Nur 6 Klubs verkauften für mehr Geld
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Bayer 04 Leverkusen hat den wohl größten Umbruch hinter sich, den ein Bundesliga-Verein jemals in einem Sommer tätigte. Die Werkself investierte eine in Deutschland noch nie dagewesene Summe in Neuzugänge, verlor auf der anderen Seite aber auch eine Vielzahl an Stammspielern. Das macht sich auch in der Statistik der höchsten Transfereinnahmen in einem Sommer bemerkbar. Mit 229,5 Millionen Euro nahm Leverkusen so viel Geld ein wie weltweit überhaupt erst sechs Teams zuvor.
Die Mannschaften, die in einem Transfersommer das meiste Geld aus Spielerverkäufen erhielten, kommen größtenteils aus der gleichen Kategorie: Klubs, die eine sehr gute Phase hinter sich hatten und in der die Marktwerte der eigenen Spieler in die Höhe schossen, die in der (finanziellen) Nahrungskette aber deutlich hinter den internationalen Schwergewichten stehen. Neben Leverkusen, das nach dem Doublesieg 2023/24 noch einen zweiten Versuch mit ähnlichem Personal wagte und das Tafelsilber nun an den Mann bringen musste, trifft das auch auf Vereine wie die AS Monaco, RB Leipzig, Ajax Amsterdam oder Borussia Dortmund zu.
Auf der anderen Seite sind ebenjene Schwergewichte wie Atlético Madrid, FC Chelsea, FC Liverpool und FC Barcelona zwar vertreten, sowohl die Rojiblancos 2019/20, die Blues 2023/24 als auch die Reds in diesem Jahr verzeichneten aber trotz der großen Einnahmen ein hohes Transferminus und fallen somit in eine andere Kategorie. Barça schaffte es 2017/18 allein durch den 222-Millionen-Euro-Verkauf von Neymar in die Top-10.
Monaco hatte seine beste Phase der Vereinsgeschichte zwischen 2013 und 2018, als man fünf Jahre in Folge die Top-3 der Ligue 1 kam. 2017 wurde sogar der Titel geholt und das Halbfinale der Champions League erreicht. Im Sommer 2018, wie bei Leverkusen also mit einem Jahr Verzögerung, folgte der große Ausverkauf: Für Kylian Mbappé, Thomas Lemar, Fabinho & Co. wurden insgesamt 365,4 Millionen Euro eingenommen – die bis heute höchste Summe eines Vereins in einer Transferphase.
Auf der Gegenseite wurde für den Ersatz die stattliche Summe von 122,4 Millionen investiert – die Parallelen zu Bayer 04 sind also durchaus da. Die schlechte Nachricht für alle Fans der Werkself: Im Folgejahr spielte der Klub aus dem Fürstentum lange gegen den Abstieg und beendete die Saison auf Rang 17, nur zwei Punkte über dem Strich.
Großer Einbuch 2018/19
Tabellenplatz-Entwicklung der AS Monaco
Zur Statistik
Auch bei anderen Vereinen ist die negative Tendenz nach einer großen Verkaufswelle deutlich zu erkennen. Ajax Amsterdam nahm im Sommer 2022 216,6 Mio. Euro ein (Platz 11 weltweit) und verpasste im Jahr darauf zum ersten Mal nach vier Jahren wieder die Meisterschaft in der Eredivisie. Noch eine Saison später ging es sogar runter auf Rang fünf. Als der BVB im Sommer 2017 unter anderem Ousmane Dembélé abgab und insgesamt 209,5 Mio. Euro einnahm (Platz 12), folgte mit Rang vier in der Bundesliga die zweitschlechteste Platzierung in den erfolgreichen 2010er-Jahren. Und Leipzig kam nach den Abgängen von unter anderem Josko Gvardiol, Dominik Szoboszlai und Christopher Nkunku aus dem Sommer 2023, die zusammen 240,7 Mio. Euro einbrachten, in beiden Jahren danach nicht mehr in die Top-3 – was zuvor in vier von fünf Jahren geklappt hatte.
„Es war notwendig, dass der Kader frisches Blut bekommt, dass feste Hierarchien und Strukturen aufgebrochen werden und es Raum für neue Geschichten gibt und für Spieler, die überraschen können“, begründete Leverkusens Sportchef Simon Rolfes den Umbruch in diesen Sommer. Mit der Entlassung von Trainer Erik ten Hag, der nach nur drei Spielen im Amt wieder gehen musste, ist die erste negative Geschichte des neuen Bayer-Teams bereits geschrieben und die Tendenz zeigt nach Meisterschaft und Vizetitel in den letzten beiden Jahren eher nach unten.
Mut macht allerdings: Alle genannten Vereine fingen sich nach einer kurzen Schwächephase wieder. Monaco schaffte es ab 2020 wieder regelmäßig in die Champions League, der BVB kratzte 2023 am Titel und auch Ajax kam nach dem fünften Platz 2023/24 wieder zu alter Stärke zurück und verspielte die Meisterschaft letzte Saison erst auf den letzten Metern. Einzig bei RB Leipzig muss sich in dieser Saison noch zeigen, ob die Kurve nach dem Verpassen der europäischen Plätze wieder nach oben geht.