Der weiße Mann irrt.
Aus: „Inn-nu-woh, der Indianerhäuptling“
Erschienen im Deutschen Familienblatt
Aber Inn-nu-woh alias Winnetou entgegnet nur – und das sind dann die allerersten Worte, die er als literarische Figur spricht: „Der weiße Mann irrt. Nicht seine Tochter habe ich retten wollen, sondern der rote Mann ist nur deshalb in die Fluten des heiligen Vaters gesprungen, weil er sich fürchtete vor dem Stachelschweine, welches ihr losgelassen habt!“ Da ist durchaus Ironie im Spiel. Mit seiner erste Geschichte bedient May den Publikumsgeschmack, die Sehnsucht nach Exotik aus der Neuen Welt mit einer Prise universellem Gutmenschentum.
So gelang Karl May mit Winnetou der Durchbruch
Winnetous Erscheinen fällt in eine Zeit, in der die große Masse der Bevölkerung überhaupt erst einmal Lesen, Schreiben und Rechnen lernen konnte. Die Schulpflicht war eine relativ neue Erfindung, sie bestand in Sachsen erst seit den 1830er Jahren. Davon profitiert auch Karl May, der 1842 in eine arme Weberfamilie geboren wird und später zunächst selber Lehrer werden will.
Zunehmend entwickelt sich ein großer Lesehunger in der Gesellschaft. Und der wollte gestillt sein. Dank modernisierter Drucktechnik und erschwinglichem Papier konnten Verleger schneller darauf reagieren.
In dieser Zeit erscheinen auch Karl Mays erste Winnetou-Erzählungen bei Heinrich Gotthold Münchmeyer in Dresden. 1875 stellt er Karl May als Redakteur fest an. Dieser schreibt weiter auch eigene Geschichten.
Im November 1891 nimmt dann ein Verleger aus Freiburg im Breisgau, Friedrich Ernst Fehsenfeld, Kontakt mit May auf, der mittlerweile in Radebeul in der Lößnitz-Grund-Straße wohnt. Fehsenfeld schlägt May vor, die Fortsetzungsgeschichten als Bücher zu veröffentlichen. May ist da Anfang 30 und kann immer besser vom Schreiben leben, nachdem er zuvor vier Jahre Jahre in Waldheim im Gefängnis gesessen hatte. Durch eine Mischung aus Pech und Angeberei war er auf die schiefe Bahn geraten. Von Fehsenfelds Angebot ist er begeistert. Eine Win-Win-Situation und sein Durchbruch als Autor.