Mobiltelefone in Plastikfolie liegen auf einem Schreibtisch

Stand: 04.09.2025 11:09 Uhr

Eine neue Software hilft Braunschweiger Cybercrime-Ermittlern, Mobiltelefone von Beschuldigten auszuwerten. Ein großer Anlagebetrug war Auslöser für die Entwicklung des bislang europaweit einmaligen Programms.

von Lydia Callies

„Mobile Network Analyzer“, kurz MoNA, heißt die Kommunikationsanalyse-Software. Aus Sicht der Behörden bietet diese viele Vorteile. „MoNA bringt uns in der Ermittlungsarbeit richtig nach vorn“, sagt der Leiter des Fachkommissariats Cybercrime, Mario Krause. Er spricht von einer Effizienzsteigerung um den Faktor 10 bis 12. Die Beamten verstünden Kommunikationsinhalte durch die Software viel schneller.

Software erkennt verdächtige Chatverläufe

Die Software kann die mobilen Daten von Endgeräten mittels Statistik, Algorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI) filtern. Nach verdächtigen Chatverläufen, häufigen Kommunikationspartnern, Netzwerken oder häufig genannten Begriffen. „Damit ersparen wir uns 90 Prozent Lesearbeit“, sagt Krause. Denn bei jedem neuen Verfahren müssten die Ermittler als erstes erkennen, was relevant für mögliche Straftaten ist.

Eine Person in einem dunklen Raum tippt etwas in einen Laptop ein.

Von 2023 auf 2024 hat sich die Zahl der Fälle mehr als verdoppelt. Allerdings werden auch deutlich mehr Delikte erfasst.

MoNA übersetzt Nachrichten aus anderen Sprachen

Bild-, Audio- und Videodateien werden von MoNA transkribiert und analysiert. Auch Sprache stellt für die Software kein Problem dar. Sie übersetzt die Nachrichten in die gewünschte Sprache und dadurch sind die Chatinhalte schneller für die Ermittler verständlich. Denn Kriminelle agieren immer häufiger auch länderübergreifend und das vor allem im Internet.

Niedersachsen setzt auf KI für Polizeiarbeit

Entwickelt wurde die Kommunikationsanalyse-Software vom Fachkommissariat Cybercrime des Zentralen Kriminaldienstes Braunschweig – zusammen mit der sächsischen Hochschule Mittweida. Bereits seit dem vergangenen Jahr kann die Polizei in ganz Niedersachsen die Software nutzen. Laut dem Innenministerium ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Polizeiarbeit vor allem bei der Sichtung großer Datenmengen im Rahmen von Ermittlungsverfahren von großer Bedeutung. „Daher ist in den nächsten Jahren damit zu rechnen, dass weitere KI-Funktionalitäten fester Bestandteil der polizeilichen Ermittlungsarbeit sein werden“, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Eine Frau sitzt betroffen vor einem Laptop und hält sich die Hände vor Mund und Nase

Aktuelle Zahlen des BKA zeigen: Die Bedrohungslage durch Cyberkriminalität ist anhaltend hoch. Auch eine Kielerin wurde gehackt.

Großer Schlag gegen Onlinebetrüger

Angestoßen wurde die Entwicklung der Software durch die Ermittlungen gegen eine Bande von international agierenden Anlagebetrügern. Die Auswertung von 46 Mobiltelefonen brachte die Ermittlerinnen und Ermittler des Fachkommissariats Cybercrime vor zweieinhalb Jahren an ihre Grenzen. Daher suchten sie nach einer technischen Lösung, schneller die Kommunikation und das Verfahren der Täter zu verstehen. „Was 18 Ermittler in sechs Monaten nicht geschafft haben, hat MoNA in 20 Minuten geschafft“, sagt Mario Krause. Im Kampf gegen Cyberkriminelle ist MoNA für die Braunschweiger Ermittler ein fester Bestandteil geworden. „Jetzt haben wir ein Produkt, mit dem wir zumindest mal für den Moment gut mithalten können“, sagt Krause. Inzwischen zeigen auch andere europäische Ermittlungsbehörden Interesse an der Software – denn sie ist bisher europaweit einmalig.

Mikrophone und Akten im Landgericht Göttingen.

Gemeinsam mit einem vierten Mann betrieben sie gefälschte Online-Plattformen. Sie müssen zudem mehrere hunderttausend Euro zahlen.

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Die zwei Männer sollen Anleger über Callcenter um Millionen betrogen haben. Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt.