Stand: 04.09.2025 14:05 Uhr
Ein 1919 vor der Nordseeinsel Scharhörn gesunkenes U-Boot-Wrack ist jetzt geborgen. Beim ersten Versuch war die U16 zerborsten. Nun wurde auch das Heck aus dem Wasser gezogen.
Die Bergung am Mittwoch sei erfolgreich verlaufen, sagte ein Sprecher der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) dem NDR Niedersachsen am Donnerstag. Bei dem nun gehobenen Teil des U-Bootes aus dem Ersten Weltkrieg handele es sich um den hinteren, also um das Heck. Die am Sonntag gehobenen Rumpfteile liegen laut Schröder bereits in Cuxhaven. Eigentlich sollte das komplette Wrack der U16 von einem Kran gehoben werden, es zerbrach jedoch beim Anheben in zwei Teile.
Archäologe kritisiert unprofessionelle Bergungsarbeit
Dass das U-Boot beim Bergen durchgebrochen ist, spricht aus Sicht des Kieler Unterwasserarchäologen und „TerraX“-Moderators Florian Huber nicht für professionelle Arbeit. Er hätte es für sinnvoll gehalten, das U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg an Ort und Stelle zu lassen. Wenn das Boot ein Hindernis für die Schifffahrt gewesen sei, hätte es auch ein Stück versetzt werden können, meint Huber. Wenn das Boot aber geborgen werden musste, dann hätte sich der Archäologe gewünscht, dass es dabei nicht beschädigt wird. Ein solches Boot unter Wasser zu untersuchen, sei relativ schwierig. Und es gebe keine U-Boote aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, die nicht unter Wasser seien. U16 sei damals auf dem neuesten Stand der Technik gewesen. „Im Inneren des U-Boots können sich noch spannende Artefakte befinden“, sagte Huber dem NDR Niedersachsen.
Bundesamt: U-Boot hätte unter Wasser zur Gefahr werden können
Nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) lag die U16 im Elbfahrwasser. Es habe die Gefahr bestanden, dass der 57 Meter lange Stahlrumpf unter Wasser unkontrolliert auseinanderbricht und daraufhin das Heck- oder der Bug des U-Boots in die Höhe ragt. Dann wären laut BSH an der Stelle geringere Tiefen entstanden, wodurch der Schiffsverkehr hätte gefährdet werden können.
Wrackteile liegen ungeschützt in Cuxhaven
Archäologe Huber kritisiert unterdessen auch, dass das bereits am Sonntag gehobene Wrackteil nun in Cuxhaven ungeschützt im Hafen liegt. Dort beginne das Material zu rosten. Hubers Kollege Jens Auer, Sprecher der Kommission für Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie im Verband der Landesarchäologen, teilt diese Ansicht: „Alles, was ich an die Oberfläche bringe, kann schnell problematisch werden.“
Wrack bricht auseinander – Archäologe sprachlos
Zum fehlgeschlagenen ersten Bergungsversuch sagte Auer: „Ich bin also ein bisschen sprachlos und kann auch nicht wirklich verstehen, wie man dazu gekommen ist, das so zu machen.“ Aus fachlicher Sicht sei die Aktion „der Super-GAU“. Dass sie von einer Bundesbehörde veranlasst wurde, sei besonders problematisch, da die Erhaltung eines Denkmals an seinem natürlichen Standort das primäre Ziel sei. „Das ist ja schließlich deutsches Kulturerbe. Wir können das ja nicht einfach kaputt machen“, sagte Auer. Zumindest muss es seiner Ansicht nach vorher dokumentiert werden. Auer ergänzte: „Es gab keine Dokumentation, keine archäologische Begleitung, keine fachliche Begleitung, keine Recherche vorher, nichts.“
Zukunft der U16-Überreste unklar
Was mit den beiden Wrackteilen passieren soll, ist derzeit noch unklar. „Aktuell liegen Anfragen von der Stiftung Deutsches Marinemuseum in Wilhelmshaven und vom Fahrzeug- und Technikmuseum Benneckenstein vor“, sagt Dominik Schröder, Sprecher der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (WSA), dem NDR Niedersachsen. Auch von einer möglichen Verschrottung war die Rede.
Eine Hälfte des Wracks ist nach Cuxhaven gebracht worden. Museen zeigen derweil Interesse an möglichen Exponaten.