Die Verspieltheit aus „Everything Everywhere All At Once“ trifft in diesem Film auf die comichaften Coming-Of-Age-Sorgen von „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ und auf Zeitreise-Hirnknoten, die selbst Marty McFly staunen lassen würden.

Filmfans, die gern über die Austauschbarkeit des Superheldengenres lästern, schauen sich schlicht die falschen Genrevertreter an. Das ist dieses Jahr besonders deutlich. Schließlich feierte in den vergangenen Monaten unter anderem der ausgefallene „Shin Ultraman“ seine Deutschlandpremiere, und bald kommt das garstig-satirische „Toxic Avenger“-Remake ins Kino.

Daher wird es 2025 recht knifflig, den verrücktesten Superheldenfilm des deutschen Filmjahres zu küren. Denn neben diesen beiden Kandidaten buhlt ein chinesischer Sci-Fi-Coming-Of-Age-Action-Wahnwitz um diesen Titel, an dem ihr euch ab sofort ergötzen könnt: Diese Woche ist „Escape From The 21st Century“ auf DVD und Blu-ray erschienen!

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Darum geht es in „Escape From The 21st Century“:

1999 auf dem Planeten K, der unserer Erde verflixt ähnlich ist: Chengyong (Li Zhuozhao), Wang Zha (Chen Yichen) und Pao Pao (Kang Qixuan) sind unzertrennliche Freunde, die für jeden Schabernack zu haben sind. Als sie an einem Sommertag in einen knallbunten, von Chemikalien versuchten See fallen, steht ihr sorglos-pubertäres Leben jedoch Kopf.

Denn ab sofort reisen sie 20 Jahre in die Zukunft (oder zurück in die Gegenwart), wenn sie niesen. Das ist verwirrend, schließlich entpuppen sich ihre erwachsenen Ichs (Song Yang, Ruoyun Zhang und Leon Lee) als ganz anders als erhofft – und die Zukunft stellt sich noch dazu als von Korruption gezeichnet heraus.

So bleibt den verwirrten Freunden nichts anders übrig, als mit der Enthüllungsjournalistin Liu Lianzhi (Chuxi Zhong) alles dafür tun, die Welt zu retten – und ganz nebenher ihre durcheinandergewirbelte Freundschaftsdynamik wieder zu ordnen. Was für ein Glück, dass die Burschen über Superkräfte verfügen!

Ein berauschend-wilder, ulkiger Genretrip

Im schrägen Oscar-Abräumer „Everything Everywhere All At Once“ bekommt das Multiversum einen gewaltigen Knacks verpasst, um „Was wäre, wenn…“-Weltschmerz auszudrücken. Im Koffeinschock-Kultklassiker „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ werden pubertäre Ängste vor der romantischen und sexuellen Vergangenheit eines erfahreneren Schwarms in Videospiel-, Comicheftchen- und Teenie-Rock-Logik kanalisiert.

Und in der „Zurück in die Zukunft“-Trilogie werden paradoxe Zeitreise-Logikrätsel zum leichtfüßigen Abenteuer, das mit gewinnender Selbstverständlichkeit mit Genreregeln spielt. „Escape From The 21st Century“ mutet wie ein mit der amüsiert auf Pathos setzenden, physikalische Gesetze aushebelnden Attitüde einiger moderner China-Blockbuster versehene Teenie-Mischmasch dieser berühmten Hollywood-Exempel an:

Zeitreise-Hirnknoten, unbändige formale Spielfreude, Wehklagen über eingeschlagene biografische Pfade und pubertäre Eifersucht finden hier zu einem temporeichen, farbenfrohen, physikalisch unmöglichen, höchst ironischen präsentierten und im Kern des Ganzen dennoch emotional ehrlich aufgekratzten Trubel zusammen!

Regisseur und Autor Li Yang wirft dabei Meta-Humor, Popkulturreferenzen, länderübergreifende Jugendkulturmacken (auch auf Planet K ist McDonald’s ein beliebter Cliquen-Treffpunkt), erstaunliche und absichtlich schäbige Computereffekte, spritzigen Dialogwitz und ständige Spielereien mit der Bildästhetik auf einen Haufen und rüttelt ihn in hübscher Regelmäßigkeit ordentlich durch.

Da kann man zwischendurch den Überblick verlieren, vor allem hinsichtlich der Charakterzeichnungen, und im zweiten Drittel geht dieser sympathisch-hyperaktiven Superhelden-Sinnkrisen-Supersause kurz die Puste aus. Doch dank der charismatischen Besetzung und einer gewinnenden „Alles kann, nichts muss!“-Inszenierung saust „Escape From The 21st Century“ letztlich über diese Stolperschwellen hinweg.

Damit ist dieser exzentrische Mittelfinger ans Erwachsenwerden (oder wenigstens ans Langweiligwerden) wahrlich nichts für Filmfans, denen es nicht gesittet und ruhig genug zugehen kann. Doch alle, die für aufgescheuchten Maximalismus zu haben sind und die verrückteren Ecken des Superhelden-, Sci-Fi- und Actionkomödien-Kinos erkunden wollen, dürfen „Escape From The 21st Century“ nicht verpassen!

Eine weitere Huldigung ans Unangepasstsein erscheint übrigens demnächst endlich zum ersten Mal im deutschen Heimkino in 4K-Qualität. Mehr über den kultigen Rekordtitel erfahrt ihr im folgenden Beitrag:

Einer der größten Kultfilme aller Zeiten feiert 4K-Premiere im Heimkino: Er steht im Guinness-Buch der Rekorde!

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