Inhalt / Kritik

Die Journalistin Marissa (Hilary Swank) hat schon seit Längerem schwer zu kämpfen. So ist sie nach dem Tod ihres Mannes dem Alkohol verfallen, kommt einfach nicht mehr aus ihrem Loch heraus. Dass nun auch noch ihr Sohn Michael tot ist, gibt ihr den Rest, zumal unklar ist, wer den jungen Mann erschossen hat. Könnte dies etwas mit seiner Drogensucht zu tun haben? Marissa will das herausfinden und tut sich dafür mit Michaels schwangerer Freundin Paige (Olivia Cooke) zusammen, die nicht weiß wohin. Aber auch ihr zweiter Sohn Toby (Jack Reynor), der bei der Polizei arbeitet, tut alles dafür, den Mord aufzuklären. Doch je tiefer die drei graben, umso mehr begeben sie sich auch selbst in Gefahr …

Drama um eine auseinanderbrechende Familie

Es gab eine Zeit, da gehörte Hilary Swank zur Spitze Hollywoods. Sie erhielt zwei Oscars, 2005 stand sie auf der begehrten Time-Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Zwanzig Jahre später ist von diesem Ruhm aber nicht sehr viel geblieben. Zwar dreht die US-Amerikanerin weiterhin Filme und Serien. Dann und wann ist auch mal etwas Interessantes dabei wie die satirisch angehauchte Menschenjagd The Hunt. Die meisten Titel sind jedoch kaum erwähnenswert. Und das gilt leider auch für The Darkest Truth – Im Schatten der Wahrheit, ein Thrillerdrama über eine von Leid und Trauer geprägte Familie, die herauszufinden versucht, warum einer von ihnen ermordet wurde. Und natürlich auch von wem, da dies lange unklar ist.

Das klingt nach einem Whodunit-Krimi. Tatsächlich verbindet der Film dieses Element mit ganz viel Drama. Das gilt besonders für den Anfang, wenn wir mehr über die Familie erfahren. Der Vater tot, der Sohn ist tot, die Mutter von Schuldgefühlen geplagt. Sie trinkt zudem zu viel: Wie schon in dem Glaubensdrama Ordinary Angels spielt Swank eine alkoholkranke Mutter, die an ihrem Leid zu zerbrechen droht. Sie tut das routiniert. Ein bisschen zu routiniert, man bekommt nicht sehr viel Persönliches bei der Figur zu sehen. Dennoch ist der Part von The Darkest Truth – Im Schatten der Wahrheit noch der gelungenere, solange sich der Film auf die Familie konzentriert und deren Versuche, nach der Tragödie wieder ein Leben zu führen. Dass diese durch Trauer, Alkohol und Drogen kaputtgeht, ist zwar ein bisschen viel auf einmal. Prinzipiell nimmt man das aber ab, hat auch einige starke Szenen, wenn Marissa eine Leidensgenossin trifft.

Potenzial nicht genutzt

Regisseur und Co-Autor Miles Joris-Peyrafitte (Dreamland) löst sich davon aber mit der Zeit und verlagert den Schwerpunkt auf die Genreausrichtung. Da ist die besagte Mördersuche, aber auch ein Blick in die Abgründe einer von Gewalt, Drogen und Korruption geprägten Stadt. Irgendwie scheinen dann auch alle drinzustecken, ein Sumpf, aus dem es kein Entkommen gibt. The Darkest Truth – Im Schatten der Wahrheit versucht sich an einer Mischung aus Gesellschaftsporträt und Thriller. Das ist dann zwar schon irgendwie ganz atmosphärisch, wenn der Film betont düster ist. Aber es ist auch plakativ, wenn alles rau und trostlos sein soll, was in der Form ziemlich forciert ist.

Das größere Problem ist aber, dass der Thriller nie wirklich spannend ist. Auch wenn sich die Figuren prinzipiell in große Gefahr begeben und es mit Gangstern zu tun bekommen, entsteht daraus nie ein nennenswerter Nervenkitzel. Ähnlich zu der abgestumpften Protagonistin, die durch ihren Schmerz zu einer leblosen Hülle wurde, ist auch The Darkest Truth – Im Schatten der Wahrheit ohne Energie. So wichtig diese Themen eigentlich sind, von denen Joris-Peyrafitte erzählt, sie gehen einem nicht wirklich nahe. Das ist schade, weil es da auf jeden Fall das Potenzial für mehr gab. Das Szenario und die Besetzung klangen schon ziemlich vielversprechend. Das Ergebnis ist aber zu schwach, das erhoffte Comeback von Swank bleibt aus.

Credits

OT: „The Good Mother“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Miles Joris-Peyrafitte
Drehbuch: Miles Joris-Peyrafitte, Madison Harrison
Musik: Miles Joris-Peyrafitte, Eric Slick
Kamera: Charlotte Hornsby
Besetzung: Hilary Swank, Olivia Cooke, Jack Reynor, Hopper Penn

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