Marco Špehar-Piehler tauschte die Bühne gegen den Backofen und erzählt, warum das Backen wie eine Therapie für ihn war.
Was haben Brotbacken und Operngesang gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts – auf den zweiten erstaunlich viel. Zumindest, wenn man Marco Špehar-Piehler zuhört. Der 43-Jährige beherrscht beides: die Kunst des Singens und die Kunst des Backens.
Lange stand Špehar-Piehler als Bass auf den Bühnen in Berlin, Hannover oder Dortmund. Den größten Teil seiner Karriere verbrachte er jedoch an der Stuttgarter Staatsoper, wo er zuletzt zwischen 2022 und 2023 in Saint François d’Assise den Bruder Bernard verkörperte.
Am Mittwochabend, beim letzten Abend des Weindorf-Treffs 2025 der Stuttgarter Zeitung, der Stuttgarter Nachrichten und des Südwestrundfunks in Stuttgart, erzählt er, wie er zum Backen gekommen ist.
Brotbacken ist Leidenschaft und Heilung
Eine schwere Krebserkrankung zwang ihn 2012 zu einer Pause von der Oper. Zwar kehrte er nach fünf Jahren auf die Bühne zurück, merkte aber schnell, dass er nicht mehr so leben wollte: das ständige Reisen, fern von Zuhause. „Es war einfach nicht mehr wie am Anfang“, sagt er. Doch dann entdeckte er eine neue Liebe – das Brot.
Für Špehar-Piehler ist Backen mehr als ein Beruf – es ist Heilung. „Der Teig, das Mehl, die Körner aus dem Boden – das erdet“, erklärt er. Dabei denkt er oft an seine Großmutter, mit der er in seinem kroatischen Heimatdorf schon als Kind Brot gebacken hat.
Von links: Moderatorin Diana Hörger (SWR), SWR Moderator und Podcaster Florian Weber, Musical-Darsteller (Olaf in die Eiskönigin) Kaj-Louis Lucke, Musical Darstellerin (Anna in die Eiskönigin) Kim Fölmi, Weinprinz Moritz Ocker, Moderator Tom Hörner (StZN) und Bäcker/Opernsänger Marko Špehar-Piehler. Foto: Julian Rettig – Lichtgut
Wenn Špehar-Piehler über seine Brote spricht, klingt das fast so, als würde ein Sommelier über Wein fachsimpeln. Während Weinprinz Moritz Ocker, ebenfalls zu Gast beim Weindorf-Treff, Birnennoten, Vanille oder Citrus herausschmeckt, beschreibt Špehar-Piehler seine Brote lieber mit herbstlichen Aromen: Kastanien, Erde oder süße Früchte.
Heute darf er sich offiziell Bäcker nennen – trotz fehlender Ausbildung. Mit einer Ausnahmebewilligung der Handwerkskammer legte er die Gesellenprüfung an der Bundesakademie des Bäckerhandwerks ab.
Was haben Backen und Oper gemeinsam?
Mittlerweile betreibt er eine Bäckerei im Westen von Stuttgart. Das Singen bereitet ihm aber weiterhin große Freude. Oper und Backen haben viel gemeinsam, findet Špehar-Piehler. Beides sei ein Handwerk, das gelernt und verfeinert werden müsse. „Ob ich stundenlang ein Lied lerne oder mich mit der Struktur eines Sauerteiges auseinandersetze – beides ist eine Herausforderung“, sagt der singende Bäcker.
Um sein Handwerk zu perfektionieren, lernte er von Bäckern aus ganz Europa. Besonders stolz ist er auf seine Panettone. Das italienische Weihnachtsgebäck gilt als „Mount Everest“ des Backhandwerks, wie er sagt. Manche seiner Kunden seien regelrecht süchtig nach seinem Gebäck.
Zum Weindorf-Treff brachte er ebenfalls mehrere Brotsorten mit. Kleine Scheiben davon verteilte er an die Gäste des Kulturtreffs – darunter ein Hartweizen-Polenta-Brot und ein Kartoffel-Dinkel-Brot. „Durch die Kartoffel bleibt das Brot bis zu einer Woche frisch“, erklärt er. Nötig war das nicht: Nach kurzer Zeit waren alle Brotscheiben aufgegessen.