Im vergangenen Jahr haben 1150 Frauen die Angebote wahrgenommen. Doch die Arbeit ist nur zu gut 80 Prozent Stadt und Land finanziert, jedes Jahr werden rund 60 000 Euro zusätzlich gebraucht. Zum Teil erwirtschaftet das der Verein durch Vorträge und Fortbildungsangebote. Weiteres Geld zusammenzubringen, hat sich der Förderverein der Frauenberatung auf die Fahnen geschrieben. Er wird heute 20 Jahre alt.
„Die Finanzierung von Hilfestrukturen zur Prävention und Verhinderung von sexualisierter und häuslicher Gewalt sollte keine freiwillige Leistung der Kommunen und Länder sein“, finden die Frauen der Beratungsstelle und des Fördervereins, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher begrüßen sie auch das neue Gewalthilfegesetz sehr, das die alte Bundesregierung Anfang des Jahres beschlossen hat. Damit haben Betroffene von häuslicher Gewalt einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung. Der aber erst 2032 gilt.
„Wir müssen noch sechs Jahre lang die Existenz der Beratungsstelle sichern“, macht Gisele Heidelberg-Leske vom Förderverein deutlich. Denn wegen steigender Kosten reiche die staatliche Unterstützung immer weniger. Dabei steigen die Zahlen häuslicher und sexualisierter Gewalt. „Wir nehmen immer mehr Anfragen wegen Gewalt wahr“, berichtet Sabine Böse, langjährige Mitarbeiterin der Beratungsstelle und Gründerin des Vereins. Mehr als die Hälfte der Anfragen habe damit zu tun. Zudem steige die Zahl der „Hochrisiko-Fälle“.
Auch Thanila Werner von der Fachberatungs- und Interventionsstelle Häusliche Gewalt und Stalking berichtet davon: „In diesem Sommer hatten wir wahnsinnig viel zu tun, kein Rückgang wie sonst in dieser Jahreszeit.“ 2024 sind nach Angaben der Polizei in Wuppertal 911 Fälle häuslicher Gewalt bekannt geworden, 100 mehr als 2023. Allerdings lässt sich bei den Polizeizahlen kein eindeutiger Trend erkennen, da die Zahlen 2019 noch höher lagen.
Idee des Vereins war,
die Beraterinnen zu entlasten
Den Förderverein der Beratungsstelle hat Sabine Böse am 5. September 2005 mit sieben Frauen gegründet, teils Kolleginnen aus der Beratungsstelle, teils Frauen aus dem Netzwerk der Beratungsstelle wie die Psychologin Ilse Dittmar und die Lehrerin Gisela Heidelberg-Leske, die bis heute im Verein aktiv sind. Sabine Böse erklärt, die Idee sei gewesen, die Beraterinnen davon zu entlasten, Projektanträge zu schreiben und um Spenden zu werben. „Damit haben sie mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit.“
Seitdem sammelt der Verein Spenden und Geld von Sponsoren, wendet sich an Firmen, Serviceclubs und Stiftungen, meldet sich auch politisch zu Wort, etwa zum Internationalen Frauentag am 8. März oder dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Aktuell wirbt er mit der Aktion „500 mal 30 Euro“ um Menschen, die dem Verein dauerhaft 30 Euro im Jahr zukommen lassen.
Angelina Rieser, die als Beraterin zum Team gestoßen ist und sich auch im Förderverein engagiert, will über Soziale Medien für den Verein werben. Das Geld wird gebraucht, um etwa eine Aushilfe zu finanzieren, die die Bürokraft der Beratungsstelle unterstützt, Weiterbildungen für die Beraterinnen zu bezahlen, Personalkosten für die Gruppenarbeit zu übernehmen, die sonst nicht stattfinden könnte.
„Unser großes Highlight ist ,Tilda’, die mobile Beratungsstelle“, sagt Sabine Böse. 2024 konnte die Beratungsstelle den farbig gestalteten Transporter mit einer Sitzecke im Inneren in Betrieb nehmen. Mit „Tilda“ können die Mitarbeiterinnen in den Stadtteilen oder bei Veranstaltungen eine niedrigschwellige Beratung anbieten. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, erzählt Sabine Böse. Anschaffung und Einrichtung wurden zum Teil über das Bürgerbudget finanziert. Für den Betrieb muss der Förderverein weiter Geld einwerben, um Versicherung, Steuern, Benzin und Stellplatzgebühren zu zahlen.
Der Förderverein organisiert zudem Ausstellungen mit Werken von Künstlerinnen in der Beratungsstelle, unterstützt die Beratungsstelle bei Aktionen und Veranstaltungen und organisiert eigene Benefizveranstaltungen und Akquise-Aktionen. Den Geburtstag feiern sie intern und hoffen als Geschenk auf viel weitere Unterstützung.