeigt sich dabei, wie achtlos oft mit noch brauchbaren Dingen umgegangen wird. HWS-Mitarbeitende berichten von Fällen, in denen originalverpackte Möbelstücke oder vollständig erhaltenes Spielzeug einfach im Sperrmüll landen. Dass diese nun stattdessen in der Fundgrube eine zweite Chance erhalten, ist ein kleiner, aber entscheidender Schritt zu einer bewussteren Konsumkultur.
Klimaschutz zum Anfassen – direkt vor Ort
Die Öffnungszeiten des Containers – montags bis freitags jeweils von 15 bis 18 Uhr – ermöglichen es Berufstätigen ebenso wie Rentnerinnen, Familien oder Studierenden, das Angebot flexibel zu nutzen. Und das Interesse ist groß: Schon jetzt ist die Fundgrube ein lebendiger Ort des Austauschs, an dem nicht nur Gegenstände, sondern auch Ideen und Geschichten weitergegeben werden.
Langfristig versteht sich das Projekt als Pilot für eine nachhaltigere kommunale Abfallpolitik. Die HWS prüft bereits, wie das Modell ausgebaut oder erweitert werden kann – etwa durch temporäre Sonderaktionen, längere Öffnungszeiten oder zusätzliche Standorte. Klar ist: Die „Fundgrube für gebrauchte Schätze“ ist mehr als nur ein Container. Sie ist ein Symbol für eine Stadt, die sich auf den Weg gemacht hat – hin zu einem umweltfreundlicheren, bewussteren und solidarischeren Miteinander.
In einer Zeit, in der globale Ressourcen knapp und ökologische Herausforderungen drängend sind, braucht es nicht nur große Strategien, sondern auch kleine, konkrete Lösungen. Die Fundgrube zeigt: Klimaschutz kann ganz praktisch sein. Ein Roller, der weiterfährt. Ein Schrank, der ein neues Zuhause findet. Eine Puppe, die ein Kind erneut zum Lächeln bringt. All das beginnt mit der Entscheidung, Dinge nicht wegzuwerfen, sondern ihnen eine neue Chance zu geben – und genau das macht dieses Projekt so wertvoll.