Am Europäischen Zentrum der Künste Hellerau in Dresden ist am Donnerstagabend das Festival „Transformation Forever“ eröffnet worden. Es widmet sich bis Anfang Dezember den gesellschaftlichen Umbrüchen in den 1990er-Jahren. „Das ist ein Projekt, das in zwei Teilen stattfindet“, so die Hellerau-Intendantin Carena Schlewitt bei MDR KULTUR. Es gebe zunächst eine Spurensuche im Hellerau der 90er-Jahre, dann öffne sich das ganze Projekt mit internationalen Produktionen in Richtung Mittel- und Osteuropa.
Auftakt mit Ausstellung und Vortrag in Hellerau
Zum Auftakt des Festivals wurde auch die Ausstellung „Zoom 90-06“ eröffnet. Sie widmet sich der wechselhaften Geschichte des Festspielhauses in Hellerau – beispielsweise in Interviews mit ehemaligen Akteurinnen und Akteuren der Szene. „Es ist ein Ausschnitt aus dem Werk der Neunziger, das in Hellerau geschaffen wurde, von sehr vielen freien Künstlerinnen und Künstlern“, so Carena Schlewitt. Dieser Ausschnitt zoome in die damalige Realität des Festspielhauses und der Geschichten, die sich dort abgespielt hätten. „Das Ganze ist natürlich auch eine Anregung für das Publikum, selber in die Neunziger mit ihren eigenen Geschichten einzutauchen“, betonte die Intendantin.
Das Festival bietet dazu Panels, Gespräche und Diskussionen an, etwa über die Gründung freier Produktionshäuser in Ostdeutschland oder über Tanz in Hellerau in den 90ern. Am Eröffnungsabend fand ein Vortrag von Jan Wenzel zu seinem Buch „Das Jahr 1990 freilegen“ statt.
Das Ganze ist auch eine Anregung für das Publikum, selber in die 90er mit ihren eigenen Geschichten einzutauchen.
Carena Schlewitt, Intendantin
Gastspiele mit Positionen aus Europa
Unter dem Motto „Transformation Forever“ stehen dann die Gastspiele von mittel- und osteuropäischen Künstlerinnen und Künstlern. Hier soll Tanz, Performance und Musik gezeigt werden. Den Auftakt macht am Freitagabend das Stück „Genetik Woyzeck“, eine Medien-Pop-Installation von Harriet Maria und Peter Meining, die bereits 1997 im Festspielhaus Hellerau gezeigt wurde. Jetzt – 28 Jahre nach der Premiere – stellt die Inszenierung neue, gegenwärtige Fragen zu Medien, Realität und Identität im Zeitalter von KI und Fake News.
Festival trotz massiver Kürzungen für Hellerau
Über dem Festival „Transformation Forever“ liegt für die Veranstalter aber auch ein Schatten. Das Europäische Zentrum der Künste Hellerau ist von massiven Kürzungen betroffen. Unter anderem bekommt es als Teil des Bündnisses internationaler Produktionshäuser in diesem Jahr deutlich weniger Geld vom Bund als noch 2024. Auch die Stadt Dresden kürzte ihre Zuwendungen.
Carena Schlewitt erklärte dazu: „Natürlich ist es so, dass wir im Moment hauptsächlich das Programm realisieren können, für das wir Drittmittelförderung bekommen haben.“ Das sei auch beim Festival „Transformation Forever“ der Fall. Es gebe Förderungen der Kulturstiftung des Bundes sowie vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Ohne diese Kombination von Drittmitteln hätte der Schwerpunkt 90er-Jahre „in dieser Gewichtung“ nicht durchgeführt werden können.
Mit Blick auf mögliche weitere Streichungen von Fördergeldern werde man sich auch mit Kollegen aus osteuropäischen Ländern austauschen, so Schlewitt: „Das alles findet ja statt, zum Beispiel in Ungarn und zunehmend in der Slowakei und hat stattgefunden in Polen.“ Es gehe darum, von dortigen Akteuren zu lernen: „Wie macht man denn dann überhaupt weiter, wie geht das?“ Auch um diese Fragen wird es für die Veranstalter während des aktuellen Festivals, das bis Anfang Dezember geplant ist, gehen.