Italien hat einen neuen „Superhelden“ der Nacht: „Ghost pitùr“ (malender Geist) nennt sich der Mann, der seit Juli nachts ganz in Schwarz durch die Straßen des malerischen Brescia in der Lombardei (Nortialien) „spukt“, um vollgeschmierte Hauswände zu „befreien“.
Denn wie viele historische Altstädte leidet auch Brescia an der Verunstaltung seiner Fassaden durch selbsternannte Graffitikünstler. Obwohl er mit seinen Taten der Traum eines jeden Hausbesitzers ist, bleibt der gute Geist lieber unerkannt.
In wenigen Wochen zum Internetphänomen
Ein Clip auf TikTok ging Anfang August viral und hat mittlerweile fast acht Millionen Aufrufe. Dabei sieht man den jungen Mann, der laut Eigenangaben tagsüber als Maler und Anstreicher arbeitet, wie eine vollbeschmierte Hausfassade in der ursprünglichen Fassadenfarbe übermalt.
Nach Abschluss seiner Malarbeiten hinterlässt er stets eine Botschaft an den Häusern – natürlich nicht auf der Hausfassade, sondern auf einer Plastikfolie, die mit einem leicht abnehmbaren Klebeband neben oder an der Haustür befestigt wird. Auf dieser steht im lombardischen Akzent: „Questo è un atto d’amore urbano“ („Dies ist ein Akt urbaner Liebe“).
„Restaurator“ will anonym bleiben
Die Brescia-Lokalredaktion der italienischen Zeitung Corriere della Sera schaffte es, den Maler zu erreichen, um herauszufinden, was hinter seinen Aktionen steckt. Auf die Frage, ob er Antifaschist sei, antwortete er: „Ja, ich weiß: Anstand, Sauberkeit und Ordnung – das klingt ein bisschen faschistisch. Aber ich lege Wert auf Respekt.“
„Seine Stadt zu lieben bedeutet, sie vor Verunstaltung und Vandalismus zu schützen. Und ich lösche alles: von politischen und sozialen Botschaften bis hin zu kleinen Liebesfloskeln.“
„Ghost pitùr“Corriere della Sera, Brescia, 25. August 2025Kritik aus der Graffiti-Szene
Wenig überraschend ist der „gute Geist“ der Nacht innerhalb kürzester Zeit zum Liebling der Stadt geworden. Aber nicht alle finden seine Aktionen gut. Einige, vor allem aus der Graffiti- und Kunstszene, werfen ihm vor, die Freiheit der Kunst zu missachten. Darauf angesprochen meint der Aktivist: „Ich bin Maler, kein Kunsthistoriker. Aber ich weiß, wie man Hässlichkeit von Kunst unterscheidet“.
Malereien, die eine kahle Wand verschönern, lasse er unangetastet. Aber in den italienischen Altstädten herrsche eine Rücksichtslosigkeit im Umgang mit historischen Gebäuden vor, die europaweit ihresgleichen sucht. Im Gegensatz zu den „Taggern“ und „Writern“, die für die von den meisten als hässlich empfundenen Schriftzüge und Kritzeleien an den Hauswänden verantwortlich seien, sei er ein Restaurator.
„Meine Eingriffe sind konservativ. Aber ich setze mir auch Grenzen: Von historisch oder künstlerisch besonders geschützten Gebäuden, für deren Restaurierung eine Genehmigung erforderlich wäre, lasse ich die Finger.“
„Ghost pitùr“Corriere della Sera, Brescia, 25. August 2025
Mit den Videos seiner Aktionen will er nicht berühmt werden sondern als gutes Beispiel vorangehen und Nachahmer motivieren – mit Millionen Views auf TikTok und Instagram ist er auf dem besten Weg dorthin.
Die meistgelesene Story in „Nachrichten“ ist „„. Ist dir etwas aufgefallen oder hast du Input für uns, dann schreib uns. {title && {title} } NW, {title && {title} } 04.09.2025, 08:27