„Frankfurter Weg 2.0“
Stadt Frankfurt stellt neue Crack-Strategie vor
04.09.2025 – 16:33 UhrLesedauer: 2 Min.
Crack-Süchtiger beim Konsum der Droge (Symbolbild): Die Droge ist seit langem dominant im Frankfurter Bahnhofsviertel. (Quelle: Boris Roessler/dpa/dpa-bilder)
Frankfurt richtet seine Drogenpolitik neu aus – mit einem Schwerpunkt auf Crack. In einem Strategiepapier fordert die Verwaltung unter anderem eine kontrollierte Kokain-Abgabe.
Die Stadt Frankfurt hat am Donnerstag eine neue Drogenstrategie vorgestellt. Sie solle gezielt die Crack-Problematik in der Stadt bekämpfen, wie Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne) mitteilte. „Die Verbreitung von Crack erfordert völlig neue Antworten von Drogenpolitik und Drogenhilfe“, sagte Voitl. Das Konzept wurde von Voitl und dem Drogenreferat in Zusammenarbeit mit Ämtern und der Polizei erarbeitet. Demnach konsumieren in den Drogenkonsumräumen rund 53 Prozent Crack; auf der Straße seien es etwa 80 Prozent der Abhängigen.
Zentraler Baustein der Strategie sei das geplante Crack-Suchthilfezentrum am Rande des Bahnhofsviertels in der Niddastraße 76. Die Stadt strebt eine Eröffnung bis Ende 2026 an. Es soll Hilfsangebote wie Konsumräume mit Rauchplätzen, medizinische Versorgung, psychiatrische Angebote, Rückzugszonen sowie einen eigenen Frauenbereich unter einem Dach bündeln. Polizei und Ordnungsamt sollen ein Umfeld- und Sicherheitskonzept umsetzen.
Die Stadt richtet zudem eine Reihe von Forderungen an die Landes- und Bundesregierung. Dabei zentral: Neue Modellprojekte gegen die Cracksucht. Während es für Heroinsucht seit langem Programme mit Ersatzstoffen gibt, mangelt es für Crackabhängige noch an einer etablierten Behandlung mit Ersatzmedikamenten. Gefordert seien Studien zu Medikamenten wie Lisdexamphetamin oder Modafinil. Auch medizinisches Cannabis solle erprobt werden.
Die Stadt schlägt außerdem vor, Kokain kontrolliert und in geringen Mengen an Cracksüchtige abzugeben. Das soll wissenschaftlich begleitet werden. Die Häufigkeit des Konsums der Süchtigen solle so verringert werden. Demnach sollen die Menschen perspektivisch in Hilfsangebote gebracht werden, um sie aus der Szene zu holen. Crack wird aus Kokain hergestellt.
„Wir müssen drogenabhängige Menschen so früh wie möglich in medizinische Behandlung bringen – und dürfen nicht warten, bis ihr Gesundheitszustand erst auf ein menschenunwürdiges Niveau gesunken ist“, betonte Voitl zudem. Als messbare Ziele nennt die Stadt weniger Straßenkonsum und mehr Vermittlungen in weiterführende Hilfen.
Künftig soll es in der Drogenhilfe in Frankfurt mehr Rauchplätze in bestehenden Konsumräumen geben, zusätzliche Streetwork-Teams auf der Straße sowie mobile medizinische und psychiatrische Angebote. Im bestehenden Suchthilfezentrum an der Niddastraße 49 sollen die Rauchplätze bis Ende des Jahres auf bis zu 20 ausgebaut werden. Auch die Zahl der Notschlafplätze und Safer-Use-Utensilien werde erhöht. Derzeit seien 143 Notschlafplätze verfügbar. Zudem setze die Stadt auf Mikroapartments als Brücke in weiterführende Hilfen.
Der „Frankfurter Weg“ gilt seit den 1990er-Jahren als international beachteter Ansatz: Er setzt auf Hilfe statt Strafe, mit Konsumräumen, Substitution und sozialarbeiterischer Begleitung. Die Zahl der Drogentoten ging dadurch deutlich zurück. Während in den 1990er-Jahren Heroin die Drogenszene dominierte, ist nach Angaben der Stadt seit 2012 Crack die am meisten verbreitete Droge. 200–250 Personen seien dauerhaft in der offenen Drogenszene unterwegs.