Was geschah in der Nacht bei den US Open? In unserem Nachtexpress erhalten Sie einen Überblick der wichtigsten Spiele beim letzten Grand Slam des Jahres.
Sinner weiter auf Kurs in Richtung Titelverteidigung
Jannik Sinner – Lorenzo Musetti 6:1, 6:4, 6:2
Eine Notte magica, eine magische Nacht, sollte es werden. Das Duell der beiden Italiener Jannik Sinner und Lorenzo Musetti entpuppte sich dann jedoch eher als Südtiroler Betthupferl. Der Weltranglisten-Erste, der schon das Achtelfinale in nur 81 Minuten gewonnen hatte, zeigte auch gegen seinen Landsmann keine Gnade und ließ das Kräftemessen vor allem zu Beginn wie ein Rennen zwischen einem Ferrari und einem Fiat 500 wirken.
Sinner, bei dem nahezu jeder Ballwechsel spielerisch leicht aussieht, machte quasi gar keine Fehler, dafür aber fast alles richtig und zog ungefährdet ins Halbfinale ein. Bezeichnend für den Spielverlauf: Im dritten Satz vergab Musetti gleich sechs Breakbälle und damit die Chance auf eine Rückkehr ins Match. Sinner schüttelte sich einmal kurz, holte jeweils die Punkte und zog davon.
Der 24-Jährige verlängerte seine Siegesserie auf Hartplatz damit auf insgesamt 26 Erfolge am Stück. Sollte er noch zwei weitere Siege anfügen, wäre er der erste Tennis-Profi seit Roger Federer 2008, der seinen US-Open-Titel verteidigt. Zweifel daran, dass das klappt, gibt es aktuell wohl nur in Spanien und bei Carlos Alcaraz.
Jannick Sinner bei den US Open
Osaka setzt sich gegen angeschlagene Muchova durch
Karolina Muchova – Naomi Osaka 4:6, 6:7
Nach „Billie Jean Bling“, „Arthur Flash“, „LaBillieBo“ und „Althea Glitterson“ brachte Naomi Osaka natürlich auch zum Viertelfinal-Match gegen Karolina Muchova einen neuen Labubu mit ins Arthur Ashe Stadium. Rund um die Partie gab es also wieder einmal viel Bling-Bling und Glitzer mit Plüsch-Sammelfigur, das Match an sich hatte dann aber zunächst eher etwas von klinischer Akribie.
Beide Spielerinnen verzichteten auf Experimente und wilde Schläge, die Tschechin Muchova und die Japanerin Osaka konzentrierten sich in erster Linie auf Fehler-Vermeidung. Es entwickelte sich ein Schlagabtausch der wenigen Chancen. Im ersten Durchgang hatte Osaka genau einmal die Möglichkeit auf ein Break, diese nutzte sie prompt und entschied damit den Satz.
Im weiteren Verlauf wurde es dann deutlich wilder, Muchova servierte nach zwei Breaks sogar zum Satzgewinn. Da Osaka die Nerven behielt und vor allem bei längeren Ballwechseln besser aussah, schlug sie aber zurück und belohnte sich selbst im Tiebreak. Muchova, die einen dicken Verband am Oberschenkel trug und mit zunehmender Dauer sichtlich Schmerzen hatte, stemmte sich mit aller Macht gegen die Niederlage und wurde immer wieder vom Publikum gefeiert. Schlussendlich war Osaka aber den entscheidenden Tick besser, fitter und abgezockter. Und den Namen des fünften Labubu wird sie sicher auch bald noch verraten.
Naomi Osaka bei den US Open
Nach Schmach von Wimbledon – Anisimova kegelt Swiatek raus
Amanda Anisimova – Iga Swiatek 6:4, 6:3
Double Bagel, Brille, Schmach: Bezeichnungen für das, was Amanda Anisimova im diesjährigen Wimbledon-Finale gegen Iga Swiatek widerfuhr, gibt es reichlich. Auch exakt 53 Tage nach der 0:6-0:6-Pleite war das Endspiel auf dem heiligen Rasen von London deshalb sehr präsent. In New York wurde jedoch relativ schnell klar: Eine Wiederholung dieses US-amerikanischen Desasters wird es nicht geben, Anisimova zeigte sich gegen ihre polnische Kontrahentin in einer ganz anderen Verfassung.
Anisimova kassierte zwar direkt zu Beginn ein Break und verlor damit das 13. Spiel gegen Swiatek in Folge, danach bekamen die begeisterten Tennis-Fans im Arthur Ashe Stadium aber ein hochklassiges und vor allem komplett offenes Match zu sehen. Anisimova ließ sich weder von der Vergangenheit noch von irgendetwas in der Gegenwart aus der Ruhe bringen und war in den entscheidenden Momenten zur Stelle. Ihr Sieg war hochverdient, der Einzug ins Halbfinale dürfte die Double-Bagel-Schmerzen deutlich spürbar lindern.
Amanda Anisimova gewinnt ihr Viertelfinale der US Open
Auger-Aliassime folgt Djokovic und Alcaraz ins Halbfinale
Félix Auger-Aliassime – Alex de Minaur 4:6, 7:6, 7:5, 7:6
Es gibt auf der Tour sicher Spieler, die leichter auszusprechen sind als Félix Auger-Aliassime. In den Albträumen von Alexander Zverev dürfte der Name nach der Niederlage in der dritten US-Open-Runde dennoch einige Male gefallen sein. Der Kanadier, der zunächst ein Zverev-Schreck war und dann zum Rublev-Schreck wurde, ist am Mittwoch auch noch zum De-Minaur-Schreck aufgestiegen. Dreimal Außenseiter, dreimal gewonnen, so kommt man ins Halbfinale.
Gegen den Australier Alex de Minaur verlor Auger-Aliassime zwar zunächst verdient den ersten Satz und hatte auch im zweiten Durchgang mehrere Satzbälle gegen sich. Dann jedoch drehte sich das Blatt und das Spiel und Auger-Aliassime immer mehr auf. Der 25-Jährige, der am gleichen Tag Geburtstag hat wie sein großes Vorbild Roger Federer, holte sich Satz zwei und Satz drei. Im vierten glich er im Endspurt ein Break aus, erkämpfte sich den Tiebreak und zeigte sich dort einfach nervenstärker. Was für ein Auftritt.
Im Halbfinale gegen Jannik Sinner oder Lorenzo Musetti braucht er eine Überraschung. Dass er das Potenzial dafür hat, weiß nun aber halb Europa.
Felix Auger-Aliassime im Viertelfinale der US Open
Youngster Schönhaus unter den besten Acht
Tito Chavez – Max Schönhaus 2:6, 6:4, 1:6
In Paris im Finale, in New York schon wieder nah dran: Youngster Max Schönhaus, der im Tennis-Alltag für den TC Rot-Weiß Sprendlingen in der 2. Bundesliga aufschlägt, steht im Viertelfinale der US Open. Der 18-Jährige setzte sich am Mittwoch in der Junioren-Konkurrenz gegen den Spanier Tito Chavez durch und darf vom nächsten Grand-Slam-Endspiel und sogar vom Titel träumen.