Stand: 17.04.2025 16:42 Uhr

Die Bundeswehr hat Nachwuchssorgen. Nun soll ein neues Wehrdienst-Modell helfen. Die Zahl der Interessenten stieg zuletzt – laut einem Medienbericht auf rund 52.000 Bewerbungen.

Die Bundeswehr hat 2024 deutlich mehr Bewerbungen erhalten als im Vorjahr. Rund 52.100 Menschen hätten sich im vergangenen Jahr beworben, berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung unter Verweis auf Zahlen des Personalamtes der Bundeswehr. Im Jahr 2023 waren es demnach 43.200 Bewerbungen. Damit gab es im vergangenen Jahr ein Plus von 18,5 Prozent.

Erfolgreich durch Social Media

Ein entscheidender Faktor für die höheren Bewerberzahlen ist aus Sicht des Personalamtes die gezielte Ansprache junger Menschen über Social-Media-Kampagnen, wie eine Sprecherin mitteilte. Sie verwies auch auf Angebote regionaler Rekrutierungsveranstaltungen.

Demnach stieg auch die Zahl der weiblichen Bewerberinnen deutlich an. Sie habe sich um rund 1.000 oder 14 Prozent auf 8.200 erhöht. Der Anteil an allen Bewerbungen lag damit bei 16 Prozent.

Trend zeigt nach oben

Dennoch bedeuten diese Zahlen nicht, dass die Zahl der Soldaten steigt. Laut dem Bericht sank sie sogar um 340 im Vergleich zum Vorjahr. Das liegt daran, dass nicht jede Bewerbung zu einer neuen Stelle führt. Zudem verlassen auch viele Menschen die Bundeswehr, im vergangenen Jahr etwa 20.000.

Allerdings sank der Gesamtstand von 2022 auf 2023 noch um mehr als 1.800 Soldatinnen und Soldaten.

Zudem nimmt die Zahl der freiwillig Wehrdienstleistenden bereits seit Jahren kontinuierlich zu. Zuletzt vermeldete die Truppe etwa 183.000 Soldaten und 81.000 zivile Mitarbeiter. Ziel der Bundeswehr ist eine militärische Personalstärke von 203.000 Soldaten bis 2031.

Hohe Abbrecherquote

Nach dem Jahresbericht der Wehrbeauftragten des Bundestags, Eva Högl, traten im vergangenen Jahr rund 20.290 Soldatinnen und Soldaten tatsächlich ihren Dienst bei der Bundeswehr an. Dies war ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Högl wies allerdings darauf hin, dass die Zahl der Abbrecher während der sechsmonatigen Probezeit weiterhin „äußerst problematisch“ sei. Sie verwies dabei auf Zahlen für 2023: Damals hätten von 18.810 neuen Soldatinnen und Soldaten 5100 die Bundeswehr wieder verlassen – fast alle auf eigenen Wunsch.

Neuer Wehrdienst noch in diesem Jahr?

Die Politik diskutiert bereits seit Längerem darüber, wie die Truppe personell besser aufgestellt werden kann. Der geschäftsführende Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius plant daher, mit dem neuen Wehrdienst noch in diesem Jahr zu starten. „Das entsprechende Gesetz ist weitgehend vorbereitet, es könnte noch dieses Jahr in Kraft treten“, sagte er dem Spiegel vergangene Woche. Sein Ministerium könne „zügig einen Entwurf vorlegen“. Pistorius gilt als Befürworter des schwedischen, auf Freiwilligkeit basierenden Wehrdienst-Modells.

In ihrem Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD auf einen Wehrdienst nach schwedischem Vorbild geeinigt. Dieser soll „zunächst auf Freiwilligkeit“ basieren. Die Union hatte ursprünglich eine Rückkehr zur Wehrpflicht verlangt. Männer ab 18 Jahren müssten nach den vereinbarten Plänen künftig einen Fragebogen ausfüllen, sagte Pistorius. „Das gewährleistet die Wehrerfassung. Dann spricht die Bundeswehr, die für sie geeigneten Personen an, ob sie einen Grundwehrdienst ableisten wollen.“

Davon zu unterscheiden ist allerdings eine mögliche Wehrpflicht, wie sie etwa der Reservistenverband und Teile der Union fordern. Diese erwartet Pistorius nicht. Zwar „wäre über Pflichtelemente zu entscheiden“, wenn es nach dem von Union und SPD geplanten neuen Wehrdienstmodell nicht genügend Freiwillige gäbe, sagte er dem Spiegel. „Ich gehe aber nicht davon aus, dass das in den nächsten Jahren notwendig sein wird“, so Pistorius.