DOMRADIO.DE: Was erwartet die Besucher in den nächsten Monaten im Münsteraner Dom?

Hans-Bernd Köppen, Pfarrer von St. Lamberti in Münster

Hans-Bernd Köppen (Dompropst am Paulusdom und Pfarrer von Sankt Lamberti, Münster): Es wird ein Zusammenspiel aus Lichtkunst und Musik geben. Unsere Chöre am Dom und auch aus Lamberti werden musikalisch durch die Geschichte des Domes hindurchführen. Ich selbst habe es in Frankreich in mehreren Kathedralen gesehen. 

Gleichzeitig wird mit sehr vielen interessanten Lichteinstellungen durch die Geschichte geführt. Dazu wird es auch einen entsprechenden Text geben, den die Schauspielerin Mechthild Großmann spricht.

DOMRADIO.DE: Sie ist eine der Darstellerinnen vom „Tatort“ Münster?

Köppen: Genau, sie spielt darin die Staatsanwältin. Sie kommt gebürtig aus Münster und hat dafür eine ideale Stimme. 

DOMRADIO.DE: In Frankreich haben sich bereits 500.000 Besucherinnen und Besucher „LUMINISCENCE“ angeschaut. Im Jahr des 800. Geburtstags der Grundsteinlegung des St.-Paulus-Doms kommt das Event nun nach Deutschland. Wie kam denn diese Kooperation mit den französischen Produzenten zustande? 

Köppen: Manchmal fügt der liebe Gott es ja. Wir haben geplant, was wir mit dem 800-jährigen Jubiläum machen und wollten zunächst eine schon vorhandene Aufführung mit einer Projektion auf den Dom wiederholen. Leider konnten wir die aber nicht mehr bekommen, weil es die Firma nicht mehr gibt. 

Zu der Zeit meldete sich „LUMINISCENCE“ bei mir und sagte, sie hätten großes Interesse, Münster als erste Kathedrale zu bespielen. Sie haben wohl auch Untersuchungen gemacht, in denen dieses Projekt durchgeführt wird. Wir waren im Domkapitel sofort sehr froh darüber und haben uns darauf eingelassen. 

Die Bedingung war, dass auch die Geschichte des Domes erzählt wird und nicht nur irgendein Lichtspektakel stattfindet. Das deckt sich aber genau mit dem Interesse von „LUMINISCENCE“. So sind wir sehr schnell in gute Gespräche gegangen und haben das Ganze gemeinsam entwickelt. 

DOMRADIO.DE: 800 Jahre ist der Dom alt, tief in Tradition verwurzelt. Wie passt die moderne Lichtkunst in dieses ehrwürdige Gemäuer? 

Köppen: Das passt sehr gut, denn der Dom ist im Moment ja ganz in Sandstein-Farben zu sehen, war aber zum Beispiel bis zum Zweiten Weltkrieg voll ausgemalt und ganz bunt. Gerade die Farbenvielfalt bringt „LUMINISCENCE“ sehr schön mit sehr unterschiedlichen Stimmungen zur Geltung.

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt die Musik in diesem Gesamtkunstwerk? 

Köppen: Die Musik, die Lichtelemente und auch die Texte sind aufeinander abgestimmt. Sie laufen in einem genau vorgegebenen Rhythmus und werden zu einer Perfektion, in der einem die Glaubensgeschichte des Domes zu Münster noch einmal sehr schön aufscheint. Zugleich werden aber auch die dunklen Stunden mit erwähnt, die es in der Geschichte sicherlich auch bei uns gegeben hat. 

DOMRADIO.DE: Kann so ein Projekt auch eine neue Form von Verkündigung sein?

Köppen: Ich weiß von Stimmen aus der Stadt, dass auch Menschen kommen wollen, die ansonsten nicht in die Kirche gehen. Ich weiß zudem vom Vorverkauf von „LUMINISCENCE“, dass querbeet junge und ältere Leute Tickets gekauft haben. Das Publikum stellt also einen großen Querschnitt der Gesellschaft dar.  

Hans-Bernd Köppen

„Ich würde mir wünschen, dass sie anschließend sagen: Ich bin erfüllt und auch glücklich da raus gegangen.“

DOMRADIO.DE: Was bedeutet es für Münster, dass jetzt über mehrere Wochen so ein Kulturprojekt in der Stadt stattfindet?

Köppen: Münster ist eine Stadt, die Kulturprojekte kennt. Wir haben hier alle zehn Jahre eine große Ausstellung und auch viele andere Kulturevents. Aber das ist ein Highlight für dieses Jahr. Die Ausstellung wird bis Januar gehen. 

DOMRADIO.DE: Was soll „LUMINISCENCE“ bei den Menschen bewirken? 

Köppen: Ich würde mir wünschen, dass sie anschließend sagen: „Ich bin erfüllt und auch glücklich da rausgegangen und vielleicht auch ein bisschen inspiriert und habe Neues über den Dom erfahren.“

Das Interview führte Oliver Kelch.

Information der Redaktion: Erstmals in Deutschland findet ab dem 4. September das multimediale Live-Event LUMINISCENCE statt. Es bereitet die Architektur und Geschichte von Kathedralen in einer spektakulären 360° Live-Inszenierung auf. LUMINISCENCE gibt es ab dem 4. September mehrmals wöchentlich im St.-Paulus-Dom, voraussichtlich bis Anfang 2026.

Tickets hier erwerben.

St.-Paulus-Dom Münster

Als Bischofskirche ist der St.-Paulus-Dom das geistliche und religiöse Zentrum des im Jahr 805 gegründeten Bistums Münster. Nach zwei Vorgängerbauten legte Fürstbischof Dietrich III., Graf von Isenberg, im Jahr 1225 den Grundstein für den heutigen Dom, dessen Weihe durch Fürstbischof Gerhard, Graf von der Mark, am 30. September 1264, erfolgte.