Mehr als 2.200 Tote in Afghanistan
Zahl der Erdbebenopfer steigt dramatisch
Aktualisiert am 04.09.2025 – 14:33 UhrLesedauer: 2 Min.
Viele Dörfer haben schwere Schäden erlitten: Noch immer werden zahlreiche Menschen unter den Trümmern vermutet. (Quelle: Wahidullah Kakar/AP/dpa/dpa-bilder)
Die Zahl der Todesopfer nach dem schweren Erdbeben in Afghanistan steigt weiter. Auch vier Tage nach der Katastrophe ziehen Helfer Opfer aus den Trümmern.
Das verheerende Erdbeben in Afghanistan hat neuen Zahlen zufolge mindestens 2.217 Todesopfer und fast 4.000 Verletzte gefordert. Das gab die Taliban-Regierung am Donnerstag bekannt. Zuvor hatten offizielle Stellen von 1.469 Toten gesprochen.
Das Beben hatte am späten Sonntagabend die Gegend um die Großstadt Dschalalabad mit einer Stärke von 6,0 erschüttert. Fast 7.000 Häuser in den Provinzen Kunar, Nangarhar und Laghman im bergigen Grenzgebiet zu Pakistan wurden zerstört. Die Taliban riefen die Weltgemeinschaft zu internationaler Hilfe auf.
Am Mittwoch berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO), es seien noch immer „viele Menschen in zerstörten Gebäuden eingeschlossen“. Auch vier Tage nach der Katastrophe ziehen Einsatzkräfte und freiwillige Helfer immer noch weitere Opfer aus den Trümmern.
In einigen Dörfern der Provinz Kunar wurden einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge ganze Haushalte ausgelöscht. Überlebende suchten demnach verzweifelt nach Familienmitgliedern, durchsuchten Trümmer, trugen Leichen auf geflochtenen Tragen und gruben mit Spitzhacken Gräber, während sie auf Hilfe warteten.
Viele Orte in der Unglücksregion sind weiterhin schwer erreichbar, weil Erdrutsche und Felsstürze die Zufahrtsstraßen blockieren. Ein Team von Save the Children musste nach Angaben der Hilfsorganisation etwa 20 Kilometer zu Fuß laufen, „um durch Felsstürze abgeschnittene Dörfer zu erreichen“. Medizinische Geräte zur Versorgung von Verletzten trugen die Helfer dabei auf dem Rücken.
Die Bewohner zerstörter Lehm- und Steinhäuser müssen im Freien schlafen. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, wurden bisher keine Zelte für Überlebende aufgestellt.
Nach Angaben der Hilfsorganisation ActionAid sind mehr als 12.000 Menschen direkt von dem Erdbeben betroffen. Frauen und Mädchen, die von den radikalislamischen Taliban systematisch diskriminiert und ihrer Rechte beraubt werden, seien in der Notlage besonders gefährdet.
Afghanistan wird häufig von Erdbeben erschüttert, insbesondere am Hindukusch, wo die Eurasische und die Indische Erdplatte aufeinandertreffen. Da viele Häuser in dem Land aus Lehmziegeln gebaut sind, richten die Erdstöße oft schwere Schäden an. Hinzu kommt, dass die humanitäre Lage in Afghanistan infolge der Machtübernahme der Taliban im August 2021 ohnehin katastrophal ist. Der Westen hat seine Hilfen seitdem stark zurückgefahren.