Seit 1888 auf Schienen unterwegs
Nerobergbahn in Wiesbaden: So sicher ist die historische Bahn
04.09.2025 – 15:04 UhrLesedauer: 2 Min.
Bergstation der historischen Standseilbahn (Archivbild): Die Nerobergbahn in Wiesbaden ist seit fast 140 Jahren unfallfrei in Betrieb. (Quelle: IMAGO/Joko/imago)
Nach dem tödlichen Seilbahnunglück in Lissabon fragen sich viele: Wie sicher sind historische Seilbahnen? In Wiesbaden ist ein solches System seit 1888 in Betrieb.
Es rattert, die Aussicht wird weiter, die Stadt bleibt zurück: Wer auf den Neroberg fährt, erlebt in wenigen Minuten eine kleine Zeitreise. Die Standseilbahn, die seit 1888 Wiesbadens Hausberg erklimmt, funktioniert noch heute wie damals: mit Wasser, Stahlseil und Handbremse.
Die Fahrt ist kurz, aber beliebt. Für viele Touristinnen und Touristen der hessischen Landeshauptstadt ist sie ein fester Programmpunkt, für Einheimische ein vertrautes Ausflugsritual: hoch zum Aussichtspunkt, zur russisch-orthodoxen Kirche, zum Biergarten. Die Nerobergbahn gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Wiesbadens und ist eine der letzten Bahnen dieser Bauart in Deutschland.
Doch nach dem schweren Seilbahnunglück in Lissabon, bei dem mindestens 17 Menschen ums Leben kamen, ist die Frage neu auf dem Tisch: Wie sicher sind eigentlich solche historischen Bahnsysteme?
Die historische Nerobergbahn hat eine ganz spezielle Funktionsweise: Sie fährt mit Wasserballast. An der Bergstation wird der talwärts fahrende Wagen mit mehreren Tausend Litern Wasser befüllt. Über ein dickes Stahlseil zieht er so den zweiten Wagen bergauf.
Beide Fahrzeuge sind fest miteinander verbunden, die Steuerung erfolgt per Hand. Eine Zahnstange in der Mitte der Schiene sorgt für zusätzliche Sicherheit: Zahnräder unter den Wagen greifen dort als Fangvorrichtung ein und verhindern ein Durchrutschen bei einem möglichen Seilriss.
Der Betreiber, ESWE Verkehr, betont die Stabilität des Systems. In der 137 Jahre langen Geschichte der Bahn habe es keine sicherheitsrelevanten Zwischenfälle gegeben. Die Technik sei einfach, aber bewährt und werde regelmäßig gewartet.
Während der Saison – noch bis Anfang November – fährt die Bahn täglich zwischen 9 und 19 Uhr. In den Wintermonaten wird sie stillgelegt und umfassend überprüft: Seil, Bremsen, Wagen und Strecke unterziehen sich dann einer TÜV-Prüfung. Auch die Pumpentechnik, mit der das Wasser in die Bergstation zurückgeführt wird, wurde zuletzt modernisiert.
Eröffnet wurde die Nerobergbahn am 25. September 1888. Sie ist die älteste mit Wasserballast betriebene Drahtseil-Zahnstangenbahn Deutschlands und steht heute unter Denkmalschutz. Die Strecke ist 438 Meter lang und überwindet einen Höhenunterschied von 83 Metern. Die Steigung liegt im Mittel bei knapp 20 Prozent. Die Bahn befördert nach Angaben des Betreibers jedes Jahr rund 300.000 Fahrgäste.