Frank Brabant ist 87 Jahre alt und in der Kunstszene gefeiert. Das, was er geschaffen hat, hat großen Seltenheitswert: Eine riesige Sammlung an hochkarätiger Kunst – an die 700 Werke gehören ihm. Schätzwert: 40 Millionen Euro. „Wenn man einmal Blut geleckt hat beim Sammeln, dann geht das immer so weiter“, erzählt Frank Brabant in der Doku „Brabant – Vom Nachtclub zur Millionensammlung“, die es in der ARD Mediathek zu sehen gibt.

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Die Menge an wertvoller Kunst ist beeindruckend, aber die Lagerung der wertvollen Stücke ist skurril. Nicht in einer pompösen Villa hinter dickem Glas, sondern in seiner Dachgeschosswohnung in Wiesbaden. In jedem Zimmer hängen die Bilder. Sogar im Bad und in der Küche. „Ich habe ja nicht für die Mappe gesammelt, sondern möchte damit leben“, so Brabant. Millionenkunst zwischen Zahnbürste und Küchentuch.

Seine Kunstsammlung ist weltweit gefragt

Gemälde hängen an der Dachschräge von Frank Brabants Wohnung.

Gemälde hängen an der Dachschräge von Frank Brabants Wohnung.
Bild © hr / Wero Jägersberg

Gerade kommen 90 Werke zurück, die Frank Brabant für eine Ausstellung verliehen hat. „Ich bin mit meinen Bildern in Wien, Kopenhagen, London, New York und Montreal vertreten gewesen“, schildert er. Nahezu jede Woche leiht Brabant Stücke für Ausstellungen aus. Seine Sammlung der klassischen Moderne ist in der Kunstwelt sehr begehrt.

Die klassische Moderne in der Kunst bezeichnet eine Epoche von ca. 1900 bis 1945, in der Künstler wie Picasso, Kandinsky oder Chagall radikal mit traditionellen Kunstformen gebrochen haben. Während zuvor wichtig war, die Wirklichkeit möglichst genau abzubilden, suchten die Künstler der klassischen Moderne neue Wege, um das Erlebte darzustellen. Strömungen wie Kubismus, Expressionismus und Surrealismus prägten diese Zeit.

Flucht in den Westen nach Stasi-Verhör

Dass Frank Brabant einmal zwischen Schätzen in Millionenhöhe sitzen würde, hat keiner geahnt. Er selbst wohl auch nicht. Geboren in Schwerin, aufgewachsen bei der Mutter als Trennungskind. In der DDR der 50er Jahre stand er bei einem Treffen der Freien Deutschen Jugend auf und sagte: „Ihr hetzt pausenlos gegen den Westen. Wie wollt ihr euch denn so wiedervereinigen?“ Kurz darauf war die Staatssicherheit bei ihm. Nach einem Verhör floh er in den Westen.

Als schwul geoutet, vom Vater verstoßen

Sein Vater, bereits im Westen, kümmerte sich nicht um ihn. So bezog Brabant ein Zimmer mit 18 weiteren Leuten. Während der Zeit erhielt er einen Liebesbrief von einem Mann, den die Zimmerwirtin öffnete, las und ihn daraufhin rausschmiss.

Weil er mit 20 damals noch als minderjährig galt, wurde sein Vater hinzugezogen: „Mein Vater hat sich das angehört und ich habe nie mehr was von ihm gehört. Das war furchtbar“, erzählt Brabant. Kurz darauf wollte er sich umbringen. „Habe ich Gott sei Dank nicht gemacht“, sagt er bestimmt.

Nach zwei Gläsern Wein kaufte er sein erstes Bild

Frank Brabant sitzt vor den Kunstwerken in seiner Wohnung.

Frank Brabant sitzt vor den Kunstwerken in seiner Wohnung.
Bild © hr / Wero Jägersberg

Durch Zufall entdeckte Frank Brabant seine Liebe zur bildenden Kunst. Weil er noch etwas Zeit bis zu einem Date hatte, ging er in die führende Galerie der Kunsthändlerin Hanna Becker vom Rath in Frankfurt. „Das waren elitäre Leute. Ich hatte eigentlich keinen Zugang zu denen“, erinnert sich Frank Brabant.

Doch es habe Häppchen und Getränke gegeben, und nach einem zweiten Glas Wein „bin ich ein bisschen leichtsinnig geworden.“ Frank Brabant suchte sich das günstigste Werk aus und fragte, ob er es abbezahlen könne. So kam er zu seinem ersten Bild: der „Redner“ von Max Pechstein, ein Holzschnitt. 300 DM kostete es damals. 

Sein „Pussycat“ wird zum Szeneclub

Seine ersten Sammlungsstücke kaufte er auf Kredit und stotterte sie nach und nach ab. „Die wirkliche Hochphase waren bei mir die 70er Jahre“, sagt Brabant. Nämlich mit dem Gewinn aus dem legendären Pussycat, einer Diskothek, die er Ende der 60er eröffnete.

Das Pussycat war der erste Club für Schwule im Rhein-Main-Gebiet, in dem auch viele Promis verkehrten. Homosexualität war zu der Zeit noch strafbar und gesellschaftlich weitgehend nicht toleriert: „Ich bin zweimal zusammengeschlagen worden, habe eine Morddrohung nach Hause gekriegt“, sagt Brabant. Ein Bordell wäre eher akzeptiert worden als das Pussycat, vermutet er.

Das Pussycat gibt’s längst nicht mehr, aber seine Kunstsammlung wuchs immer weiter. 2017 gab Brabant bekannt, was nach seinem Tod mit den Werken geschehen soll. Eine Hälfte wird an das Museum Wiesbaden und die andere an das Staatliche Museum Schwerin gehen.

Rahmen an Rahmen hängen die Bilder bei Frank Brabant.

Rahmen an Rahmen hängen die Bilder bei Frank Brabant.
Bild © hr / Wero Jägersberg

hr-Doku „Brabant – Vom Nachtclub zur Millionensammlung“

In der Dokumentation „Brabant – Vom Nachtclub zur Millionensammlung“ gelingt es hr-Filmautorin Wero Jägersberg, einen außergewöhnlichen Kunstsammler mit bewegter und zum Teil tragischer Vergangenheit zu porträtieren. Frank Brabant zwischen seiner Kunstsammlung zu beobachten, während er hier von „einem kleinen Picasso und da ein bisschen Kirchner“ spricht, ist sehr unterhaltend – nicht nur für Kunstbegeisterte.

Weitere Informationen

  • Die 45-minütige Dokumentation ist in der ARD Mediathek zu sehen und läuft am Dienstag, 9. September, 21 Uhr im hr-fernsehen.
  • Bilder aus der Sammlung von Frank Brabant sind vom 5. September bis 26. April in der Ausstellung „Feininger, Münter, Modersohn-Becker … Oder wie Kunst ins Museum kommt“ im Museum Wiesbaden zu sehen.

Ende der weiteren Informationen

Redaktion:
Lars Schmidt

Sendung:
ARD-Mediathek,

03.09.25

Quelle: hessenschau.de