Bocholt (NRW) – Überraschender Auftritt im Kommunalwahlkampf: Bayern-Regent Markus Söder (CSU) reiste heute in den äußersten Westen Deutschlands – um dort NRW-Chef Hendrik Wüst (CDU) in dessen Heimatwahlkreis Schützenhilfe zu geben.
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Im Gewerbegebiet von Bocholt (rund 73.000 Einwohner, nur fünf Kilometer von Wüsts Heimatort Rhede entfernt) hatte die CDU eine fast dreistündige Mammut-Veranstaltung organisiert – begleitet von Blasmusik der „Issel-Musikanten“ marschierten Wüst und sein Gast Söder in die (nicht ganz gefüllte) Logistikhalle ein.
Die beiden Hauptredner ließen sich ihre oft beschriebene Dauer-Rivalität nicht anmerken. Im Gegenteil – es wurde ein Auftriitt von zwei ziemlich besten Freunden.
„Was ist besser als ein Ministerpräsident? Zwei Ministerpräsidenten“, kalauerte Wüst und erinnerte an seinen letzten Auftritt wiederum im bayerischen Landtagswahlkampf. Es sei „eine Ehre, wenn die CSU meint, man hilft mehr, als dass man schadet. Der Auftritt im seinem Wahlkreis sei nun die Gegeneinladung: „Herzlich willkommen in meiner Heimat!“ Die neue Politiker-Bromance, sie gipfelte mit Wüsts Lob an den bayerischen Kollegen: „Lieber Markus, dass du so bist, wie du bist, ist gut…“
Gut gestärkt vom Mittagessen (kurz vor dem Auftritt postete er bei Instagram noch seine Salami-Pizza) nahm Söder die Komplimente vom „lieben Hendrik“ an, witzelte: „Vielen Dank für die lobenden Worte. Sie waren richtig.“ Und legte noch einen drauf, meinte in Anspielung auf die Körpergröße: „Es mag sein, dass es längere Ministerpräsidenten in Deutschland gibt. Aber keine größeren…“ Nicht mal Konkurrenz zwischen den beiden Bundesländern (Bayern ist flächenmäßig am größten, NRW hat die mit Abstand größte Bevölkerung) gebe es. „Geht‘s NRW gut, geht‘s Bayern gut, dann geht‘s auch Deutschland gut“, rief Söder den rund 1000 Zuschauern zu. Großer Jubel!
Vor rund 1000 Zuschauern machte CSU-Chef Söder Wahlkampf für die Schwesterpartei
Foto: Fabian Strauch/dpa
Was folgte: Wahlkampf-Rhetorik von Ampel-Abrechnung bis Weltraum-Fahrt. Echte Kommunalpolitik war allenfalls ein Randthema im Vorprogramm. In seiner (kurzen) Rede gab Bocholts Bürgermeister Thomas Kerkhoff (CDU) selbst zu: „Sie sind nicht wegen mir hier….“
Der Grund für den Aufmarsch der Polit-Schwergewichte: Deutschlands wichtigste Kommunalwahl am 14. September wird sowohl bei Union als auch SPD als erste Abstimmung über die schwarz-rote Bundesregierung gesehen. Die Angst vor dem Absturz und Stimmengewinnen für die AfD ist groß.
Bis zum 14. September sind auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) und Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) im Wahlkampf-Dauereinsatz.
Und zumindest bis dahin bleiben Wüst und Söder die ziemlich besten Freunden der Union – zum Schluss wurde CSU-Chef Söder auch noch zum Ehrenmitglied des CDU-Kreisverbands Borken ernannt. Angeblich ohne das Wissen von CDU-Landesschef Wüst …