Bonn (fes). „Wir möchten die neue Halle mit allen Registern zum Klingen bringen und zum Atemzentrum der Bonner Musikkultur machen, denn ich finde die Halle toll, es ist eine pure Freude und ich empfinde Gänsehaut, dass wir heute hier stehen!“

Euphorische Worte fand der Bonner Generalmusikdirektor und Dirigent des Beethovenorchesters Dirk Kaftan. Nach gut zehn Jahren konnte die denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung der Bonner Beethovenhalle, die 1959 eröffnet worden war, endlich abgeschlossen werden. Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) übergab vergangene Woche symbolisch den Schlüssel an Ralf Birkner, den Geschäftsführer der Betreiberin, der Bonn Conference Center Management GmbH als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Bundesstadt Bonn.

Damit hat nun auch das traditionsreiche Beethovenorchester endlich wieder seine Heimstatt zurück. Kaftan, der 2017 nach Bonn gekommen war, kannte die Halle bislang nur als Baustelle. Offiziell eröffnet wird die „Halle für Alle“ am 16. Dezember mit einem feierlichen Konzert mit Gustav Mahlers „Auferstehungssinfonie“.

Katja Dörner sprach von einem „bewegenden und bedeutenden Tag für Bonn und auch für mich persönlich“. Sie dankte allen Beteiligten, die dazu beigetragen hatten, dass die Sanierung der Halle doch noch gelingen konnte. Schließlich sei der Weg alles andere als einfach gewesen: „Umso stolzer bin ich, die Beethovenhalle als kultur- und bundespolitisches Erbe Bonns zu erhalten und zu einer hochmodernen Veranstaltungsstätte weiterzuentwickeln.“

Ralf Birkner erklärte, dass allen Nutzern künftig eine Veranstaltungsstätte mit großer Geschichte und modernster technischer Ausstattung zur Verfügung stehe: „Schon jetzt gibt es für das Jahr 2026 zahlreiche Buchungen regionaler und überregionaler Veranstalter für unterschiedlichste Formate – von Konzerten über Comedy bis hin zu Musicals.“ Die ersten Proben für das Beethovenorchester finden seit dem 1. September in der Halle wieder statt.

Ein Langer Weggeht nun zu Ende

Ein kurzer Rückblick: 2016 stimmten CDU, Grüne, FDP, Linke und AfD für die Sanierung der Beethovenhalle, die ursprünglich knapp 61 Millionen Euro kosten sollte und 2020 zum Beethoven-Jubiläumsjahr komplett saniert wiedereröffnet werden sollte.

Dazu kam es bekanntlich nicht. Bei Eingriffen in den Untergrund zur Herstellung des neuen Studios machten alte Mauerwerksreste, Gewölbe und Hohlräume eine Stabilisierung erforderlich. Baufirmen gingen pleite. Im Sommer 2022 gelang unter dem neuen Projektleiter Steffen Göbel ein Neustart. Vereinbart wurde ein neuer Zeitplan, der vorsah, dass die Halle 2025 fertiggestellt werden sollte – was nun auch gelang. Die Kosten explodierten und liegen mittlerweile bei rund 220 Millionen Euro. Wie Göbel schilderte, mussten während der Bauphase hohe Anforderungen an den Brandschutz, die Akustik sowie die moderne Klima- und Medientechnik mit den Belangen des Denkmalschutzes und den Termin- und Kostenzielen in Einklang gebracht werden.

Im historischen Cabrio mit320 km/h über die Autobahn

Am Ende waren 2.189 Handwerker aus 22 Nationen von 375 Firmen an den Arbeiten beteiligt: „Es ist noch einmal gut gegangen“, betonte Göbel und lobte den Mut der OB, die sich vor drei Jahren dafür stark gemacht hatte, den Neustart zu wagen. In einem Gespräch mit Dirk Kaftan drückte er es so aus: „Wir haben in ein Mercedes-Cabrio der 1950er Jahre die Technik der 2020er Jahre eingebaut. Man kann damit gewissermaßen mit 320 km/h über die Autobahn fliegen.“

Die Beethovenhalle sei neben Konzerten und Kultur- und Brauchtumsveranstaltungen auch ideal für Tagungen und Firmenveranstaltungen geeignet, erklärte Birkner. Sie biete Platz für Events mit bis zu 3.200 Personen, davon im Großen Saal allein für rund 1.700 Gäste. Das Studio der Beethovenhalle wird künftig nicht nur der neue Proberaum für das Beethovenorchester, sondern er wurde auch als Kammermusiksaal mit rund 500 Plätzen konzipiert. Der Raum ist variabel nutzbar und somit ein neuer Saal innerhalb der Beethovenhalle. Auch der Gastronomiebereich wurde saniert. Er kommt mit seinem Retro-Charme im Stile der 50er- und 60er-Jahre daher. Die Betreiber wollen für ein attraktives kulinarisches Angebot sorgen. Aktuell wird noch der Außenbereich mit seinen Grünanlagen fertiggestellt.

www.beethovenhalle.de